Shampoo Planet
Sittenkodex auch eigentlich nicht als schlampig zu bezeichnen ist, so hat er doch einen klebrigen Beigeschmack, ähnlich einem aufgeplatzten Paket mit weißem Zucker, der von einem Supermarktregal herunterrieselt.
Aber Stephanie brennt darauf, alle Einzelheiten zu erfahren, versucht mich zu beschwichtigen und verschiebt den Bericht meiner Trennung auf später, wenn ihre Sensationslüste gestillt sind. Die beiden verfallen blitzschnell in einen französischsprachigen Neuaufguß von Moniques sexuellen Praktiken, und nachdem das Schlimmste vorüber ist, wechseln sie wieder ins Englische, wodurch auch ich in die Geschichten über den mächtigen Millionär Kirk eingeweiht werde. Ebenfalls anwesend sind Daisy und Murray, die zur Entschuldigung anführen, daß sie hier zu Hause sind und demnach ein Recht darauf haben, alle Skandale zu erfahren. KittyWhip hat merklich an Reiz verloren.
»Kirk hat einen Stall voller Pferde«, erzählt Monique. »Und er hat eine Ehefrau, die an ein ... ein ... Lebenserhaltungssystem angeschlossen ist. Und er hat ein High-Tech-Apartment. Und er hat ...«
»Aber wie ist er?« frage ich.
»Wie?«
»Was für eine Art Mensch ist er?«
»Mysterieux. Tres mysterieux. Ich glaube, er arbeitet für den CIA, und vielleicht war er in Vietnam. Er scheint mir ein, wie du es nennst, Kriegsgefangener zu sein.«
Jasmine kommt in die Küche, um uns zu bitten, leise zu sein.
»Monique hat sich einen Millionär geangelt«, sage ich. »In Lancaster?«
Ich entdecke Kiwis Postkarte drüben am Eisschrank und gehe hinüber, um sie zu lesen, wobei ich Moniques gedämpftes, sexschwangeres Geschwätz ausblende.
Kiwi schreibt:
Hi Kumpel,
hier unten ist Frühling. Neuseeland ist viel kleiner geworden, seit ich wieder hier bin. Würde viel lieber deine »Cocktails« auf S's Dach trinken, anstatt dauernd mit wachsender Begeisterung auf Schafe zu starren. (Witz!) Ah, oui, Paris. Scheint eine Million Meilen entfernt und doch gleich nebenan. Nicht einen Piep von Monique, seit ich abgereist bin, aber sie ist auch nicht die Sorte Flittchen, die schreibt, oder? Wenn du Steph das nächste Mal per Brief umschwärmst, richte Ihrer Hoheit bitte aus, sie solle M. daran erinnern, daß ich verdammt noch mal existiere. Alles nur Schäkerpüppchen.
Halte dich aufrecht. Skifahren angesagt nächsten Juli?
Kiwi.
Auf dem Eisschrank klebt eine neue Zeichnung von Mark, eine Geisha mit Vampirzähnen, die einen Martini in der Hand hält. Unter der Zeichnung steht:
die Geescha geht ganz schief weil ihre Kimonoschärpe 500 Pfund wiegt weil sie in ihrer Schärpe Uranium! versteckt hat.
»Sie sollten einmal Liebe in einer Satellitenschüssel probieren, Mrs. Johnson«, sagt Monique gerade begeistert, als ich von der Karte aufblicke. »Es ist stärkend, und außerdem werden Sie noch von der Sonne gebräunt.«
»Ganz ohne Zweifel«, sagt Jasmine errötend.
Daisys kabelloses Prinzessinnen-Telefon fiept unter einem Stapel Pizza-Wurf Sendungen ins Leben. »Das wird für mich sein«, sagt Monique und wühlt sich durch den Papierkram. »Ich habe Kirk deine Telefonnummer gegeben, damit er mich jetzt hier erreichen kann. Er wollte noch schnell einen Hubschrauber kaufen.«
»Mein Telefon ist hier drüben, Monique«, sagt Daisy und nimmt den Hörer hoch. »Ich werde antworten.« Daisy verfällt in einen französischen Comic-Akzent: »'allo? 'ier ist die Residence von Monique. Weer sprischt dort? Kirk? 'allo Kirk.«
Daisy blinzelt zu Monique hinüber und fuchtelt kokett in der Luft herum, doch auf einmal verliert ihr Gesicht jeden Ausdruck. »Dan? Bist du das, Dan?« Daisys Augen werden groß wie Untertassen. Eine Sensation. »Es ist Dan! Er ruft wegen Monique an - Dan ist Kirk!« Wildes Geschrei.
Monique versucht, so viele Fragmente an Würde zu retten, wie sie kann. Sie ergreift den Hörer und schnaubt beleidigt: »Du bist ein Lügner.« Sie nimmt eine Pose von Rechtschaffenheit ein, eine Hand an der Hüfte: »Ich will nicht mit dir sprechen. Auf Wiederhören.«
»Hey«, ruft Großvater, »Ruhe da drinnen!«
Jasmine entreißt mit glücklichem Gesichtsausdruck, eine Rarität, seit ich wieder aus Europa zurück bin, Monique das Telefon und sagt: »Hi, Dan. Du solltest ein bißchen vorsichtiger mit deinen Eskapaden sein, sonst schießen deine Versicherungsbeiträge hoch in den Himmel.«
»Versicherungsbeiträge?« fragt Stephanie. Ich versuche ihr zu erklären, weich hohe Prämien du bezahlen mußt, wenn du einen Unfall oder
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