Shakespeare, Katz & Co
abrupt zum Stehen, was eigentlich ganz gut so war, da Mycroft sich hingebungsvoll kratzte und nicht bereit war, auch nur einen Fußbreit vor Captain Sneddon’s stolzer Companie zurückzuweichen. Wäre es nicht zu der glücklichen Unterbrechung gekommen, hätte es einige Verletzte gegeben.
Der verführerische Rotschopf, der eine verzierte blaue Robe trug, kam atemlos und mit wogendem sommersprossenübersätem Busen angerannt. »Schau«, keuchte sie, »ist Alexander nicht allerliebst?«
»Ich weiß nicht, ob ›allerliebst‹ das treffende Wort ist«, sagte Penelope, als sie in die Hocke ging, um Alexanders Kopf zu streicheln. Ein Kopf, eine leckende Zunge und ein heftig wedelnder Schwanz war alles, was von dem kleinen Terrier zu sehen war, dessen Körper in einem Kettenhemd steckte.
»Er ist das süßeste kleine Ding, das ich kenne«, sagte Laney.
»Wenn er weiter so sabbert, wird er noch rosten«, erwiderte Penelope.
»Er freut sich nur, dich und Mikey zu sehen. Er möchte so gern ein Ritter sein. Das hat er mir gesagt.«
»Nun, dann soll er Sir Hund sein.« Penelope erhob sich. »Können wir nun mit der Show anfangen?«
Sir Kater und Sir Hund gingen stolz hinter dem königlichen Banner her und führten den restlichen königlichen Festzug an.
Der königliche Festzug schlängelte sich ohne Pannen durch das malerische elisabethanische Dorf. Die Königin winkte und lächelte ihren zahlreichen jubelnden Untertanen zu. Ihre zwei treuen Höflinge, Sir Walter und Sir Robert, folgten ihr in respektvollem Abstand. Robin Hood und seine fröhliche kleine Truppe gingen dicht dahinter, obwohl fröhlich vielleicht nicht der richtige Ausdruck war, um Little Russell und Little Ralph zu beschreiben, die grimmig in die Menge starrten und alle anknurrten und davor warnten, ihre Königin anzugreifen.
Erleichtert, daß der Festzug ohne jeden Zwischenfall vonstatten gegangen war, befand sich Penelope in recht guter Laune. Bis sie den königlichen Pavillon betrat. Dort wurde sie vom Fänger der Gila Monsters und den Scheinwerfern des Kamerateams der ach so atemlosen Lola LaPola begrüßt, die in einem elisabethanischen Gewand steckte. Zumindest war Penelope froh, den Baseballspieler zu sehen – bis sie bemerkte, daß er einen Stapel dieser schrecklichen Werbezettel in der Hand hielt.
»Hier ist sie«, sagte Lola und klang wie Bob Barker, der Miss America ankündigte. »Elisabeth die Erste, Königin von England.« Sie stieß den jungen Baseballspieler rüde zur Seite, was gar kein so leichtes Unterfangen war, wenn man seine Körpermaße bedachte.
Das heißt Königin von ganz England, du dumme Kuh, dachte Penelope ziemlich unfreundlich, während sie verbissen in die Kamera lächelte. Sie bemerkte, daß Lola LaPola einen enormen gesellschaftlichen Fauxpas begangen hatte: Ihr Kleid war rot.
Nur der Königin war es erlaubt, Rot zu tragen. Das wußte jeder.
Vielleicht wäre die unselige Fernsehreporterin damit noch davongekommen, hätte sie Sir Walter nicht einen dicken, fetten Kuß auf die Lippen gedrückt, der hastig – aber viel zu spät – zurückwich und wußte, daß er nun ziemlichen Arger bekommen würde.
»Vielen, vielen Dank, daß du mich eingeladen hast, Andy«, sprudelte Lola auf ihre übliche atemlose Art hervor. »Das wird solch einen Spaß geben. Und so eine tolle Story. Fernsehen ist mein Leben.«
Penelope stimmte ihr zu und starrte auf den roten Lippenstift, der Sir Walters Lippen zierte. Das würde mächtig Spaß geben.
»Entschuldige mich«, sagte Sir Walter, als ihm plötzlich einfiel, daß er sich um dringliche Hofangelegenheiten kümmern mußte. Hastig gesellte er sich zu der königlichen Leibgarde, die bei den Hors d’oeuvres standen, und steckte eine Traube in den trockenen Mund.
Nun, die Farben Grün und Rot passen normalerweise ganz gut zueinander, doch in diesem Moment wirkte irgend etwas störend. Zu ihrer eigenen Überraschung mußte Penelope feststellen, daß sie vor Eifersucht kochte, was ihr gar nicht ähnlich sah. Bei jeder anderen Frau auf der Welt (Daryl Hannah war natürlich die rühmliche Ausnahme) hätte Penelope nicht die leiseste Spur von Eifersucht verspürt, aber Lola-Fernsehen-ist-mein-Leben-LaPola brachte sie dazu, daß sie rot sah.
Sie drehte sich zu Lola um und lächelte sie lieblich an. »Wie kann ich Ihnen helfen, Lola-Schätzchen?« fragte sie.
»Nun, zuerst möchte ich ein paar Hintergrundinformationen, und dann werde ich den restlichen Tag mit Ihnen verbringen. Ich will
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