Shane Schofield 02 - Die Offensive
Wie in einer normalen Bahnstation gab es an beiden Enden des länglichen Raums je zwei Tunnel, die in der Dunkelheit verschwanden. Hier jedoch waren drei der vier Tunnel von dicken, grauen, explosionssicheren Stahltoren verschlossen.
Auf der Plattform in der Mitte lagen neun Leichen, alle mit Anzügen bekleidet.
Es handelte sich um die neun Mitglieder des ersten Vorausteams des Secret Service.
Blutüberströmt und ineinander verschlungen lagen sie da, die Anzüge von zahllosen Kugeln zerfetzt.
Hinter ihnen erkannte die Gruppe noch mehr Leichen – insgesamt zehn, alle mit schwarzen Kampfanzügen bekleidet.
Die Männer der 7. Schwadron.
Drei von ihnen hatten Arme und Beine ausgestreckt, die Brust war bei allen nur noch ein großes, unregelmäßig geformtes Loch. Anscheinend hatte man diesen Männern in den Rücken geschossen, als sie vom rechten Gleis auf die Plattform geklettert waren. Ihre Brustkästen mussten aufgrund der plötzlichen Ausdehnung der Hohlspitzgeschosse regelrecht explodiert sein.
Weitere Soldaten der 7. Schwadron lagen in ihren Blutlachen auf den Schienen. Schofield fiel auf, dass drei von ihnen sehr präzise Einschusslöcher auf der Stirn aufwiesen.
Vier der Soldaten aber waren auf keinen Fall erschossen worden.
Sie waren vor einer Tür zusammengebrochen, die in die Wand des rechten Schienenstrangs eingelassen war – dem Fluchttunnel.
Man hatte ihnen die Kehle aufgeschlitzt.
Die sind als Erste gestorben, dachte Schofield bei sich, in dem Moment, als die Angreifer aus dem Tunnel hinter ihnen auftauchten.
Schofield trat aus dem Eingang zum Treppenhaus auf die Plattform hinaus.
In dem unterirdischen Bahnhof hielt sich niemand auf.
Und in dem Augenblick sah er sie.
Sie standen beiderseits der Plattform auf den gegabelten Schienen: X-Rail-Maschinen.
»Wow!«, flüsterte er.
X-Rail-Systeme sind unterirdische Hochgeschwindigkeitseisenbahnen, die vom US-Militär für die Verteilung von Ausrüstungsgegenständen sowie für die Personenbeförderung eingesetzt werden. Jene werden auch als X-Railcars bezeichnet und fahren so schnell, dass sie aus Stabilitätsgründen vier Bahnschienen benötigen: zwei auf dem Boden und zwei an der Decke.
Den X-Railcars, die Schofield nun vor sich hatte, sah man ihre enorme Leistungsfähigkeit sofort an.
Sie waren knapp zwanzig Meter lang, etwa so groß wie gewöhnliche U-Bahn-Triebwagen, doch ihre schlanke Form und die spitz zulaufende Nase ließen zweifelsfrei erkennen, dass sie vor allem einen Zweck erfüllen sollten: schneller fahren als jeder andere Zug.
Ihr Design basierte auf dem wohl bekanntesten Hochgeschwindigkeitszug der Welt, dem japanischen Shinkansen. Mit den aerodynamisch geriffelten Flanken und den beiden aus dem Bug vorspringenden Stummelflügeln war es jedoch hauptsächlich auf die hohe Geschwindigkeit ausgerichtet.
Das X-Railcar zu Schofields Linken bestand aus zwei Triebwagen, die durch ein ziehharmonikaartiges Verbindungsstück zusammengekoppelt waren. Die beiden Railcars standen Rücken an Rücken, sodass die spitzen Nasen in entgegengesetzte Richtungen wiesen. Beide Maschinen waren strahlend weiß lackiert und ähnelten zwei Space Shuttles.
Doch erst als Schofield die Streben bemerkte, wurde ihm bewusst, weshalb man von einer X-Rail-Bahn sprach.
Aus Bug und Heck der Maschinen traten ähnlich den angelegten Schwingen eines Raubvogels im Sturzflug vier längliche Streben hervor, die von vorn betrachtet ein X ergaben. Die unteren Streben reichten bis zu den Schienen unter dem Railcar, die oberen bis zu den Schienen an der Tunneldecke. Alle vier Streben waren wie Flugzeugflügel geformt, um die maximale Geschwindigkeit zu ermöglichen.
Am Drucktor hinter dem Doppelzug stand ein kleineres X-Railcar – eine Art Miniaturtriebwagen, ein Drittel so groß wie die längeren Maschinen. Eigentlich handelte es sich eher um ein rundes Zwei-Personen-Cockpit, das in der Mitte von vier Streben montiert war.
»Ein Wartungsfahrzeug«, erläuterte Herbie. »Wird dazu benutzt, um den Zustand des Tunnels zu überprüfen und ihn zu reinigen. Es ist schneller als die großen Maschinen, fasst aber nur zwei Personen.«
»Warum gibt’s die nicht in New York als U-Bahn?«, bemerkte Elvis, der das zweimotorige X-Railcar aufmerksam beäugte.
»Hey, was ist das dort drüben?«, rief Brainiac und deutete auf das einzige offene Tunneltor am anderen Ende des linken Schienenstrangs.
»Das ist das Tor 62-West«, erklärte Herbie Franklin. »Diesen Ausgang haben
Weitere Kostenlose Bücher