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Shane - Das erste Jahr (German Edition)

Shane - Das erste Jahr (German Edition)

Titel: Shane - Das erste Jahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia von Rein-Hrubesch
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Mädchen. Das Publikum hielt kurz den Atem an.
    In der zweiten Reihe saß eine blonde Frau, neben sich ein kleines Kind und auf der anderen Seiten ihren Ehemann. Die Frau hatte den Mund aufgerissen, dann schluckte sie und in ihren Augen sammelte sich das Wasser. Der Mann drückte fest ihre Hand und lächelte sie an.
    Shane  lief indessen weiter, machte immer weiter kleine Tippelschritte, bis zu dem kleinen Kreuz, welches Rotbein ihnen auf den Boden geklebt hatte. Dort hielten beide Mädchen an, gleichzeitig, dann bewegten sie die Kugel unter sich so, dass sie sich drehte. Nun liefen die Mädchen rückwärts, dem entgegengesetzten Ausgang zu. Wieder ging ein Raunen durch die Menge.
    Shane atmete flach. Nicht den Atem anhalten! Sie hörte auf die Musik, deren Takt langsamer schlug als ihr Herz, sie versuchte nach deren Takt zu laufen,
    das andere namenlose Mädchen schien es ebenfalls
    zu tun, und mit einem Mal überfiel Shane eine Leichtigkeit, die sie alles um sich herum vergessen ließ.
    Sie tanzten.
    Es war ein Tanz auf einer riesigen Kugel, die sie unter ihren Füßen bewegten, die sie mit ihren Körpern dirigierten; auf der sie sich im Takt der Geigen und Trommeln hin und her wiegten. Zu schnell kam der rote Vorhang entgegen, gern hätte Shane noch weiter getanzt, ewig hätte sie tanzen können.
    Atemlos sprang sie vom Ball. Das andere Mädchen strahlte sie an. „Gut gemacht, Shane!“
    „Du auch!“ Gerda.
     
    Shane blickte sich um. Sie musste sich die Hände waschen, die ganz nass waren. Ein junger Mann zeigte ihr, wo der Waschraum war.
    Shane ließ das eiskalte Wasser laufen und blickte in den Spiegel über dem Waschbecken. War es das, wovon Rotbein ständig gesprochen hatte? War das ihre innere Mitte, ihr Gleichgewicht, war es das?
    „Shane!“
    Sie drehte sich um. Das Seil wartete.
     
    Shane blickte müde aus dem Fenster. Häuser zogen an ihr vorüber, hohe dunkle erst; dann kleinere, weniger. An der Stadtmauer blieben ihre Augen hängen.
    Sie war müde, ihr ganzer Körper schmerzte, besonders ihre Arme, die sie die ganze Zeit zum Ausbalancieren hatte strecken müssen; trotzdem fühlte sie sich leicht. Sie lächelte.
    Das Balancieren auf dem Seil hatte ebenfalls gut geklappt, alle Mädchen waren ohne Probleme von einer auf die andere Seite gekommen.
    Shane gähnte. Nach ihrem Auftritt durften sie ins Publikum, zu ihren Familien, und obwohl die Mutter es mit ihrem Lächeln verbergen wollte, hatte Shane ganz genau gesehen, dass sie geheult hatte.
    Nach den Akrobaten kamen die Zauberlehrlinge auf die Bühne, M und M hatten aus einem Topf statt Karotten Socken gezogen, worüber sich das Publikum köstlich amüsiert hatte. Shane dagegen hatte nur leise geseufzt.
    Ach, M und M!
     
    Nun saß sie erschöpft im Auto, stieg schließlich aus, lief ins Haus, die Treppen nach oben, wusch sich und ging in ihr Bett, in dem sie nach langer Zeit sofort und ohne Träume einschlief.
     
    „Hast du gesehen, wie glücklich sie war?“ Die Mutter reichte dem Mann ein Glas.
    „Hmm.“
    „Manfred!“
    Der Vater sah von seiner Zeitung auf. „Ich hab dir doch gesagt, dass es ihr gut geht!“
    „Naja, so würde ich es nicht gleich ausdrücken.“
    „War ja klar.“
    „Gertie, was willst du?“
    Die Mutter schüttelte den Kopf. „Ach, ich weiß auch nicht. Ich will einfach nur, dass es wieder so wird wie früher! Dass sie Freunde hat, raus geht, beim Spielen die Zeit vergisst, dass sie wieder lächelt!“
    „Sie wird neue Freunde finden.“
    „Vielleicht. Ich glaube, ich habe einfach nur Angst vor diesem Elternabend.“
    „Schon wieder?“
    „Ja! Das hab ich dir doch erzählt!“
    „Reg dich nicht gleich so auf!“
    „Was, wenn in der Schule wieder etwas vorgefallen ist?“
    „Dann hätten sie uns benachrichtigt.“
    „Na toll, noch ein blauer Brief. Der würde unsere Sammlung doch wunderbar vervollständigen, nicht wahr?“
    „Trink deinen Wein, Gertie!“
     
    Shane rieb sich die Augen und setzte sich an den Tisch. Timmy zog die Schale mit dem Müsli zu sich herüber und griff mit seinen dicken Fingern hinein.
    „Lass das, du Freak!“
    Timmy grinste sie an. Shane biss sich auf die Lippe. Verdammt! Dann entdeckte sie die Zeitung, drehte sie um und kniff die Augen zusammen. Auf der Titelseite war ein Mädchen zu erkennen, das über ein Seil balancierte. „Vorführung des Zirkus Konarossa im Stadttheater ist ein voller Erfolg!“ Sie grinste.
     
    Er zog den Kragen hoch und blickte in den Himmel. Es war eine

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