Shanera (German Edition)
Zusammenarbeit hätte uns beiden sicher Vorteile gebracht.“
Der Ratsvorsitzende wollte etwas entgegnen, doch Rey kam ihm zuvor. „Bevor wir uns verabschieden, habe ich noch ein Anliegen“, erklärte er, was ihm nun misstrauische Blicke der Ratsmitglieder einbrachte.
„Die beiden Personen, die gestern hier aufgegriffen wurden, gehören wie unsere Begleiterin hier“ – er machte eine Handbewegung in Richtung Shanera – „zum Volk der Kintari. Wir wollten unsere Begleiterin in den nächsten Tagen zurück in ihre Heimat bringen, aber ohne die beiden anderen möchte sie nicht von hier weggehen.“ Shanera runzelte die Stirn ob dieser etwas veränderten Geschichte.
„Ich habe den Eindruck, die beiden stellen eher eine Belastung für Eure Stadt dar.“, fuhr Rey fort. „Wenn wir sie mitnehmen und und in ihre Heimat bringen, werden sie kaum noch mal den weiten Weg auf sich nehmen, um hierher zurück zu kommen. Nicht dass sie dann bessere Chancen hätten, an Euren Wächtern vorbei zu kommen.“
„Ihr wollt also die beiden mit Euch nehmen?“, fragte der Vorsitzende und winkte den Wächtern der Kintari, die sich daraufhin mit diesen durch die Menge zum Rand des mittleren Bereichs schoben, nur ein paar Schritte von Shanera und den Ysrens entfernt. Koras und Zela blickten nervös zu Shanera, die ihnen verstohlen zuzwinkerte.
„Ihr könnt es auch als eine Art Abschiedsgeschenk betrachten.“, erklärte Rey. „Ihr tut uns einen kleinen Gefallen und umgekehrt. Wir trennen uns in Frieden und was die Zukunft später vielleicht einmal bei einem neuen Kontakt bringt, soll nicht unsere Sorge sein.“
Die Ratsmitglieder tauschten Blicke aus. Eine leise gemurmelte Beratung setzte an, die besonders die Ysrens und die Kintari gespannt verfolgten. Alnidas schien Einwände zu haben, wirkte aber nicht allzu engagiert. Vermutlich hatte die Vorstellung, alle Fremden auf einmal loszuwerden, auch für ihn seinen Reiz. Das restliche Publikum schien der Sache keine besondere Bedeutung zuzumessen.
„Gut.“, verkündete der Vorsitzende schließlich. „Ihr könnt die Eindringlinge mitnehmen und damit werden sich unsere Wege trennen.“
Shaneras fiel ein Stein vom Herzen. Zela und Koras wurden in Richtung Verhandlungsdelegation geschoben und bekamen sogar noch ihr Gepäck ausgehändigt – zumindest größtenteils. Am liebsten hätte sie die beiden umarmt, als sie endlich zögernd zu ihr herüber kamen. Aber sie wusste nicht, welchen Eindruck sie damit bei den Zuschauern erwecken würde und begnügte sich mit einem breiten Grinsen, dass zuerst von Zela und dann auch von Koras erwidert wurde.
„Wir haben‘s geschafft!“, flüsterte sie dann Kessy zu.
„Noch nicht ganz.“, erwiderte diese ebenfalls im Flüsterton. „Schau mal da rüber.“ Sie nickte nach links zu einem der Eingänge des Saals. Dort war eine Gruppe von Männern in einheitlich grünlicher Bekleidung aufgetaucht, die so aussahen, als ob sie keinen Spaß verstünden. Ihr Anführer diskutierte mit einem der Saalwächter und schob ihn dann kurzerhand zur Seite, woraufhin der Trupp zielstrebig in Richtung der kleinen Delegation vorrückte.
Noor runzelte die Stirn und zog die beiden befreiten Kintari näher heran. Er flüsterte Rey etwas zu.
Als sich die grün Gekleideten vor ihnen aufbauten, fragte Rey laut: „Gibt es ein Problem? Die Gespräche sind beendet und wir werden nun gehen. Der Ratsvorsitzende kann das bestätigen.“
Der genannte sah etwas irritiert aus ob der Störung des Ablaufs. Alnidas flüsterte mit seinen Gefolgsleuten, schien aber auch nicht im Bilde zu sein.
„Das Verlassen der Stadt kann Euch nicht gestattet werden.“, erklärte der Anführer der Truppe lautstark, während sich seine Leute um die Kintari und Ysrens herum aufbauten. Die Zuschauer wichen zurück, schienen aber vom Auftreten der Bewaffneten nicht allzu überrascht.
„Und weshalb nicht?“, fragte der Ratsvorsitzende wachsam.
„Die Fremden wurden beobachtet, wie sie in der Galerie die Geschichte unseres Volkes diskutierten, und zwar nicht im Guten.“
„Die Galerie …!“, entfuhr es einem der Ratsmitglieder. Möglicherweise wurde ihm gerade klar, was die Fremden dort gesehen haben konnten.
„Sie haben einige der dargestellten Ereignisse offenbar negativ interpretiert und sich feindselig gezeigt. Wir müssen damit rechnen, dass die Fremden uns nicht wohlgesinnt sind.“
„Was soll das heißen?“, fragte Rey dazwischen, bevor der Anführer zu weiteren
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