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Shampoo Planet

Shampoo Planet

Titel: Shampoo Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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miteinander. Welch eine Überraschung!
    Auf Dan und Jasmines Parties sprach Jim mit uns Teenagern über die Temperatur seines Weinkellers. Ich sah in Jim einen Typen, der als Passagier in Flugzeugen wahrscheinlich coolen Einzelgängerphantasien nachhing, sich weigerte mit seinem Sitznachbarn zu sprechen, schweigend in Übereinstimmung mit den Denkspielen seiner Zeitschrift vor sich hin nickte und männlich-kurz angebunden zum Flugpersonal war.
    Aber jetzt ist das Leben von Jim und Lorraine anders geworden. Nicht so sehr wegen ihrer Armut, sondern wegen eines Vorfalls, der sich im späten Frühjahr letzten Jahres in Afrika ereignete.
    Sie hatten einen Wochenendausflug unternommen, um einen riesigen See zu besichtigen, der sich bis zum Horizont erstreckte und dessen Oberfläche ganz mit rosa Seerosen und elefantenohrförmigen Seerosenblättern bedeckt war. Auf eines dieser Jumboblätter hatte Lorraine ihr fünfmonatiges Baby Kirsty gesetzt, um für ein, wie Jim und Lorraine fanden, »niedliches« Video zu posieren. Innerhalb von Sekunden, während der Sony surrte und Lorraine strahlend in ihrem bunten Kleid, das sie zweifellos im Souvenir-Shop einer Kunstgalerie erworben hatte, danebenstand, sprang ein großer, schuppiger brauner Fisch unter einem Seerosenblatt hervor. Er erfaßte Kirstys wurstiges Ärmchen und zog sie mit sich hinunter in den sumpfigen Morast - in eine Welt, in der augenlose Monster Knollen und abgeworfene Häute fressen und wo sich unsere finstersten Alpträume widerspiegeln -eine erstickte Welt, in der tote Babies gemeinsam weinen.
    Das Ganze geschah in höchstens drei Sekunden. Auch auf dem Video. Und jetzt sind Jim und Lorraine gebrochene Leute mit Gehirnschaden, ähnlich einem Korallenriff in Florida, das von einem unberechenbaren Frachter zertrümmert wurde und sich nie wieder regenerieren wird.
    »Ty, glaubst du, daß das gräßliche Paar Kirsty absichtlich auf das Blatt gesetzt hat? (einen kleinen Schubs inbegriffen)«, fragte Daisy in ihrem Kopenhagen-Brief.
    »Das ist kaum die Art von Mord, die du inszenieren kannst«, schrieb ich auf meiner letzten Postkarte zurück.
    »Und außerdem war Kirsty keine mangelhafte Ware oder so was. Du kennst doch Yuppies. Lorraine erzählte Mama, daß Kirsty eine Begabung für Saiteninstrumente besäße, als diese erst drei Monate alt war. Also nehme ich an, daß sie Emotionen in sie investiert hatten. Nicht nur Geld. Menschen können dich überraschen.«
    Jim und Lorraine sind jetzt schweigsame, nervöse Leute, und wie die meisten schweigsamen, nervösen Leute überwachen sie leise dein Verhalten, um zu sehen, ob du auch nervös bist, wobei sie die Zahnabdrücke auf deinem Bleistift zählen, innerlich tabellarisch deinen Cocktailkonsum aufzeichnen und dich in gespielter Gutmütigkeit auf eine Zuckung aufmerksam machen, von der du vielleicht gar nichts gewußt hast. Jedenfalls reicht's aus, daß ich mir wünschte, Jim wäre wieder der alte Unsensible. Aber nein, unmöglich.
     
    »Du mußt auf die KittyPump drücken, als wolltest du einen Eisbecher für Filmstars zubereiten!« kommandiert Großvater den zuckenden Jim, der unterwürfig »Jawohl, Sir« antwortet, und ohne zu lächeln seine Zähne von einem Ohr zum anderen bleckt.
    Das ist kein Ehrgeiz. Das ist Verzweiflung.
     

36
     
    Stephanie löst sich aus dem gebannt zuschauenden Mob und folgt mir in die kerzenbeleuchtete Küche. »Stimmt etwas nicht?« fragt sie. »Qa va?«
    »Anna-Louise und ich haben Schluß gemacht.« Stephanies Gesicht ist ausdruckslos, diplomatisch. »Oder vielmehr, sie hat mich verlassen.«
    Schweigen. Um das Schweigen zu brechen, erzähle ich ihr Einzelheiten - von Kiwis Postkarte (»Wo ist die Kartei«), dem gerade durchgemachten Streß, meinem Absacken am College ... Von der Küche aus können wir durchs Wohnzimmerfenster sehen, wie Monique von einem Taxi abgesetzt wird. Sie platzt durch die Haustür herein, während ich einer mitfühlenden Stephanie mein Leid klage.
    »Wir haben uns in einer Satellitenschüssel geliebt!« brüllt sie von der Diele her. »Es war so schön warm - in der Schüssel -, weil sich da das ganze Licht bündelt.« Alle Köpfe im Wohnzimmer fliegen herum zu Monique wie ein Fischschwarm, der die Richtung ändert. Sie kommt direkt in die Küche gerannt.
    Ich fühle mich wie ein prüder Trottel, während ich »Schscht...« mache. Ich meine, ich bin ja für Selbstdarstellung, aber bitte behalte die Selbstdarstellung für dich. Wenn Moniques wüster

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