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Shakran

Shakran

Titel: Shakran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Winter
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erst um mich. Die Schutzperson zuerst. Die ganze Art, wie sie vorgegangen ist, ich hätte es genauso gemacht. Wie aus dem Lehrbuch. Und wenn sie unbewaffnet war, ist es logisch, dass sie meine Waffe mitgenommen hat. Ich hatte eh keine Verwendung mehr dafür.«
    »Vielleicht wollte sie nur sicherstellen, dass er tot war. Eine Art Aufräumkommando.«
    Acorn sah Val an und blinzelte. »Dann hätte sie aber nicht gut aufgeräumt.«
    »War sie nervös? Aufgeregt?«, fragte Val stattdessen.
    »Nein.« Acorn schüttelte den Kopf. »Eher das Gegenteil. Bestimmt, ruhig, kontrolliert. Hat sich mit mir unterhalten. Mich aufgemuntert. Jemand anderer wäre in so einer Situation so gut wie nutzlos gewesen. Sie wissen ja, die meisten laufen herum wie aufgescheuchte Hühner.«
    Val nickte. Acorn hatte recht. Viel zu selten fand sich jemand, der in den ersten kritischen Minuten Ruhe bewahrte.
    »Wie viele Leute, was meinen Sie, erkennen eine schallgedämpfte Waffe an ihrem Klang?«, fuhr Acorn fort.
    »Hat sie das?«, fragte Mark.
    »Sie hat auf eine Walther getippt. Die kleine 7.65. Damit hatte sie auch recht, genau so eine hat der Bastard verwendet.«
    Mark und Val warfen sich einen Blick zu. Soeben war die Sache interessant geworden.
    »Warum nennen Sie die Frau Juliet?«
    »Ich habe sie nach ihrem Namen gefragt. Sie hat gesagt, ich soll sie Juliet nennen.«
    Mark blinzelte. »Sie haben sie einfach nach ihrem Namen gefragt?«
    Acorn schmunzelte. »Hätte ich das nicht tun sollen?«
    »Können Sie uns sonst noch etwas sagen?«, fragte Val.
    »Ist das nicht genug?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Schauen Sie«, meinte Acorn. »Stellen Sie sich vor, Sie haben Feierabend. Sie sind nicht bewaffnet. Sie hören einen Schuss aus der Herrentoilette. Gehen Sie der Sache nach?«
    Val dachte kurz nach. »Vermutlich würde ich das tun. Es ist mein Job. Wieso?«
    »Ohne Waffe?«
    »Ich kann mich hoffentlich auch so verteidigen.«
    »Und wenn Sie nicht die geringste Ahnung von Selbstverteidigung hätten?«
    »Würde ich es mir zehnmal überlegen. Worauf wollen Sie hinaus?« Val gab sich betont neutral. Mark kannte diesen Gesichtsausdruck. Irgendetwas passte ihr nicht. Ganz und gar nicht.
    »Genau das meine ich. Juliet war vom Fach. Entweder ist sie eine von uns, oder sie gehört zur Konkurrenz, auf jeden Fall ist sie ausgebildet für solche Situationen. Es gibt nicht viele, auf die das zutrifft.«
    »Gut«, sagte Mark. »Wenn das so ist, was würden Sie vermuten, Agent Acorn? Militär? FBI, Homeland Security? Was denken Sie, zu welchem Verein gehört sie?«
    Acorn blinzelte. »Gute Frage. Im ersten Moment habe ich an Special Forces gedacht, doch mittlerweile bin ich mir ziemlich sicher, dass sie vom Secret Service ist.«
    »Warum?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Es ist nur so ein Gefühl. Vielleicht liegt es an der Art, wie sie sich umgesehen hat. Wie sie geredet hat. Ich weiß es nicht.«
    »Ist sie Amerikanerin?«, fragte Val.
    Acorn sah sie an. Er schien zu überlegen.
    »Ich denke, schon. Oder Kanadierin. Sie hat diesen Ton, den man von Leuten kennt, die Französisch sprechen.«
    »Irgendeinen Akzent?«, fragte Mark nach und machte sich einen Vermerk.
    »Nein.« Acorn schüttelte den Kopf. »Meine Schwester ist drei Jahre lang auf ein Internat in Frankreich gegangen. Als sie zurückkam, hatte sie auch diesen Ton in der Stimme. Es ist kein Akzent. Wissen Sie, was ich meine?«
    »Ich denke, schon«, meinte Mark.
    Val wechselte das Thema. »Wie lange waren Sie schon dem Senator zugeteilt?«
    »Sechs Wochen. Ich wechsle mich mit drei Kollegen ab.«
    »Warum hatte Senator Malvern nur einen Bodyguard?«
    »Die Bedrohungsstufe für ihn wurde als gering eingestuft. Zudem mochte der Senator keine Leibwächter. Er sah darin einen zu massiven Einschnitt in sein Privatleben. Oft genug ist er ganz ohne Leibwächter unterwegs gewesen. Wir haben seinen Wohnsitz bewacht, und es war immer ein Mann von uns in seiner Nähe, wenn er auf Reisen war. Mehr nicht. Er hatte keine Angst, allein herumzulaufen. Wie Sie vielleicht wissen, war er mal Lieutenant bei den Army Rangers. Hat Vietnam mitgemacht.«
    Nein, Mark hatte das nicht gewusst, aber Val nickte.
    »Wissen Sie, ob er irgendwelche Drohungen bekommen hat?«, fragte sie.
    »Mir ist nichts bekannt. Aber fragen Sie mal im Hauptquartier nach. Die sammeln und analysieren alles.« Er verzog das Gesicht zu einem schiefen Lächeln. »Das Dossier für Washington ist am umfangreichsten. Nur Verrückte hier. Woran liegt

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