Shaman Bond 04 - Liebesgrüsse aus der Hölle
vielleicht drüber gestolpert«, schnaubte der Waffenmeister.
Ich hievte mich selbst aus meinem Stuhl und fand auch eine handliche Oberfläche, um meine Teetasse darauf zu stellen. Dann starrten der Waffenmeister und ich finster auf den Beschleunigten auf der Bahre hinunter.
»Also«, fragte ich. »Warum sind Sie nicht tot?«
»Lassen Sie mich hier raus«, sagte er. »Ich habe Krämpfe. Sie können mich hier nicht so festhalten, ich habe Rechte!«
»Nein, die haben Sie verdammt noch mal nicht«, sagte ich heftig. »Wir sind nicht das Gesetz und nicht die Regierung. Wir sind Droods, und Sie sitzen tief in der Scheiße. Eine Menge guter Leute sind heute Morgen gestorben, von Ihrer und der Hand Ihrer Leute! Wenn Sie also Ihre Organe gern innen tragen, dann wäre das jetzt echt eine gute Zeit, um Fragen zu beantworten.«
Das musste man dem Mann lassen. In seiner Lage musste er aus dem Häuschen sein vor Angst, aber da ihn die Beschleunigungsdroge schon schrittweise tötete, hatte er wohl auch erkannt, dass wir seine beste Hoffnung waren, am Leben zu bleiben. Also schnaubte er nur laut und sprach in die Luft, als seien wir nicht da.
»Ist ja schon gut. Ich war einer der letzten, die durch das Dimensionstor kamen. Die letzte Welle vor den Selbstmordattentätern. Und ich will hier und jetzt sagen, dass keinem von uns was über diesen besonderen Zusatz zum Plan gesagt wurde! Wir sind Söldner, keine Märtyrer. Wie auch immer, ich wurde von der Seite von einem Drood angegriffen, mir wurde die Luft aus den Lungen geboxt, und ich prallte hart auf dem Boden auf. Das Nächste, was ich weiß: Ich liege unter einem verdammten Greifen. Riesig großes, stinkendes Biest. Und ich merke natürlich, dass die Droge wirkt und die Nebeneffekte einsetzen. All die Extrakraft ging mir aus, und ich konnte fühlen, wie ich älter wurde. Fühlte, wie meine Muskeln schrumpften, mein Herz langsamer wurde und meine Lungen schwerer atmeten ... Ziemlich miese Erfahrung.«
»Klar«, sagte der Waffenmeister und tippte sich nachdenklich mit einem Finger ans Kinn. »Gefangen unter dem Greifen konnte er sich nicht bewegen, also seine letzten Energien auch nicht aufbrauchen. Jetzt läuft er nur noch auf Reserve, wenn man so sagen will.«
»Werde ich sterben?«, fragte der Söldner.
»Natürlich werden Sie sterben, Sie widerliche Kreatur«, sagte der Waffenmeister. »Und absolut zu Recht obendrein.«
»Aber«, unterbrach ich ihn. »Je hilfsbereiter Sie sind, desto eher werden wir versuchen, die Droge aus Ihrem Kreislauf zu entfernen. Deal?«
»Ich hasse Droods«, sagte der Söldner, »immer so verdammt vernünftig.«
In diesem Moment erschien der Seneschall. Er stampfte herüber zu uns, immer noch voll im Kampfrausch.
»Hab gehört, ihr habt einen Gefangenen! Ist er das? Natürlich, natürlich. Seht ihn euch nur an. Ich habe schon Leute beerdigt, die weniger tot aussahen als er. Also, warum wurde ich nicht informiert? Ich verlange, beim Verhör anwesend zu sein!«
Und er ließ eifrig seine Knochen knacken.
»Du verlangst hier gar nichts, Cedric«, sagte der Waffenmeister kalt. »Das ist nicht dein Job. Was zur Hölle machst du überhaupt hier? Dein Job ist es, das Herrenhaus und die Familie zu schützen. Also such deine Leute zusammen, und stell sicher, dass uns keiner entkommen und in der ganzen Verwirrung ins Herrenhaus geschlüpft ist. Und wenn du schon dabei bist: Ich will, dass jeder Quadratmeter des Parks gründlich durchsucht wird, um sicherzugehen, dass sich keiner irgendwo versteckt.«
»Du könntest Max und Vicky helfen, unter den Greifen nachzusehen«, schlug ich, immer bereit zu helfen, vor. »Da haben sie diesen hier gefunden. Ja, ich weiß, die Greifen stinken, sind eklig und generell widerwärtig, aber irgendeiner muss es ja tun, und ich kann mir keinen vorstellen, den ich lieber für diesen Job haben wollte.«
»Meine Leute bringen gerade die inneren Verteidigungen wieder in Schuss«, sagte der Waffenmeister, um dem Seneschall keine Möglichkeit zum Protest zu geben. »Aber du musst noch kontrollieren, ob sie alle gut funktionieren. Und stell den Status der äußeren Verteidigungen fest. Wenn du das erledigt hast, lass deine Leute regelmäßige Patrouillen im Park durchführen, nur für den Fall, dass sich wieder ein Dimensionstor öffnet. Wir können es uns nicht leisten, noch einmal beim Schlafen erwischt zu werden. Wenn du das alles gemacht hast, dann kannst du wieder herkommen, und wir finden etwas anderes, was du tun
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