Shane Schofield 03 - Operation Elite
die Hocke: die noch frischen Umrisse von Kampfstiefeln.
Von verschiedenen Typen von Kampfstiefeln. Was auf Söldner hindeutete.
Und sie waren vom Nassen aufs Dock gekommen.
Ein U-Boot. Ein zweites U-Boot.
Also waren die Männer von Executive Solutions hier gewesen.
Sie waren sehr rasch eingetroffen. Allzu rasch.
Einer der Drahtzieher der Kopfgeldjagd musste ihnen einen Tipp gegeben haben, der ihnen einen Vorsprung bei der Jagd auf die Amerikaner verschafft hatte.
Mit zornigem Brummen richtete der Mann in Schwarz sich so flink auf wie ein Mungo und fuhr mit angelegter Waffe herum.
Die Schüsse waren von der Balkonebene gekommen.
Der Mann in Schwarz rannte zur nächsten Sprossenleiter und kletterte zu einem kleinen Büroraum auf dem Balkon hinauf.
Im Eingang lagen zwei Gestalten: der tote Corporal Max »Clark« Kent und ein weiterer Soldat - dem Sturmgewehr französischer Herkunft nach zu schließen ein ExSol-Söldner -, der noch lebte.
Aber nur noch ein bisschen. Aus einem Einschussloch an der Wange sprudelte Blut. Die eine Gesichtshälfte war weggeschossen.
Der Mann in Schwarz musterte teilnahmslos den verwundeten Söldner.
Der Söldner streckte ihm die Hand entgegen und stöhnte mit flehentlichem Blick: »Assistez-moi! S'il vous plait... assistez-moi ...«
Der Mann in Schwarz blickte zur Betonbrücke hinüber, die die Halle mit dem mittlerweile eingestürzten Büroturm verbunden hatte.
Ein zerstörtes fünfzehnstöckiges Gebäude: ein weiterer Hinweis auf Scarecrow.
Der verletzte Söldner versuchte es auf Englisch: »Bitte, Monsieur. Helfen Sie mir ...«
Der Mann in Schwarz sah mit kaltem Blick auf seinen leidenden Kollegen nieder.
Nach einer Weile sagte er: »Nein.«
Dann schoss er dem verwundeten Söldner in den Kopf.
Der Mann in Schwarz ging zurück zum Sukhoi-Kampfjet und traf dort auf seinen hünenhaften Kameraden.
Sie kletterten ins Cockpit, starteten senkrecht und Schossen in südsüdwestlicher Richtung davon.
Als die Sukhoi abgehoben hatte, trat eine einsame Gestalt aus einem der Gebäude von Krask-8.
Es war der Ungar.
Auf der menschenleeren Straße blieb er stehen und beobachtete mit zusammengekniffenen Augen, wie die Sukhoi in südlicher Richtung über den Hügeln verschwand.
Zweiter Angriff
Afghanistan - Frankreich
26. Oktober, 13.00 Uhr (Afghanistan)
E.S.T. (New York, USA) 03.00 Uhr
Stellen Sie sich eine Stretch-Limousine in den von Schlaglöchern übersäten Straßen von New York City vor, auf denen überall obdachlose Bettler herumstreunen. In der Limousine befinden sich die klimatisierten postindustriellen Regionen von Nordamerika, Europa, die aufstrebenden Wirtschaftsregionen des Pazifikraums und ein paar andere isolierte Orte... Draußen befindet sich der Rest der Menschheit und strebt in eine ganz andere Richtung.
Dr. Thomas Fraser Homer-Dixon, Direktor des Friedens- und Konfliktforschungsprogramms, Fakultät für Politikwissenschaft, Universität von Toronto
Forteresse de Valois
Bretagne, Frankreich
26. Oktober, 09.00 Uhr Ortszeit
(13.00 Uhr in Afghanistan - 03.00 Uhr E.S.T. USA)
Über die Zugbrücke näherten sich die beiden Kopfgeldjäger dem Tor der Forteresse de Valois, einer imposanten Burg, die vor der zerklüfteten Nordwestküste Frankreichs in den Atlantik ragte.
Erbaut im Jahr 1289 vom verrückten Compte de Valois, war die Festung untypisch für eine französische Burg.
Während die meisten befestigten Bauwerke in Frankreich Wert auf Schönheit legten, war die Forteresse de Valois weit profaner. Sie war ein Felsen, eine abweisende Festung.
Gedrungen, schroff und wegen der baumeisterlichen Kühnheit und des einzigartigen Standorts massiv wie die Hölle, war die Forteresse de Valois seinerzeit nahezu uneinnehmbar gewesen.
Der Grund: Sie war auf einer gewaltigen Felsformation erbaut, die etwa sechzig Meter von den hohen Klippen der Küste entfernt aus dem Meer ragte.
Die kolossalen Mauern der Festung gingen nahtlos in die senkrecht abfallenden Felswände über, sodass das ganze Gebilde die sich brechenden Wogen des Atlantiks um mehr als hundert Meter überragte.
Die einzige Verbindung mit dem Festland war eine sechzig Meter lange Steinbrücke, deren letzten zwanzig Meter eine bewegliche Zugbrücke einnahm.
Die beiden Kopfgeldjäger auf der Zugbrücke, an denen der unerbittliche Atlantikwind zerrte, wirkten im Schatten der dräuenden Burg wie Zwerge.
Sie schleppten einen großen
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