Shaman Bond 04 - Liebesgrüsse aus der Hölle
Mutter und meines Vaters.«
»Wir haben ihnen jede Chance gelassen, sich zu ergeben. Ziele wie die der Schimmel-Faktion nehmen den Tod immer billigend in Kauf, auf die eine oder andere Weise.«
»Du hast meine Mutter und meinen Vater getötet«, sagte Molly.
»Du hättest einen anderen Weg finden können«, sagte ich der Matriarchin.
»Du weißt, dass das nicht immer möglich ist«, sagte sie kurz. »Hast du dir die Zeit genommen, alle Möglichkeiten abzuwägen, als du deinen Onkel James getötet hast? Meinen Sohn? Den legendären Grauen Fuchs?«
»Das war nicht Eddies Schuld!«, sagte Molly sofort. »Du hast James geschickt, um Eddie zu töten! Und du versuchst immer noch, ihn zu manipulieren, selbst jetzt! Mit seinen Gefühlen zu spielen und dem blinden Pflichtgefühl, das ihr ihm eingebläut habt! Das ist alles, was du kannst. Alles für die Familie. Du bist schon verantwortlich für den Tod so vieler ... Was sind da ein paar mehr, selbst wenn sie zur Familie gehören! Ich will dich tot sehen für das, was du getan hast, du kaltherzige Hexe!«
Der Seneschall war bereits auf den Beinen und hatte aufgerüstet. Zwei übergroße Gewehre erschienen aus dem Nichts in seinen Händen. Der Waffenmeister war nur eine Sekunde später aufgestanden, um die Matriarchin mit seinem eigenen Körper zu schützen. Aber er hatte nicht aufgerüstet. Onkel Jack mochte Molly. Er glaubte nicht wirklich, dass sie die Matriarchin verletzen würde, aber er kannte seine Pflicht. Harry hatte sich gar nicht gerührt. Er saß nur da, völlig entspannt, und besah sich das Drama, das sich vor ihm abspielte, mit einem Interesse, in das sich Heiterkeit mischte.
Mir war klar, dass die Situation auf hundert unangenehme Arten eskalieren konnte, also schnappte ich Molly von hinten, warf sie über meine Schulter und ging mit schnellen Schritten aus dem Sanktum. Sie versteifte sich für einen Moment auf merkwürdige Weise, wehrte sich aber nicht, sondern erlaubte mir, sie vom Ort des Geschehens wegzutragen. Obwohl ich mir sehr sicher war, dass ich später für diese unwürdige Tat würde bezahlen müssen. Hinter uns konnte ich hören, wie der Waffenmeister lachte und applaudierte. Über meinen Rücken lief ein Schauder, ich erwartete halb eine Kugel vom Seneschall, aber ich war vorsichtig genug gewesen, ihn nicht durch Aufrüsten zu provozieren. Und außerdem glaubte ich nicht, dass meine Großmutter dem Seneschall erlauben würde, mir in den Rücken zu schießen. Falls sie wirklich noch einmal meinen Tod anordnete, dann würde sie wollen, dass ich ihn kommen sah.
Ich ließ das Sanktum hinter mir und schlenderte nonchalant durch das Herrenhaus, Molly immer noch über der Schulter.
»Jeden anderen hätte ich schon in eine Kröte verwandelt«, sagte sie leichthin. »Oder in irgendetwas anderes Kleines, das glibbrig ist und dessen Hoden auf der Oberfläche schwimmen.«
»Ja«, erwiderte ich. »Aber ich habe die Privilegien eines Freundes.«
»Du überschreitest hier ganz klar eine Grenze, aber so richtig.«
»Weiß ich«, sagte ich. »Das nächste Mal trägst du mich dann weg.«
»Ich liebe es, wenn du schmutziges Zeug redest.«
Nach einer Weile setzte ich sie ab, wir gingen in mein Zimmer im obersten Stockwerk des Herrenhauses, und ich machte es wieder gut. Danach lagen wir eng umschlungen auf meinem Bett, die Klamotten überall verstreut, der Schweiß trocknete langsam auf unseren nackten Körpern. Ich konnte die Kratzer ihrer Fingernägel auf meinem Rücken spüren. Molly hatte ihren Kopf auf meine Brust gelegt und gab kleine Laute der Zufriedenheit von sich. Ich ließ meinen Blick langsam über mein Zimmer schweifen. Es war nicht sehr groß, wie Zimmer nun einmal waren, aber es war größer als die meisten in Drood Hall. Selbst mit vier eigens hinzugefügten Flügeln, die man im Lauf der Jahre ans Haus angebaut hatte, war Platz ein Luxus. Die Familie wird mit jedem Jahr größer, und jedes Jahr wird es schwerer, uns alle unterzubringen. In nicht allzu ferner Zukunft werden wir entweder noch einmal anbauen oder umziehen müssen. Aber keiner will darüber reden. Noch nicht.
Das Zimmer war mit allem Üblichen ausgestattet, aber nur mit wenig Charakter. Ich war nie lange genug hier, um ihm meine Persönlichkeit aufzudrücken. Dennoch schien es gerade jetzt friedlich, still, weit weg vom Rest der Familie und all ihren Problemen.
»Also«, sagte ich schließlich. »Was haben Isabella und du herausgefunden?«
»Wir haben den Maulwurf
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