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Shanera (German Edition)

Shanera (German Edition)

Titel: Shanera (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Schön
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„Seht nur, durch die vielen Hohlräume ist das Ganze vergleichsweise leicht und trotzdem stabil.“
    „Es sieht irgendwie aus wie ein Insektenbau.“, meinte Koras. „Ich weiß nicht, ob mir das gefällt.“
    „Ich glaube nicht, dass das was mit Insekten zu tun hat. Die bauen nicht aus Stein. Und nicht so große Hohlräume.“ Sie wies mit den Armen nach oben. Der Bau, an dessen Rand sie stand, war ungefähr dreimal so hoch wie sie. Sein Inneres war bis auf Hüfthöhe mit Schutt und unidentifizierbaren Überresten gefüllt, aber darüber war die Kuppel leer. An einigen Stellen gab es verschieden große Öffnungen, die nicht durch Einstürze entstanden zu sein schienen.
    „Glaubst Du, das haben Kintari gebaut?“, fragte Zela, die sich misstrauisch näherte.
    „Vielleicht.“, entgegnete Shanera. „Allerdings habe ich noch nie von dieser Bauweise gehört oder gelesen. Vielleicht waren es die Leute, die unten im Tiefland wohnen. Oder es war ein Volk, dass früher einmal hier gelebt hat und jetzt gar nicht mehr existiert. Das scheinen jedenfalls alles nur Ruinen zu sein.“
    „Ja, aber sie sind nicht allzu sehr mit Pflanzen überwuchert. So alt können sie noch nicht sein.“
    „Vielleicht wächst auf diesem Zeug bloß nichts richtig. Schau Dir mal diese Kräuter an, die werden normalerweise viel größer. Die wirken hier richtig verkümmert. Eine natürliche Gesteinsart ist das jedenfalls nicht, womit die das alles gebaut haben.“
    Koras spähte in eine Art Eingang, der den Anfang eines breiten Tunnels bildete, der tiefer in das Ruinengebiet hinein zu führen schien. Obwohl an der Oberfläche keine größeren Öffnungen erkennbar waren, schien das Innere des Ganges halbwegs hell zu sein. Er vermeinte ein bläuliches Schimmern zu erkennen.
    Shanera und Zela stöberten derweil in den Trümmern der ersten Kuppel. Zwischen dem Gesteinsschutt fanden sie Reste von bearbeitetem Holz, einige Scherben aus Ton und verwandten, aber feineren Materialien, und dann sogar Dinge aus Metall. Es waren kurze Haken, Stifte und sonstige verbogene Kleinteile aus einem hellen Metall, das sie nicht kannten. Aus einer abgebröckelten Wand ragten größere Metallstücke heraus.
    Sehr weit konnten sie allerdings nicht vordringen, denn der scharfkantige Schutt stellte ein ernsthaftes Hindernis dar. So ließen sie bald von ihren Ausgrabungsarbeiten ab, die ohnehin nichts Identifizierbares hervorgebracht hatten. Sie gingen zu Koras hinüber, der inzwischen einige Schritte in den Tunneleingang hineingetreten war.
    „Willst Du etwa da hineingehen?“, fragte Zela mit leicht missmutigem Tonfall. Sie sah sich nach Windbote um, doch der war nirgends auszumachen. Seit sie in den Wald gekommen waren, hatte er sich rar gemacht. Ein paar Mal hatte sie ihn allerdings zwischen den Bäumen hindurch am Himmel vorbeiziehen sehen.
    „An der Oberfläche werden wir kaum sehr weit kommen, denke ich.“, argumentierte Koras. „Das ist doch ein einziger Trümmerhaufen. Falls wir uns das Ganze näher anschauen wollen, dann scheint mir dies der bessere Weg zu sein. Der Gang schaut stabil aus und ist sogar hell, wenn ich auch nicht weiß, warum.“
    „Bist Du sicher, dass da nicht noch jemand – oder etwas – drin wohnt?“
    „Tja, ein paar kleinere Tiere gibt’s hier wohl, aber sonst habe ich keine Spuren gefunden. Was sagst Du, Shanera?“
    „Gehen wir vorsichtig ein Stück hinein, dann werden wir ja sehen. Hier oben ist tatsächlich kein Durchkommen. Mit ein paar Ratten oder ähnlichem werden wir schon noch fertig.“ Sie nahm vorsichtshalber ihr Messer zur Hand. Sehr wohl war ihr nicht bei dem Gedanken, unterhalb dieser fremdartigen Bauwerke in unbekannten Gängen herumzuschleichen.
    „Ich finde das keine gute Idee.“, äußerte Zela, aber allein an der Oberfläche zu bleiben war auch keine verlockende Alternative, also schloss sie sich notgedrungen ihren unternehmungslustigen Freunden an.
    Sie gingen eine kurze Strecke in den Tunnel hinein und blieben dann stehen, um das Beleuchtungssystem zu studieren. Es schien sich um eine Kombination aus von der Oberfläche her auf geheimnisvolle Weise umgelenkten Sonnenlicht und bläulich schimmernden, etwas unregelmäßigen Leuchtstreifen an den Wänden zu handeln. Diese bestanden wiederum aus einer krümeligen, undefinierbaren Substanz, eine Art Farbstoff, der allerdings von selbst zu leuchten schien. Shanera kratzte ein wenig davon herunter, doch das Zeug brannte auf der Haut und sie streifte es rasch

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