Shaman Bond 04 - Liebesgrüsse aus der Hölle
endlich.
»Ich bin sicher, du hättest auch daran gedacht«, sagte ich großzügig. »Irgendwann einmal.«
Wir gingen in Richtung einer großen Ebene aus Schnee und Eis und hielten ab und zu inne, um Merlins Spiegel hervorzuziehen und ihn wie einen Kompass zu benutzen. Ich wollte sichergehen, dass wir die Richtung beibehielten. Es gab immer noch kein Anzeichen von einer Area 52 oder von irgendetwas, das wie ein Eingang aussah. Wir waren jetzt schon beinahe eine Stunde unterwegs, auch wenn ich die Uhr meiner Rüstung benutzen musste, um das genau sagen zu können. Mit so wenigen echten Landmarken war es schwer, die Zeit und den Raum einzuschätzen. Dann hielt ich plötzlich an und sah mich jäh um. Molly schwebte neben mir, mit wachen und aufmerksamen Augen.
»Du fühlst es also auch«, sagte sie. »Wir sind nicht allein. Ich kann nichts sehen, aber ich kann es fühlen, in meinen Knochen und im Blut. Etwas anderes ist mit uns an diesem Ort, und es weiß, dass wir hier sind. Es beobachtet uns.«
»Ein Wachhund«, sagte ich knapp. »Etwas in der Art muss es sein. Wenn du eine geheime Basis hier eingerichtet hättest, dann würdest du einen oder zwei Wachhunde einsetzen, oder? Aber welches Wesen würde in dieser Umwelt von allein überleben können? Ohne meine Rüstung oder deinen Schutzzauber wären wir schon Minuten nach unserem Eintreffen erfroren. Also, was auch immer hier ist, es müsste schon sehr widerstandsfähig und eklig sein, wenn es hier überleben kann, wo alle anderen es nicht können. Du kannst mir übrigens auch widersprechen, Molly, denn ich fange an, frustriert zu sein.«
»Ein Wendigo?«, meinte Molly und sah sich hastig um. »Ein riesiger Eisbär? Hatte Superman im Film nicht ein paar von denen, die auf seine geheime Basis aufpassten? Oder hab ich das nur geträumt?«
»Ich habe mal einen von zwei russischen Werwölfen hierhin geschickt, erinnerst du dich?«, sagte ich nachdenklich.
»Ja, wir haben schon einiges hinter uns.«
In diesem Moment platzte direkt vor mir der Roboter-Wachhund unter dem Schnee hervor, eine riesenhafte Gestalt aus Stahl mit glühenden roten Augen, schnappenden Stahlhauern und wirbelnden Stahlklauen. Er traf mich hart auf die Brust und warf mich zurück. Ich musste kämpfen, um auf den Beinen zu bleiben. Er war größer als ich und schwerer, ein massiver Hund aus Stahl mit Gliedern, die sich durch seine Maschendrahthülle bewegten. Er krallte sich an mir fest, und kratzte meine Schultern mit seinen Vorderpfoten, während seine unteren Pfoten bemüht waren, sich in meinen Bauch zu graben. Er versuchte, mir die Eingeweide herauszureißen. Stahlklauen kratzten vergeblich an meiner Rüstung, während Zähne aus Stahl gegen meine goldene Kehle krachten und zerbrachen. Ich griff dem Wachhund an die Vorderläufe und zwang die schnappenden Stahlkiefer von meinem Gesicht fort.
Molly sauste um mich herum und versuchte, ein klares Schussfeld zu bekommen. Sie schrie ein paar Sätze, die sie für kluge Ratschläge hielt. Ich konzentrierte mich darauf, den Killer-Roboterhund von mir fortzukriegen, bis er schließlich hilflos in meinem Griff hing, auch wenn seine unteren Läufe immer noch auf der Suche nach etwas, das sie angreifen konnten, zuckten. Dann zerriss ich den Hund, erst ein Glied nach dem anderen, dann Stück für Stück, bis nicht mehr genug da war, das funktionieren konnte. Die Teile lagen über den Schnee verstreut, einfach nur ein paar komplizierte Stahlteile und funkelnde Technik, die sich mühsam bewegten und zuckten, während ihnen der letzte Rest Energie ausging. Die glühenden roten Augen brauchten lange, um zu verlöschen. Ich kniete mich hin und untersuchte das Durcheinander sorgfältig, während Molly neben mir herschwebte.
»Das war nicht einfach nur ein blöder Roboter«, sagte ich endlich. »Da war definitiv Intelligenz am Werk. Eine primitive KI. Ich hätte versuchen sollen, mit ihr zu kommunizieren.«
»Wie denn genau?«, fragte Molly. »Mach Sitz? Versuch mal, mich nicht zu töten? Guter Hund?«
»Wie lange er wohl hier unter dem Schnee gelegen hat?«, fragte ich mich. »Geduldig im Dunkeln wartend, für Monate oder vielleicht sogar Jahre. Auf etwas oder jemanden, der hier vorbeikam? Und wenn jemand auftauchte, befahl ihm seine Programmierung nichts als den Angriff. Glaubst du nicht auch, dass es sehr einsam war? Armes Ding. Armes Hundi.«
»Armes Hundi?«, fragte Molly. »Er hätte dich mit dem größten Vergnügen zerrissen und wahrscheinlich
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