Shane Schofield 02 - Die Offensive
Präsidenten. »Dies wird nur deshalb gemacht, weil die Soldaten die Basis bewachen.«
»Also, was zum Teufel geht hier eigentlich vor?«
Abermals blickte Herbie zum Präsidenten hinüber. Dann holte er tief Luft.
Die Antwort gab jedoch jemand anders.
»In dieser Einrichtung befindet sich der wichtigste Impfstoff, der je in Amerika entwickelt wurde.«
Schofield fuhr herum.
Der Präsident hatte das Wort ergriffen.
Schofield musterte ihn skeptisch. Der Präsident trug noch immer seinen tiefschwarzen Anzug mit Krawatte. Mit seinem ordentlich gekämmten, angegrauten Haar und dem vertrauten, etwas faltigen Gesicht hätte er ein kleiner Geschäftsmann vom Lande sein können.
»Ein Impfstoff?«, fragte Schofield.
»Ja. Ein Impfstoff gegen das neueste gentechnisch hergestellte Virus der Chinesen. Gegen ein Virus, das aufgrund seiner spezifischen Pigmentierungs-DNA ausschließlich bei Weißen wirkt. Es ist ein Kampfstoff, der als Sinovirus bezeichnet wird.«
»Und der Ursprung dieses Impfstoffs?«, fragte Schofield weiter.
»Ist ein genetisch manipulierter Mensch«, ergänzte der Präsident.
»Ein was?«
»Ein Mensch, Captain Schofield, der mithilfe der Gentechnik erschaffen wurde. Er allein ist resistent gegen das Sinovirus. Man sammelt dessen Blut, um für die gesamte amerikanische Bevölkerung Antikörper zu produzieren. Der weltweit erste gentechnisch erzeugte Mensch, Captain, ist ein Junge namens Kevin.«
Schofield kniff die Augen zusammen.
Das erklärte einiges – die strengen Sicherheitsmaßnahmen, den Besuch des Präsidenten und das gläserne Gefängnis des Jungen. Allerdings war ihm etwas aufgefallen: Der Präsident kannte den Namen des Jungen.
»Sie haben einen Jungen erschaffen, der als Lieferant für einen Impfstoff dient?«, fragte Schofield ungläubig. »Bei allem Respekt, Sir, aber haben Sie da keine Gewissensbisse?«
Der Präsident verzog das Gesicht. »In meinem Job gibt es kein Schwarz und kein Weiß, Captain. Nur Grau, immer bloß Grau … Und in dieser grauen Welt muss ich Entscheidungen treffen – häufig schwierige Entscheidungen. Kevin gab es schon, als ich Präsident wurde, aber nachdem ich von ihm erfahren hatte, lag die Fortsetzung des Projekts in meiner Hand. Ich musste lediglich ein Telefonat führen. Und ich tätigte den Anruf. Ich tat es äußerst ungern, das können Sie mir glauben, aber angesichts eines so gefährlichen Kampfstoffs wie dem Sinovirus war dieser Beschluss unumgänglich.«
Es entstand eine kurze Pause.
Schließlich ergriff Book das Wort: »Was ist mit den Häftlingen da unten?«
»Und mit den Tieren? Wozu braucht man die?«, fragte Juliet.
Schofield runzelte die Stirn. Er war noch nicht auf Ebene 5 gewesen, daher wusste er weder von den Häftlingen noch von den Tieren.
Herbie Franklin gab die Antwort. »Die Tiere werden für beide Projekte verwendet, sowohl für die Herstellung des Impfstoffs als auch für die Leistungssteigerung der Soldaten. Die Kodiakbären werden wegen ihrer Bluttoxine gebraucht. Das Blut der Bären weist eine äußerst hohe Konzentration an Sauerstoff auf, den sie für den Winterschlaf benötigen. Die Blutforschungsgruppe der 7. Schwadron hat sich davon inspirieren lassen.«
»Und wozu sind die übrigen Behältnisse gut, die mit Wasser gefüllten?«, fragte Janson. »Was ist da drin?«
Herbie zögerte. »Komodowarane, eine seltene Echsenart. Es ist die größte Echse der Welt, knapp vier Meter lang, so groß wie ein gewöhnliches Krokodil. Wir haben sechs davon.«
»Und wofür braucht man die?«, fragte Schofield.
»Komodos sind die ältesten Reptilien auf der Erde und kommen nur auf einigen indonesischen Inseln vor. Sie sind großartige Schwimmer. Sie können von einer Insel zur nächsten schwimmen, aber sind auch sehr schnell an Land, mühelos in der Lage, einen flüchtenden Menschen einzuholen. Ihr körpereigenes Abwehrsystem ist außergewöhnlich robust. Ihre Lymphknoten produzieren ein hochkonzentriertes, antibakterielles Serum, das sie vor Krankheiten schützt.«
»Die im Blut der Komodowarane enthaltenen Stoffe«, fügte der Präsident hinzu, »wurden an die Zusammensetzung des menschlichen Blutes angepasst und bilden die Grundlage von Kevins Immunsystem. Wir zapfen Kevin sein gentechnisch verändertes Blut ab und stellen daraus ein Serum her, das man in die amerikanische Wasserversorgung einspeisen kann. So wird die Bevölkerung gegen das Sinovirus immun.«
»Sie wollen Zusatzstoffe ins
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