Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition)
darum scherte. Er konnte vermutlich alles überleben – einen Angriff der Feen und sogar einen nuklearen Fallout. Würde er sich mit den anderen Unsterblichen auf unserem Planeten zusammentun oder mit ihnen weiterziehen? Ich musste wissen, wo er stand. »Wir haben ernsthafte Probleme, Barrons.«
Er trat so heftig auf die Bremse, dass ich ein Schleudertrauma bekam. Ohne Sicherheitsgurt wäre ich durch die Windschutzscheibe geflogen. Ich war tief in Gedanken versunken gewesen und hatte nicht bemerkt, dass wir angekommen waren.
»He, ich bin sterblich!«, maulte ich und rieb mir den Nacken. »Sie könnten versuchen, nicht zu vergessen, dass … he, was soll das?… Barrons !«
Er riss mich so brutal aus dem Wagen, dass er mir beinahe die Schulter ausgekugelt hätte.
Ich hatte gar nicht mitgekriegt, dass er ausgestiegen und auf meine Seite gekommen war. Plötzlich war ich auf dem Bürgersteig und wurde an eine Hausmauer gepresst.
Er drängte sich an mich und hielt mich mit Armen und Beinen wie in einem engen Käfig gefangen.
Ich stemmte die Handflächen gegen seine Brust, um ihn auf Abstand zu halten. Sein Brustkorb hob und senkte sich wie ein mächtiger Blasebalg. Sein steinhartes Glied drückte sich an meinen Schenkel – er war viel größer, als ich es in Erinnerung hatte. Zu groß. Ich hörte das Zerreißen von Stoff.
Ich sah zu ihm auf und erschrak. Seine Haut hatte die Farbe von Mahagoni und wurde mit jeder Sekunde dunkler. Er war größer, als er sein durfte, und glühendes Rot leuchtete aus seinen Augen. Als er knurrte, sah ich lange schwarze Fangzähne im Mondlicht.
»Benutzen Sie nie wieder Sex als Waffe gegen mich!«, stieß er grollend zwischen den großen Zähnen hervor.
Ich zuckte mit den Schultern.
»Lassen Sie das verdammte Schulterzucken«, zischte er. Seine Wange lag an meiner, und ich spürte, wie die Kanten schärfer und die Flächen größer wurden. Wieder riss ein Kleidungsstück.
»Ich war wütend.« Und dazu hatte ich jedes Recht gehabt.
»Das bin ich auch. Aber ich verlege mich nicht auf Psychospielchen.«
»Sie manipulieren mich die ganze Zeit.«
»Ich bin skrupellos, ja. Und ich behalte meine Meinung undmeine Absichten für mich, auch das ist richtig. Hin und wieder dränge ich Sie, etwas zu sagen, was Sie ohnehin loswerden wollen. Aber ich setze Sie nie wirklich unter Druck.«
»Barrons, was wollen Sie von mir? Es war …« Ich suchte nach dem passenden Wort, mir gefiel allerdings nicht, was ich fand. »… unreif. Okay? Aber Sie sind nicht ganz schuldlos. Sie haben davon gesprochen, mich zu töten.«
Die Klapperschlange in seiner Kehle rührte sich.
»Sie schulden mir auch eine Entschuldigung«, fuhr ich schneidend fort.
»Wofür?« Etwas streifte mein Ohr, verletzte die zarte Haut. Ich fühlte warmes Blut und seine Zunge, die es aufleckte.
»Sie haben mir nicht gesagt, dass Sie nicht sterben können. Haben Sie auch nur die geringste Ahnung, wie es für mich war, Ihnen im Todeskampf zuzusehen?«
»Ah – Moment. Ja, es hat Sie dazu gebracht, nach nur wenigen Stunden mit Darroc zu vögeln.«
»Eifersüchtig, Barrons? Klingt fast so.« Auf keinen Fall würde ich mich rechtfertigen oder verteidigen. Er hatte auch keine Erklärungen abgegeben. Deshalb hatte ich mir ja alle möglichen Dinge ausgemalt und mich letzte Nacht um ein Haar vor ihm zum Riesentrottel gemacht.
Die Luft zischte zwischen seinen Zähnen, als er sich von der Mauer abstieß. Erst jetzt, da ich seine Körperwärme nicht mehr spürte, realisierte ich, wie kalt die Nachtluft war. Er stand zitternd und knurrend mit dem Rücken zu mir mitten auf der Straße, die Hände zu Fäusten geballt, so dass die langen Klauen zwischen den Fingern hervorschauten.
Ich lehnte an der Mauer und beobachtete ihn. Er kämpfte – offenbar wollte er selbst bestimmen, welche Gestalt er annahm. Zwar war ich im Augenblick auf beide wütend, trotzdem wäre er mir als Mensch lieber. Das Tier war … emotionaler, falls man dieses Wort auf Barrons in welcher Erscheinung auch immer anwenden konnte. Es verwirrte mich und stürzte mich in Konflikte. Ständig seheich vor mir, wie es der Speer durchbohrte – dieses Bild würde ich nie wieder loswerden.
Mir wäre nie eingefallen, dass eine Provokation meinerseits eine solche Auswirkung haben könnte. Barrons war immer so selbstbeherrscht und diszipliniert. Ich hatte gedacht, dass es seine bewusste Entscheidung war, wenn er sich in das Monster verwandelte. Dass es nur passierte,
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