Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition)
Unterhaltung in seinem Arbeitszimmer hatte er kein Wort mehr von sich gegeben.
So wütend hatte ich ihn noch nie erlebt. Dabei war Barrons schon oft in meiner Gegenwart aufgebracht gewesen.
Nachdem ich ihm meinen eisigen Todesstoß versetzt hatte, richtete er einen zutiefst verächtlichen Blick auf mich, der eine weniger starke Frau vernichtet hätte. Ich bin nicht schwach. Und er hatte diese Lektion verdient.
Dann hatte er sich von mir abgewandt und lange in den Spiegel gestarrt. Als er sich endlich wieder umdrehte, musterte er mich vom verwirrten Blondhaar bis zu den Flipflops mit den Keilabsätzen, dann verdrehte er die Augen zur Decke und sagte mir damit deutlicher als mit Worten: Ziehen Sie sich was an – Kleider für eine Erwachsene –, wir verlassen das Haus.
Als ich wieder herunterkam, führte er mich, ohne michanzufassen, zur Garage. Die Anspannung pulsierte wie Wellengang unter seiner Haut; das erinnerte mich an das unaufhörliche Farbenspiel unter der Haut der Unseelie-Prinzen.
Barrons hatte den Viper aus seiner Sammlung ausgewählt und sich hinters Steuer gesetzt. Mir war bewusst, dass er mich damit provozieren und daran erinnern wollte, dass mir nichts gehörte. Alles war sein Eigentum.
»Das ist Unsinn, und Sie wissen es«, fauchte ich. Ich konnte keinen Streit wegen der Dinge anfangen, die mich wirklich aufregten, deshalb arbeitete ich mit dem Material, das mir zur Verfügung stand. »Mom und Dad sind in Sicherheit, ich lebe, und Darroc ist tot. Sie haben nie näher ausgeführt, wer was bewerkstelligen muss oder auf welche Art es vonstattengehen soll. Sie haben lediglich ein Endresultat gefordert. Ihre Bedingungen sind erfüllt.«
Der Viper röhrte die Straße hinunter, und ich empfand brennenden Neid. Ich kannte den Thrill, den einem die Auspuffhitze unter dem Fahrersitz, und die schiere Freude, die einem der Schaltknüppel in der Hand vermittelten. Die starke Maschine wartete nur auf das nächste Kommando.
Ich brauchte Barrons nicht zu sagen, wie er fahren musste. Er wusste genau, wo ich die letzten zwei Nächte verbracht hatte. Er bog nach rechts, dann nach links ab, fuhr zwölf Blocks in Richtung Osten und sieben nach Süden.
Die Stadt war so still wie er. Obwohl ich die Anwesenheit von unzähligen Feenwesen da draußen spürte, sah ich keins auf den Straßen. Ich fragte mich, ob sie irgendwo eine Versammlung abhielten, um ihre nächsten Schritte zu planen. Ob sie sich durch den Verlust ihres Befreiers und Anführers verunsichert fühlten und einen neuen wählten? Wer würde die Aufgabe übernehmen? Einer der Unseelie-Prinzen?
In gewisser Weise war Darroc keine schlechte Wahl für den Herrscher über das Dunkle Volk gewesen. Er hatte sich eine heile Welt gewünscht, weil er die Menschheit und die Feen regieren wollte. Er mochte die menschlichen Freuden und hatte vor, sie weiterhinzu genießen. Die Jahre in unserem Bereich hatten seinen Hunger auf sterbliche Frauen und menschlichen Luxus gesteigert, deshalb hätte er sich beides bewahrt.
Es gab jedoch keine Garantie, dass derjenige, der seinen Platz einnehmen würde, ebenso empfand. Tatsächlich war es eher unwahrscheinlich, dass der neue Unseelie-Anführer auch nur im Entferntesten menschliche Gefühle hegte.
Falls einer der Dunklen Prinzen – sagen wir der Tod oder die Pest – das Ruder übernehmen sollte, würde er sich keine langfristigen Ziele setzen und keine Zurückhaltung auferlegen. Er würde schwelgen, bis nichts mehr da wäre, was er verschlingen kann. Genau genommen hätten wir Glück gehabt, wenn ein Ex-Seelie über das Dunkle Feenvolk geherrscht hätte. Ich wusste, woraus die Prinzen bestanden: aus Leere, die so ausgedehnt und finster wie der Nachthimmel war. Ihr Appetit war grenzenlos, unersättlich.
Ich hatte gesehen, was bei dem Zusammentreffen von Seelie und Unseelie passierte, als sie sich auf der Straße begegnet waren. Die Erde hatte sich aufgetan. Würden die beiden Völker im großen Stil aufeinandertreffen, würden sie die Erde vollkommen zerstören.
Sie könnten sich auf einem neuen Planeten heimisch machen, wir nicht.
Die Menschen würden aussterben.
Ich war der Ansicht gewesen, dass ich keine unmittelbare Aufgabe hätte, dass nichts drängt. Das stimmte nicht. Je länger das Buch sein Unwesen treiben konnte und die Feenwesen sich gegenseitig bekämpften, umso größer war die Gefahr, dass die Menschheit ausgelöscht wurde.
Ich fragte mich, ob sich Barrons dessen bewusst war, ob er sich überhaupt
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