Shakran
meine Beine nicht spüren, durch den Schock ist mein Rückenmark angeschwollen. Wenn ich Pech habe, bleibe ich behindert. Wissen Sie was?«
Mark und Val sahen ihn fragend an.
»Ich werde auf dem Grab von diesem Bastard tanzen!«
Mark räusperte sich. »Ich hoffe es für Sie«, sagte er, und er meinte es ernst.
Er griff sich einen der Stühle. Auch Val setzte sich und schlug die Beine übereinander. Heute ging ihr Rock nur knapp übers Knie. Sie sah Mark und Acorn an, verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf.
»Geht es Ihnen gut genug, um uns den Tathergang zu schildern?«, fragte sie schließlich.
Acorn wurde ernst. »Ich habe gerade nichts Besseres zu tun.« Er drückte einen Knopf am Bett, und mit einem leisen Surren hob sich das Kopfteil ein Stück an. »Schießen Sie los.«
»Haben Sie etwas dagegen, wenn ich die Unterhaltung aufzeichne?«, fragte Mark und holte ein Aufzeichnungsgerät aus der Jackentasche.
»Machen Sie nur.«
Mark schaltete es ein, nannte zuerst seinen Namen, dann Ort, Tag und Uhrzeit und zuletzt Acorns Namen. Danach sah er Walter Acorn erwartungsvoll an.
»Es war seltsam«, begann dieser. »Man bereitet sich auf so einen Tag wie gestern jahrelang vor. Man hofft, dass man schneller ist, besser ist als der Mistkerl, der irgendwann kommt, wenn man nicht damit rechnet. Man hofft, dass man den Mumm hat, sich der Kugel in den Weg zu stellen. Und dann so was.« Er sprach langsam und bedächtig, es strengte ihn an.
Val sah ihn überrascht an. »Ich dachte, Sie hätten genau das getan?«
Acorn schüttelte den Kopf. »Ich hatte gar keine Chance. Er kam rein, nickte uns freundlich zu, dann hatte er die Waffe auch schon in der Hand und schoss. Ich kam gar nicht dazu, irgendwas zu tun.«
Stille.
»Das war's? So schnell?«, fragte Val.
Acorn nickte.
»Können Sie den Mann beschreiben?«
»Ich glaube nicht, dass ich den je wieder vergessen werde. Groß, schlank, schwarze Haare, gut gekleidet, südländischer Typ.«
Er griff nach einem Plastikbecher und nippte am Wasser. »Fragen Sie Juliet. Sie hat ihn vielleicht gesehen. Er muss ja an ihr vorbeigegangen sein.«
Mark sah Val an. »Juliet?« Bis jetzt waren sie davon ausgegangen, dass die mysteriöse Frau den Täter nicht gesehen hatte, dass sie erst nach dem Schusswechsel zum Tatort geeilt war.
»Ja. Die Frau, die mir das Leben gerettet hat.« Er sah die beiden erstaunt an. »Das habe ich doch schon alles gesagt.«
»Können Sie die Frau beschreiben?«, fragte Val.
»Natürlich. Wenn man denkt, es ist das Letzte, was man in diesem Leben sieht, dann schaut man genau hin. Außerdem ist sie eine verdammt schöne Frau. Aber warum fragt ihr? Wisst ihr nicht, wer sie ist?«
Mark zuckte mit den Schultern. »Die Zeugin hat sich nicht gemeldet bei uns. Im Augenblick sind wir uns über ihre Rolle bei der ganzen Sache noch nicht im Klaren.«
»Ihre Rolle?«, fragte Acorn hitzig. »Sie hat mir den Arsch gerettet!«
Mark und Val wechselten einen Blick.
Acorn musterte sie. »Ihr wisst wirklich nicht, wer sie ist?«, fragte er langsam.
Beide schüttelten den Kopf.
»Ich könnte schwören, dass sie eine von uns war. Sie hatte diesen Blick. Ohne ihre schnelle Hilfe wäre ich innerhalb kürzester Zeit verblutet.«
»Das wissen wir. Abgesehen davon, dass sie Ihre Pistole mitgehen ließ, liegt auch nichts gegen sie vor. Wir suchen sie als Zeugin«, erklärte Mark. Er sah zu Val hinüber. Sie runzelte die Stirn, weil sie anderer Meinung war.
»Wenn ihr Juliet findet, richtet ihr aus, dass ich ihr was schulde.«
»Das werden wir. Könnten Sie uns jetzt die Frau beschreiben?« Mark klappte zusätzlich sein Notizbuch auf.
Acorn lehnte sich zurück und schloss die Augen. »Ungefähr so groß wie der Senator. Also etwas unter eins achtzig, ohne die Absätze. Dunkelbraune Augen, lange, glatte dunkle Haare. Sommersprossen. Benutzt das gleiche Parfüm wie meine Schwester, Saffram oder so.«
»Sa Femme«, sagte Val.
»Oder so. Die Haare waren gefärbt, sie ist wahrscheinlich blond oder dunkelblond. Schlank, athletisch, durchtrainiert. Nicht wie eine Bodybuilderin, eher wie bei einer Triathlonsportlerin. Schlanke Hände. Lange Finger, graziös, aber kraftvoll. Ich wette, sie hat irgendwann mal Klavier gespielt. Eine Narbe über der linken Schläfe. Direkt am Haaransatz, kaum zu sehen. Ich bin mir sicher, sie ist eine Kollegin.«
Val sah ihn forschend an. »Also gut. Wieso denken Sie das?«
»Sie hat sich als Erstes um den Senator gekümmert, dann
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