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Shaman Bond 04 - Liebesgrüsse aus der Hölle

Titel: Shaman Bond 04 - Liebesgrüsse aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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einen.) Merlins Spiegel war verschwunden, direkt nachdem er uns hier abgesetzt hatte, als schäme er sich. Ich rief ihn wieder hervor, und er schlüpfte beinahe entschuldigend wieder in meine Hand zurück. Ich sagte ihm, er solle mir den Eingang zur Area 52 zeigen, und der Spiegel präsentierte mir einen völlig neuen Blick auf unberührtes Eis und Schnee. Ich schwang den Spiegel hin und her, und er zog mich hartnäckig in eine bestimmte Richtung, wie ein Hund, der etwas erschnüffelt hatte. Also ging ich voran durch den Schnee und folgte dem Spiegel. Molly stapfte glücklich neben mir her und sang fröhlich ein altes Lied vor sich hin: »Es lebt der Eisbär in Sibirien, es lebt in Afrika das Gnu. Es lebt der Säufer in Delirien, in meinem Herzen lebst nur duauauuuuu«.
    Ich pflügte durch den tiefen Schnee. Meine gerüsteten Beine sanken mit jedem Schritt tief ein, bis ich schließlich durch einen Graben stapfte, den ich selbst schuf. Ich sank tief in den Schnee ein, aber in meinem verstärkten Zustand fegte ich hindurch, als wäre er gar nicht da. Kurze Fontänen von Eis und Schnee flogen hoch in die Luft, nach rechts und links, als ich mir mit brutaler Gewalt den Weg erzwang. Meine Vernunft sagte mir, dass Doktor Delirium und Tiger Tim nichts mit der Apokalyptischen Tür anstellen würden, solange Methusalem nicht aufgetaucht war; und dem Unsterblichen waren wir ja dicht auf den Fersen. Aber ich war nicht sicher, ob ich an die Vernunft glauben sollte. Da war etwas in der Luft, in der Atmosphäre, ein Gefühl von Immanenz. Von etwas Schrecklichem und Miesem und Furchtbarem, das man nicht mehr ändern konnte, wenn es geschah, das aber jederzeit losgehen mochte.
    Die Tür. Die Apokalyptische Tür. Und siehe, ich werde die Riegel brechen und die Schlösser zerschmettern und die Hölle auf Erden entfesseln. Die Toten werden die Lebendigen überwältigen, und die Verdammten werden Rache nehmen an den Unschuldigen.
    Molly glitt feierlich neben mir her. Sie schwebte ungefähr dreißig Zentimeter über dem Boden und musste sich kaum anstrengen, einfach so dahinzugleiten. Hin und wieder schleuderte ich etwas Schnee in ihre Richtung, aus Prinzip, aber wenn er am Ziel ankam, war sie irgendwie nie da. Wenigstens sang sie dieses verdammte Lied nicht mehr. Allerdings war ich sicher, dass sie heimlich ein paar neue Verse schmiedete.
    Nach einer Weile kam mir die Idee, meine gerüsteten Füße zu Schneeschuhen umzuformen, auch wenn das so aussah, als hätte ich goldene Waffeln da unten. Aber sie verteilten mein Gewicht besser und erlaubten mir, auf dem Schnee zu gehen. Ich ging wesentlich schneller und strengte mich dabei nicht mehr so an. Molly sagte nichts, das aber auf sehr laute Art.
    Die Landschaft schien sich kaum zu verändern, als wir weitergingen. Die schroffen Berge nahmen nun den halben Horizont ein und ragten weit in den brillantblauen Himmel. Das Sonnenlicht wurde schmerzhaft grell von den schneebedeckten Hängen zurückgeworfen. Die Schneefelder erhoben sich vor uns, Schneefahnen wehten hier und da ins Nichts. Ab und zu hielt ich an und hob meine Sicht in der Hoffnung, einen Blick auf die Area 52 oder wenigstens den Eingang in der Ferne zu erhaschen, aber die Basis blieb hartnäckig unsichtbar. Seltsame Energien brachen aus den Bergen und fielen wieder in sich zusammen, tanzten auf den Berggipfeln, allerdings zu keinem Zweck - oder mit einer Wirkung, die ich nicht begriff. Manchmal konnte ich merkwürdige Kreaturen in der Ferne vorbeihuschen sehen, auch einige, die sich tief unten im Schnee verkrochen. Einige hatten derart abstrakte Formen, dass ich nicht einmal sicher war, ob sie real waren oder nicht, oder ob es sich einfach nur um Manifestationen eines unbekannten Phänomens handelte. Als wir näher an einen bestimmten Berg kamen, sah ich darin eine ganze Stadt, umgeben und eingeschlossen von Jahrtausenden Schnee und Eis. Groß und fremd, geschaffen aus monströsen und seltsam gestalteten Formen, die mein Verstand zwar erfassen wollte, aber nicht konnte. Sie waren zu groß, zu fremd und besaßen viel zu viele Winkel, um eine wirklich reale Form einzunehmen. Nichts Menschliches war in dieser uralten, monströsen Stadt zu entdecken, sie war für menschliche Augen oder Sinne nicht gemacht worden. Ich hatte keine Ahnung, welche Wesen darin leben könnten, ohne völlig wahnsinnig zu werden.
    Ich hatte gar nicht bemerkt, dass wir angehalten hatten, um es anzustarren, bis Molly sich dicht neben mich stellte und mit einer

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