Shanera (German Edition)
Ausführungen ansetzen konnte. „Wir haben uns die Galerie angeschaut – das ist kein Geheimnis. Das ändert aber nichts und es gibt keine Feindseligkeit. Unsere Verhandlungen sind auf Euren Wunsch beendet und wir werden abreisen und Euch nicht weiter behelligen, wie Ihr es wünscht.“
„So einfach ist es nicht.“, meinte der Anführer knapp und blickte erwartungsvoll zum Ratsvorsitzenden.
Der hatte sich inzwischen gefasst und die Ereignisse offenbar richtig interpretiert. „Ich verstehe. Den Fremden gefällt also unsere Politik nicht und sie kritisieren unsere Geschichte?“ Der Anführer nickte. „Wenn sie solches nach außen tragen, wer weiß, was als nächstes kommt. Vielleicht beschließen ihre Anführer, etwas gegen unsere Stadt zu unternehmen?“
Die Zuschauer murrten und rückten wieder näher heran. Die Stimmung im Saal hatte plötzlich etwas unterschwellig bedrohliches. Shaneras gerade noch gute Laune hatte sich in ein unangenehmes Gefühl in ihrem Magen verwandelt.
„Niemand“, wandte sich der Vorsitzende an die Gesandtschaft und dann an die bewaffnete Truppe „der uns feindlich gesinnt ist, wird diese Stadt wieder verlassen. Nehmt sie in Gewahrsam.“
„Halt!“ Rey hob die Hand, als die Bewaffneten vorrücken wollten, und veranlasste sie, zu zögern. „Ich werde dies nur einmal sagen. Wir sind in friedlicher Absicht hier und wir haben nicht vor, Euch in Zukunft noch einmal zu belästigen. Einen Angriff auf uns werden wir jedoch nicht tatenlos hinnehmen. Macht den Weg frei und lasst uns gehen!“
„Jetzt zeigen sie ihr wahres Gesicht!“, rief Alnidas. „Sie wollen uns drohen! Es sind nur drei und diese lächerlichen Kintari, mitten in unserer Stadt. Lasst sie nicht davonkommen!“
„Nehmt sie fest.“, stimmte der Vorsitzende zu und erhob sich. Shaneras Puls raste. Sie waren weit in der Unterzahl und in einer ausgesprochen ungünstigen Position, umringt von den Flussleuten. Shanera konnte nicht mehr zurückweichen, da sie schon Rücken an Rücken mit Kessy stand. Einer der Bewaffneten kam auf sie zu und hob die Hand, um sie am Arm zu packen.
In diesem Moment erklang ein schriller, kreischender Ton, der den Saal erfüllte und durch Mark und Bein drang. Er vibrierte so stark in Shaneras Kopf, dass sie sich krümmte und glaubte, der Schädel würde ihr zerspringen.
Doch nach einigen Herzschlägen kam ihr das Geräusch nicht mehr ganz so schlimm vor und sie blickte auf. Um sie herum hatten die Flussleute ihre Waffen fallengelassen und versuchten mit schmerzverzerrten Gesichtern, sich die Ohren zuzuhalten. Nicht nur die Bewaffneten waren betroffen, auch die Zuschauer und Ratsmitglieder waren außer Gefecht gesetzt. Nach und nach brachen sie zusammen und krümmten sich am Boden.
Außer ihr waren nur noch die Ysrens auf den Beinen. Noor stieß einige der jetzt hilflosen Bewaffneten zur Seite, um einen Weg zum nächsten Ausgang freizumachen, während sich Kessy und Rey um Shaneras am Boden kauernde Freunde kümmerten.
Shanera fragte sich, noch benommen, warum sie an Zelas und Koras Ohren herumfummelten, bis sie die kleinen silbernen Knöpfe sah. Übersetzer! Die Ysrens halfen den Kintari auf die Beine und Noor packte Shanera am Handgelenk und zog sie mit sich, als sie sich hastig zur nächsten Tür aufmachten.
Einige der Flussleute hatten das Bewusstsein verloren, aber auch die übrigen stellten keine Gefahr mehr dar. Halb stolpernd, halb rennend erreichte die Delegation mit ihren Schützlingen den Ausgang. Draußen waren nur wenige Flussleute, die aber bei ihrem Auftauchen sofort die Hände auf die Ohren pressten und sich ihnen nicht in den Weg stellten.
Begleitet von dem schrillen Ton hastete die kleine Gruppe auf dem nächstgelegenen Weg in den Urwald, sprintete zur nächsten Kreuzung und nahm einen kleineren Pfad, der sie rasch aus der Sichtweite der Stadt brachte.
Ebenso plötzlich wie es gekommen war, verschwand das schreckliche Geräusch wieder. Shanera atmete auf, obwohl ihr klar war, dass sie bei weitem nicht die volle Wirkung abbekommen hatte. Noor lenkte die Gruppe an einem kleinen Bach entlang mitten durch den Wald, bevor sie einen weiteren schmalen Pfad erreichten. Sie rannten, so schnell sie konnten. Und sie hatten Glück, keiner der Flussleute begegnete ihnen mehr.
Schließlich verließen sie nochmals den Weg und liefen ein Stück direkt in den Urwald hinein. Als sie endlich anhielten, waren die Ysrens ziemlich außer Atem und Zela und Koras machten auch nicht den
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