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Shanera (German Edition)

Shanera (German Edition)

Titel: Shanera (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Schön
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Zeit über gefolgt und ich will wissen, was mit ihm los ist.“
    „Du hast ihm einen Namen gegeben?“ Kessy schien überrascht.
    Die Tür öffnete sich erneut und Zela schaute herein, zögerte aber, einzutreten.
    „Komm ruhig rein.“, sagte Shanera und seufzte innerlich, weil ihre Freundin sich immer noch reserviert gab. „Das interessiert Dich sicher auch. Kessy erzählt mir gerade etwas über Windbote.“
    „Das stimmt eigentlich nicht.“, widersprach Kessy. „Aber komm trotzdem rein.“
    Zela setzte sich. Keiner sagte etwas. Die beiden Kintari schauten Kessy erwartungsvoll an.
    Schließlich verzog diese das Gesicht. „Also gut, wahrscheinlich hast Du recht und es kommt nicht darauf an.“
    Sie trommelte mit den Fingern auf den Tisch. „Windbote ist gar kein echter Vogel.“, erklärte sie. „Er ist künstlich.“
    „Kein echter Vogel? Was soll das heißen?“
    „Wir benutzen Nachahmungen heimischer Tiere zu Beobachtungs- und Aufklärungszwecken. Man kann sie steuern, sie haben allerdings auch eine gewisse Eigenintelligenz. Und man kann alles sehen, was sie sehen. Gut getarnt sind sie natürlich sowieso.“
    „Wie kann man einen lebenden Vogel nachahmen? Er ist auf meiner Schulter gesessen und ich habe nichts bemerkt. Du erzählst uns doch Märchen!“, protestierte Shanera.
    „Nein! Du wolltest es wissen, also bitte. Wenn Du es nicht glaubst, ist mir das auch recht.“
    „Du meinst das ernst.“, stellte Zela fest. „Der Vogel ist gar kein Vogel und wurde von Euch gesteuert?“
    „Ja, von unseren Leuten.“
    „Unglaublich, ein gelenkter, künstlicher Vogel.“ Zela schüttelte den Kopf. „Aber … das heißt ja …“ Ihre Augen weiteten sich. „Als der Vogel am Anfang auf Shaneras Schulter gelandet ist … und, in jener Nacht auf dem Berg, als er neben mir saß und dann nach Süden flog … Das waren gar keine Zeichen der Götter.“
    Als sie verstummte, hakte Shanera ein: „War das nur ein Spiel? Habt Ihr uns an der Nase herumgeführt?“
    „Nein!“, wehrte Kessy ab. „Das war bestimmt nicht die Absicht. Der Vogel wurde auch nicht direkt von uns gelenkt, sondern wahrscheinlich von der Basis aus. Sie wollten Euch vermutlich nur im Auge behalten, weil Ihr Ihnen irgendwie aufgefallen seid.“
    „Wir waren ziemlich weit nördlich.“, murmelte Shanera. „Und wir haben wahrscheinlich eins Eurer Fluggeräte gesehen, wenn auch aus größerer Entfernung.“
    „Ja, das könnte der Grund gewesen sein.“, bestätigte Kessy. „Habt Ihr … Glaubtet Ihr, der Flug eines Vogels sei ein Zeichen Eurer Götter?“ Sie tauschte einen stummen Blick mit Shanera. „Oh.“, murmelte sie dann.
    Zela war verstummt.
    „Alles in Ordnung, Zela?“, fragte Shanera.
    „Nein.“, entgegnete diese. „Ich dachte, das wären Zeichen gewesen. Ich war so dumm. Das hatte mit den Göttern nichts zu tun. Und die ganzen anderen Zeichen, die irgendwer irgendwann mal gesehen hat, wahrscheinlich genauso wenig.“
    „Na ja … Das kannst Du nicht wissen.“, wehrte Shanera ab. Sie musste an den kleinen türkisfarbenen Schwebflieger denken, den sie am ersten Tag ihrer Flucht gesehen hatte. War er echt gewesen? Wahrscheinlich – aber sie konnte nicht mehr sicher sein.
    „Genau! Ich weiß nichts! Aber sie weiß etwas!“ Zela deutete auf Kessy. „Auf jeden Fall viel mehr als wir! Wir legen uns die Dinge zurecht und interpretieren etwas hinein, das gar nicht da ist. Dabei verstehen wir bloß nichts! Zeichen! Götter! Dass ich nicht lache!“
    Jetzt war Shanera ernsthaft beunruhigt. „Dass der Vogel kein Zeichen war, heißt doch nicht, dass die Götter in Frage zu stellen sind! Wie kannst Du – gerade Du – so etwas andeuten!“
    „Du weißt nicht, was sie uns im Tempel alles gelehrt haben! Die Ebenen im Norden und Süden seien Orte der Götter und niemand dürfte oder könnte dort leben. Unsere Welt sei der Mittelpunkt des Universums. Nur, wer gottesfürchtig sei, habe eine Chance auf ein besseres Leben. Und so weiter!“ Zela machte eine wegwerfende Handbewegung. „Und jetzt? In der Tiefebene, im Urwald leben alle möglichen Völker. Während unser Dorf sich fragt, ob es genügend Nahrungsmittel gesammelt hat, um den Winter zu überstehen, schweben wir hier in einem fliegenden Palast mit diesen Leuten, die von einer anderen Welt kommen! Sie bauen einen lebendigen Vogel nach, als wäre es nichts! Und von unseren Göttern haben sie noch nie etwas gehört, stimmt‘s?“ Kessy schüttelte vorsichtig den Kopf.
    Zela

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