Shanera (German Edition)
Schnüren. Sie blickte auf Gira’ba’sam. So musste das Ganze wohl aussehen, wenn es richtig getragen wurde. Die Stoffstreifen liefen diagonal kreuz und quer über den Körper und wurden von den Schnüren zusammengehalten. Es blieb einiges an freier Haut sichtbar, die strategischen Stellen waren aber bedeckt. Allerdings sah es ziemlich kompliziert aus.
Auf Gira’ba’sam schien sie jedenfalls einen etwas überforderten Eindruck zu machen, denn diese rollte die Augen und streckte die Hand aus, um sich das Teil wieder geben zu lassen. Dann gestikulierte sie Shanera, ihre Sachen auszuziehen.
Diese zögerte zunächst, doch ihre Führerin, die inzwischen milde belustigt zu sein schien, machte nicht den Eindruck, als wolle sie die Sache auf sich beruhen lassen. So zog Shanera ihre Weste und die Leggins aus und stellte sich vor Gira’ba’sam auf.
Die war allerdings immer noch nicht zufrieden und deutete auf ihr Leibchen. Shanera kreuzte unwillkürlich die Arme vor der Brust, doch Gira’ba’sam sah ihr tief in die Augen und schenkte ihr ein Lächeln, welches sie rot werden ließ. Sie schluckte und ließ es geschehen, dass ihr die Wanesh mit sanfter Hand das Leibchen über den Kopf zog und sie dann herumdrehte. Wenigstens durfte sie ihren Lendenschurz anbehalten.
Sie fühlte, wie die Waldbewohnerin ihr sachte über den Rücken strich, wobei sie etwas in ihrer Sprache sagte. Ein Kribbeln ging durch ihren Körper und Shanera spürte eine seltsame Erregung in sich aufsteigen.
Gira’ba’sam begann damit, ihr das Streifengewand durch geschicktes Wickeln anzulegen, während Shanera wie in Trance auf die dunkle Haut und die geschickten Finger ihrer Helferin starrte. Ihre Gedanken machten sich selbständig. Als sich der erste Stoffstreifen über ihre Brüste legte, standen ihre Brustwarzen unübersehbar hervor. Shaneras Gesichtsfarbe entwickelte sich zu einem Tiefrot, doch Gira’ba’sam ließ sich nicht beirren. Sie beendete die Ankleidung nach ein paar weiteren Wicklungen durch das Knüpfen eines letzten Knotens und strich Shanera noch ein paar widerspenstige Haare aus dem Gesicht.
Shanera wagte es, die Augen wieder zu öffnen. Was war nur in sie gefahren? Sie zwang sich, tief durchzuatmen, ihre Hände zu entkrampfen, und blinzelte vorsichtig in Richtung ihrer Bekleidungshelferin. Diese hatte wieder dieses rätselhafte, feine Lächeln aufgesetzt.
„Äh.“ Sie räusperte sich. „Danke. Und … wie geht’s jetzt weiter?“
Gira’ba’sams Blick wanderte zur Seite und die Spitze ihrer Zunge erschien in ihrem Mundwinkel, was Shanera unglaublich süß fand. Als sie sich jedoch bei diesem Gefühl ertappte, nahmen ihre Gedanken eine abrupte Wendung. Sie fühlte so etwas wie Panik in sich aufsteigen.
Offenbar versuchte ihre Führerin unterdessen, sich etwas in Erinnerung zu rufen. Schließlich begann sie zu sprechen.
„Du … Wanesh. Du wirst Wanesh, heute Abend. Auf … Fest.“ Gira’ba’sam gestikulierte mit den Armen. „Heute Abend.“, wiederholte sie dann. „Wenn Du willst. Ich … Dein Begleiter.“ Sie sah ihr wieder in die Augen. „Ja?“
Shanera begann, ernsthaft nervös zu werden. Was sollte das werden? Ging es hier um eine Stammesmitgliedschaft oder einen Heiratsantrag? Oder gleich beides? Und was sollte sie dazu sagen? Sie begehrte doch keine Frau! War es nicht so?
Sie schluckte.
„Wanesh ist gut.“, sagte sie dann vorsichtig. „Aber ich bin eine Kintari.“
Darauf schien ihr Gegenüber vorbereitet.
„Ja. Du Kintari … und Wanesh. Wanesh und Kintari. Morgen … Du kannst gehen. Heute Abend … Fest. Ja?“ Ihre fragenden Augen erschienen sehr dunkel.
Shanera musste sich von ihrem Blick losreißen. Konnte sie beiden Völkern angehören? Das hörte sich annehmbar an, oder? Zumindest schien es nicht schlimm, so sie es richtig verstanden hatte. Auch wenn sie ihre Faszination für das Volk der Wanesh – oder war es eher für eine bestimmte Wanesh – nicht leugnen konnte, wollte sie doch nicht den Rest ihrer Tage hier im Wald verbringen. Zumindest nicht ohne reifliche Überlegung. Trotzdem …
„Ja.“, hörte sie sich sagen, noch bevor sie mit ihren Überlegungen zu Ende gekommen war. Beinahe hätte sie sich auf die Zunge gebissen. Doch andererseits – weitere Fragen hätten bei den bestehenden Sprachproblemen wohl kaum mehr Erkenntnisse gebracht. Und ob man sie bei einer Ablehnung auch so einfach gehen ließe? Wie auch immer, jetzt gab es kein Zurück mehr.
Sie ließ sich von
Weitere Kostenlose Bücher