Shane Schofield 02 - Die Offensive
vorbeiwehten und die sengende Sonne zeitweise verdeckten.
Ein Sandsturm.
Der Sturm war für den Vormittag vorhergesagt worden, doch die Besatzung des HMX-1 hatte darauf gehofft, davon verschont zu bleiben.
Oben stürmte es bereits heftig, doch unten im Can˜on war es noch relativ ruhig – eine Art meteorologischer Schutzraum unter dem hoch gelegenen Felsrand des Can˜onsystems.
Schofield fragte sich, wie lange sie sich noch sicher fühlen konnten.
Und just in diesem Moment bog er um eine Ecke und gelangte völlig unerwartet ins Freie. Vor ihnen lag eine gewaltige kraterartige Gesteinsformation mit einem riesigen flachen Tafelberg in der Mitte.
Obwohl der Krater von gigantischen Felswänden umschlossen war, bot er aufgrund seiner Größe keinen vollständigen Schutz vor dem heftigen Sandsturm, der in der Höhe tobte. Immer wieder peitschten Sandböen auf die ungeschützte Wasserfläche herab.
Auf einmal erblickte Schofield sie hinter dem Sandschleier.
Sie bogen soeben in höllischem Tempo um die rechte Seite des Tafelbergs.
Es waren fünf Boote.
Ein großes weißes Rennboot, das aussah wie ein Tragflächenboot, sowie vier wendige Bipods, ebenfalls mit sandfarbenem Tarnanstrich.
Zu Schofields Entsetzen zweigten mindestens ein halbes Dutzend Schlitzcan˜ons von den Wänden des kreisförmigen Kraters ab. Dadurch eröffneten sich zahlreiche Fluchtwege.
Er drückte den Gashebel nach vorn und raste in den Sandsturm hinein. Er hielt auf das Südende des Tafelbergs zu, mit der Absicht, den Südafrikanern von der anderen Seite entgegenzufahren.
Sein Bipod, das von den starken Jetmotoren angetrieben wurde, glitt mit schier unglaublicher Geschwindigkeit übers Wasser. Brainiacs Bipod wirbelte eine Gischtwolke hinter sich auf und flitzte an ihrer Seite dahin. Beide Boote durchteilten den Sandregen, der auf sie herabfiel.
Sie bogen um den linken Rand des Tafelbergs – und erblickten vor sich die fünf Boote der Südafrikaner, die auf einen breiten Can˜on in der Westwand des Kraters zuhielten.
Sie nahmen die Verfolgung auf.
Die Südafrikaner hatten sie anscheinend entdeckt, denn in diesem Moment scherten zwei ihrer Bipods aus, beschrieben einen 180-Grad-Bogen und näherten sich drohend Schofields Boot, während ihre 7,62-mm-Maschinengewehre Feuer spuckten.
Plötzlich explodierte völlig unerwartet das links fahrende Bipod der Südafrikaner.
Es wurde in die Luft geschleudert, und Fiberglas regnete in das schäumende Wasser hinab.
Das rechte Bipod der Südafrikaner brach den Angriff umgehend ab und setzte den anderen beiden Booten nach.
Schofield fuhr herum. Was war denn nun los?
Ein ohrenbetäubendes Geräusch erfüllte die Luft.
Und dann tauchten über dem Krater drei schwarze Helikopter auf und senkten sich hinter ihm in den Can˜on hinab.
Die drei Helikopter stießen mit enormer Geschwindigkeit in den windgeschützten Krater hinab, legten sich scharf in die Kurve und richteten sich ohne Geschwindigkeitsverlust wieder auf. Sie donnerten über Schofield und sein Team hinweg und näherten sich den Booten der Südafrikaner, die kurz darauf in westlicher Richtung im Schlitzcan˜on verschwanden.
Die Helikopter rasten ihnen in dem schmalen Can˜on problemlos hinterher.
Schofield war starr vor Staunen.
Die drei Helikopter sahen wirklich Furcht erregend aus. So etwas hatte er noch nicht gesehen.
Sie waren tiefschwarz lackiert und wirkten wie eine Kreuzung aus Kampfhubschrauber und Kampfjet. Jeder Helikopter verfügte über einen normalen Rotor und eine spitze Nase und zugleich über abwärts geneigte Stummelflügel.
Es handelte sich um zwei AH-77-Penetratoren, also mittelgroße Kampfhubschrauber. Das war eine neue Art von Hybridflugzeug, welches das Schwebevermögen eines Hubschraubers mit der Geschwindigkeit eines Kampfjets vereinte. Mit ihrer dunklen, Radarstrahlen absorbierenden Lackierung, den pfeilförmigen Tragflächen und der spitzen Front ähnelten sie einem Schwärm angriffslustiger Haie.
Die drei Penetratoren schwenkten hinter den vier Schnellbooten der Südafrikaner in den schmalen Can˜on ein, ohne Schofield und seine Männer weiter zu beachten.
Schofield gingen verschiedene Fragen durch den Kopf. Was machte die Air Force hier draußen? Jagte sie denn nicht den Präsidenten? Und was hatte sie mit Kevin vor?
Jedenfalls waren nun zwei Parteien an der Jagd beteiligt.
»Sir!«, meldete sich Brainiac über Funk. »Was sollen wir tun?«
Schofield zögerte. Er musste eine Entscheidung treffen.
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