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Shampoo Planet

Shampoo Planet

Titel: Shampoo Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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Säcke halbgefüllt mit Süßigkeiten, während sie in Gedanken erwartungsvoll auf noch mehr Süßigkeiten hoffen.
    »Das sind Andy und Edie«, flüstere ich, glücklich beim Anblick von Andy Warhol und Edie Sedgwick, glücklich zumindest, sie im siebten Himmel schweben zu sehen.
    Es ist wirklich so, als würden Kinder in einem Traum leben.
     
    An Halloween vor einem Jahr in Lancaster brachte ich Anna-Louise dazu, mit mir »Planeten« zu spielen. Wir hatten im Giftmülldepot zu Mittag gegessen und uns unsere Platzdeckchen vorgelesen. Anna-Louise hatte ein »Mixed Drinks of America«-Platzdeckchen (»Tyler, einen Fünfer, wenn du mir sagen kannst, was ein Rob Roy ist«). Mein Platzdeckchen war zum Thema »Die Planeten«, vervollständigt durch schwindelerregend viele lustige Zahlenkolumnen.
    Als wir danach wieder draußen auf der Route 666 waren, kaufte ich am Stand eines Farmers einen Kürbis und ein paar Erbsenschoten. Dann fuhren wir beide hinaus aufs offene Feld in der Nähe der Anlagen, und nachdem ich einige Berechnungen mit dem Rechner meiner Armbanduhr angestellt hatte, legte ich den Kürbis auf den Boden und sagte Anna-Louise, sie solle daneben warten. Dann ging ich ein gutes Stück weiter, so daß wir uns gerade noch durch Schreien verständigen konnten, brach eine Schote auf und plazierte eine einzige Erbse vor mir auf der trockenen Erde.
    »Du bist die Sonne«, schrie ich Anna-Louise zu, »und ich bin die Erde. Der Kürbis und die Erbsen stehen im relativen Größenmaß zueinander. Und die Entfernung zwischen uns ist die relative Entfernung.«
    »Dieses Spiel ist so männlich«, rief Anna-Louise zurück. »Und was passiert jetzt?«
    »Was weiß ich. Scheine. Verglühe. Verwandel dich in ein schwarzes Loch.«
    Anna-Louise nahm ihren Kürbis auf, hielt ihn gegen die Brust gepreßt und kam schnaufend wie eine Lokomotive herüber, wo ich mit meiner kleinen grünen Erbse auf dem trockenen grauen Erdboden stand. Dann warf sie den Kürbis auf die Erbse, und die Erbse wurde zermatscht und der Kürbis zerschmettert.
    »Tyler«, sagte sie zu mir, während sie Kürbiskerne aus der zerplatzten Schale sammelte und in die Tasche ihrer Daunenweste steckte, um sie später zu rösten oder einzupflanzen, »nenn mir eine andere Möglichkeit, wie dieses Spiel hätte ausgehen können. Nur eine.«
    Ja, ich denke an Anna-Louise.
    Ich schüttele Stephanie.
    »Tyler, warum schlägst du mich? Ich habe geschlafen.«
    »Ich wollte nur sichergehen, daß du nicht untot bist. Es ist erst neun Uhr.«
    »Es war ein langer Tag. Ich will schlafen.«
    »Ich war nur für fünf Minuten draußen, um mir eine Brause zu holen. Wie kannst du so schnell einschlafen? Was soll denn ich machen?«
    »Hör auf zu jammern. Schreib einen Brief. Nutz das schöne Papiiier, das dir vom 'otel gestellt wird. Laß den Fernseher aus. Ich will keinen Lärm. Laß mich in Ruuuh!« Sie wirft ein Kissen nach mir. Ich gehe aus dem Zimmer.
    Der alte Mann an der Rezeption fragt mich, als ich ihn um mehr Papier bitte, ob ich Lust hätte, die Lariat Motor Lodge Geschäftsabwicklungseinrichtungen zu benutzen.
    »Geschäftsabwicklungseinrichtungen?«
    »Personal Computer mit Matrix-Drucker. Faxgerät. Kopierer. Muß ich diesen Yuppies alles bieten. Es ist 'ne ruhige Nacht. Wäre schön, noch jemanden hier im Büro zu haben.«
    Ich sage: »Na gut, wenn es Ihnen nichts ausmacht - ich hätte da tatsächlich einen wichtigen Brief zu schreiben.«
    »Ich bringe Ihnen den Schreibtischsessel«, erwidert er und ergreift einen mit Röllchen versehenen Bürostuhl, wobei er weise auf die Rücklehnenpolsterung deutet. »Lendenstütze.«
    Der PC ist eine richtige Schönheit: Ein Macintosh mit Microsoft Word, erweiterter Tastatur und ergonomisch korrekter Maus. Ich versenke mich in meinen Brief, und hinter mir knackt der bejahrte Zenith-Fernseher des Nachtportiers, heiß und spuckend, voller Quiekser wie blubberndes Kreosot und das Knacken von Holzbalken im Feuer. Wie das Geräusch einer brennenden Brücke.
     

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    Lieber Frank E. Miller,
    zunächst einmal möchte ich Ihnen sagen, wie sehr ich Ihre Bestseller-Autobiographie »Ein Leben an der Spitze« genossen habe. Ich habe sie dreimal gelesen. Ihre besten Aussagen habe ich mit einem phosphoreszierenden gelben Filzstift markiert, und ich habe das Buch auch meinen Freunden geliehen (wir alle sind zwanzig Jahre alt), die sich von Ihnen in gleicher Weise inspirieren ließen. Sie sind unser Rollen-Vorbild!
    Kommen wir zum

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