Shane Schofield 02 - Die Offensive
gleichgemacht.
Schofield bekam davon nichts von alldem mit.
Denn zum Zeitpunkt der Explosion hielten er und die anderen sich nicht mehr in der Verladestation auf.
Sie waren bereits nach draußen geflüchtet.
Die vierte Konfrontation
3. Juli, 09.12 Uhr
Die Hitze traf sie wie ein Faustschlag.
Die Gluthitze der Wüste.
Sie war überall. In der Luft. Im Gestein. An der Haut. Sie hüllte einen vollständig ein, als befände man sich in einem Hochofen. Sie stand im extremen Gegensatz zu der unterirdischen Kühle von Area 7 und dem X-Rail-Tunnel.
Hier draußen regierte die sengende Wüstensonne.
Shane Schofield raste mit halsbrecherischer Geschwindigkeit durch die Gluthitze eines schmalen, überfluteten Can˜ons. Er saß am Steuer eines äußerst merkwürdig aussehenden, aber sehr schnellen Speedboots.
Book II. war ebenfalls an Bord, während Brainiac und Herbie ihnen in einem ähnlichen Boot folgten.
Schofields Gefährt war ein so genanntes PCR-2 – ein Zweimann-Patrouillenboot –, bekannter unter der Bezeichnung Bipod: ein kleines Zweimannboot mit Jet-Antrieb, das von der Lockheed Shipbuilding Company für die US Navy hergestellt wurde. Das Bipod war bekannt wegen seiner einzigartigen Rumpfform. Es sah aus, als hätte man zwei kleine patronenförmige Boote mit einem schmalen, zwei Meter langen Querträger zusammengefügt. Das ergab ein katamaranähnliches Wasserfahrzeug mit zwei Rümpfen an den beiden Enden des Trägers. Da die beiden offenen Rümpfe von starken 200-PS-Yamaha-Jetmotoren angetrieben wurden, war die Konstruktion schnell und gleichzeitig sehr stabil.
Schofields Bipod besaß einen Tarnanstrich für die Wüste – braune Flecken auf gelbem Grund. Es schoss mit unglaublicher Geschwindigkeit übers Wasser dahin und wirbelte zwei drei Meter hohe Gischtwolken hinter sich auf. Schofield saß im linken Rumpf und steuerte das Boot, während sich Book II. im rechten Teil befand und das am Bug montierte, bedrohlich wirkende Maschinengewehr vom Kaliber 7,62 bediente.
Die Sonne brannte unerbittlich herab.
Es waren bereits 40 Grad im Schatten.
»Na, wie sieht’s bei Euch drüben aus?«, fragte Schofield ins Armbandmikrofon, während er sich zum nachfolgenden Bipod umsah. Brainiac steuerte, und Herbie hatte den Platz des Schützen eingenommen.
Brainiacs Stimme antwortete: »Ich fühl mich gut, aber ich glaube, unser Wissenschaftlerfreund wird allmählich grün im Gesicht.«
Sie rasten in südlicher Richtung durch einen sechs Meter breiten Can˜on auf den eigentlichen Lake Powell zu.
Die Wasserfläche am anderen Ende der Ladebucht hatte tatsächlich zum See hinausgeführt. Durch eine schmale dunkle, gewundene Höhle hindurch waren sie auf den Ausgang zugefahren, ein hervorragend getarntes Tor aus Stahlplatten, das wie eine Felswand aussah. Die flüchtigen Entführer hatten es offen gelassen.
Schofield und seine Männer waren in einen Can˜on gelangt und davongerast, kurz bevor hinter ihnen die gesamte Felswand von der gewaltigen Explosion des AFX-Sprengstoffs geborsten war.
Die beiden Bipods sausten um eine lang gestreckte Biegung des überfluteten Can˜ons.
Von oben betrachtet ähnelte der Can˜on einer Rennstrecke, einer endlosen Abfolge von Biegungen und 180-Grad-Kurven.
Diese Anforderung war durchaus zu bewältigen.
Schwierig wurde es erst, als andere schmale Arme des Lake Powell in den Can˜on mündeten. Das gesamte Gebiet glich einem Labyrinth miteinander verbundener natürlicher Kanäle’mit mächtig hohen Wänden.
Aus nordöstlicher Richtung kommend gelangten sie zu einer Kreuzung dreier Can˜ons.
Zunächst war Schofield unschlüssig, was er tun sollte.
Vor ihm erstreckten sich zwei von Felswänden begrenzte Kanäle. Er wusste nicht, welchen Weg Botha eingeschlagen hatte. Wahrscheinlich verfolgte der südafrikanische Wissenschaftler einen Plan. Aber wie sah der aus?
Dann bemerkte Schofield die kleinen Wellen, die gegen die senkrecht abfallenden Felswände des Can˜ons zu ihrer Linken schlugen. Sie waren kaum wahrnehmbar, aber es handelte sich eindeutig um das Kielwasser eines Motorboots.
Schofield gab Gas, schwenkte nach links und wandte sich nach Süden.
Während er die Can˜ons entlangraste und sich an den Biegungen in die Kurve legte, blickte er nach oben. Die Felswände dieser Can˜ons ragten mindestens sechzig Meter hoch auf. Am oberen Rand bemerkte Schofield gelbe Wolken, die
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