Shampoo Planet
ein bißchen über die Familie, meine Schule und seine Arbeitsaussichten.
»Wenn du willst, kannst du Jasmine erzählen, ich würde bald aus diesem Drecksloch ausziehen. In 'ne luxuriöse Eigentumswohnung.«
»Hmmm?«
»Ronnie läßt mich in einem der Zwiebel-Slopes-Apartments wohnen, das er nicht loswird. Er glaubt, er wird es nie verkaufen. Ich kann dir nicht sagen, wie hoch die Miete sein wird.« Ronnie ist Dans Ex-Partner.
»Nein. Natürlich nicht.«
»Eingebautes Großbildschirm-TV, Verdunkelungsvorhänge, Xenon-Laser-Alarmanlage, erhöhter Podiums-Whirlpool vor einer Panoramascheibe mit Blick über den Zwiebel-Canyon.« »Mensch!«
»Das ist mein Ding. Wird wieder so gemütlich wie in alten Tagen. Ganz für mich. Das Leben ist herrlich.« Ich finde, der bewundernswerteste Zug an Leuten, bei denen es ansonsten wenig zu bewundern gibt, ist immerhin das Fehlen von Selbstmitleid.
»Dan, ich muß jetzt los.« Von seiner herablassenden Art wird mir übel. Bei ihm hört sich das Verlassen meiner Mutter so an wie ein Großeinkauf im Supermarkt, nachdem man groß beim Pferderennen gewonnen hat.
Dan sieht auf seine Uhr und sagt, er erwarte einen Anruf in der Telefonzelle an der Ecke. Das Weltraumzeitalter-Telefon, das er letztes Jahr als Zugabe für eine Tankfüllung Benzin erhielt (welche Überraschung), funktioniert nicht mehr. Er kommt mit mir die Treppe hinunter. »Du kriegst das, wofür du bezahlst«, ruft er und flitzt an mir vorbei zum klingelnden Telefon in der Zelle an der Ecke. »Alles, was ich von jetzt an kaufe, wird von bester Qualität sein«-er nimmt den Hörer auf, und bevor er spricht, brüllt er mir noch zu - »europäischer.«
So.
Vielleicht hat Anna-Louise recht - vielleicht kannst du wirklich nie wissen, was zwischen zwei Leuten, die sich lieben oder nicht mehr lieben, vor sich geht -, ich werde Dan und Jasmine nie begreifen. Am besten, keine Kraft mit Erwägungen vergeuden.
Auf der anderen Seite der Straße geht Der Mann mit den 100 Haustieren und ohne TV und karrt Zeitungen zum Papiercontainer. Soziales Bewußtsein. Eine Welle von Panik durchflutet mich, als ich überlege, ob die Scheidung wohl Einfluß auf die Konditionen meiner sechs verschiedenen Kreditkarten hat, für die ich mich im Vorjahr bei den Karten-Anwerbern auf dem Campus verpflichtet habe. (»Sehen Sie bloß diese Hologramme, Mister Johnson. Und stellen Sie sich diese Hologramme in Ihrer Brieftasche vor.«) Na ja.
Ich steige ins Comfortmobile, werfe 'ne heiße Kassette ein in der Hoffnung, irgendeine zufällige Musik könnte meine Laune aufpeppen, aber nichts da. Ich nehme die Kassette wieder raus, atme durch, knall' die Tür, starte das Biest von Auto und lasse mich treiben wie ein silberner Vogel auf dem Rücken eines Alligators, der den Amazonas hinuntertreibt.
10
»Die Hälfte vom Alter des Mannes plus sieben.« »Hä?«
Jasmine erwidert, dies sei die chinesische Formel für eine erfolgreiche Ehe.
Sie war gerade nackt bei der Hausarbeit, als ich zur Haustür hereinkam. Aus Bescheidenheit schlang sie sich einen Flurläufer um die Hüften, schnappte sich einen roten Rollkragenpulli aus dem Wäschekorb sowie ein Paar von Daisys Knöchelsöckchen. Ihr ist überhaupt nicht klar, wie lächerlich sie aussieht, wie sie da mit mir in meinem Modernarium sitzt. Und wieder einmal hocken wir in der klassischen Talkshowmaster/Stichwortgeber-Anordnung.
»Denk an alle Paare, die du kennst, Tyler. Ich war 31 und Dan 35, und sieh dir an, was passiert ist. Dan hätte eine 25jährige heiraten sollen. Großpapa heiratete Großmama, als er 24 und sie 20 war, und bald feiern sie Diamantene Hochzeit.«
Jasmine sieht so jung aus. Sie muß ein gutes Hippiegirl abgegeben haben. Mit zwanzig war sie bestimmt umwerfend.
»Sei nicht bedrückt«, fügt sie hinzu, als ihr einfällt, daß Anna-Louise und ich beide 20, also zum Scheitern verurteilt sind. »Es ist nur ein Aberglaube.«
Wie ein echter Talkshow-Gast schlürft Jasmine ihren Red-Zinger-Tee und wechselt das Thema. »In jedem Fall freut es mich zu hören, daß Dan einer von den Typen geworden ist, die Anrufe in Telefonzellen bekommen. Danke, daß du den Auftrag erledigt hast. Ich schicke dich nicht noch einmal hin.«
»Dem Himmel sei Dank.«
»Ich denke, er ist langsam aus meinem System herausgefiltert. Ich habe ziemliche Distanz. Erinnerst du dich, daß wir jahrelang in diesem Haus lebten, ohne zu bemerken, daß in den Winkeln der Decke Spinnen ihre Nester gebaut hatten,
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