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Shanera (German Edition)

Shanera (German Edition)

Titel: Shanera (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Schön
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sich nochmals auf und erkundete den hinteren Bereich des ihr zugewiesenen Raums. Zu ihrer Überraschung gab es dort eine weitere Kammer von unregelmäßiger Form. Beleuchtet von einigen der blauen Kugeln, bestand der Boden aus einer Reihe von abgestuften Mulden und Becken, durch die Wasser plätscherte, welches zwischen den Wurzeln der Wand hervor zu rinnen schien. Die Bassins waren ebenfalls zwischen Wurzeln eingebettet, aber mit einer Art Ton ausgegossen und glatt poliert. An einer Seite standen einige Schälchen mit angenehm duftenden Pulvern und Flüssigkeiten, daneben lag zusammengerollt ein großes, weiches Tuch.
    Shaneras Laune besserte sich erheblich. Sie prüfte das Wasser, es war lauwarm, und spähte zurück in den Hauptraum. Außer ihr war niemand auf dieser Seite der Brücke und den Baderaum konnte man von außen nicht einsehen. Sie schätzte, dass es bis zu der angekündigten Feier noch eine Weile dauern würde, schließlich waren die meisten Dorfbewohner anscheinend abwesend.
    Schnell streifte sie ihre Kleidung ab, Weste, Leggins und Unterzeug. Sie schichtete alles in einer Ecke auf und ließ sich vorsichtig in das größte Becken gleiten. Das klare und saubere Wasser erschien ihr wunderbar nach den endlosen Tagen dampfender Hitze und prasselnden Regens, der den Schweiß nie richtig abwaschen konnte. Sie tauchte einmal komplett unter und lehnte sich dann bequem zurück, gerade eben mit der Nase über dem Wasser. Die Augen geschlossen und fast unhörbar ein einfaches Mantra rezitierend, ließ sie ihren Geist entspannen.
    Nach einiger Zeit tauchte sie wieder auf und begann, einige der bereitstehenden Badezusätze zu probieren. Ein dunkler, anregender Duft breitete sich aus. Langsam seifte sie sich am ganzen Körper ein und genoss das Gefühl der Sauberkeit, das sie umfing. Nachdem sie auch ihre Haare gründlich gewaschen hatte, fühlte sie sich wieder besser. Sie planschte noch ein wenig in einem der höher liegenden Becken herum, um die Seife auszuspülen, dann trocknete sie sich ab und schlüpfte wieder in ihre Kleider – frische Gewänder lagen leider nicht bereit.
    Auf dem Deckenlager des Hauptraums ruhend, holte sie die Wirklichkeit allerdings wieder ein. Sie fühlte sie sich leer und einsam, gleichzeitig nagte das Schicksal ihrer Freunde an ihrem Gewissen. War es ein Fehler gewesen, diesen Weg zu nehmen? Hätte sie versuchen sollen, den Waldleuten zu entfliehen? Jetzt, tief drin in deren Gebiet, war es dazu wohl zu spät. Sie kannte sich nicht aus und war allein. Wenn ihre Gastgeber vorhatten, ihr Schwierigkeiten zu machen, sah es schlecht für sie aus.
    Obwohl die Wanesh sich bisher ihr gegenüber fair verhalten hatten, so war sie doch im Moment eine Gefangene auf deren Gebiet. Es schien ihr nicht sicher, ob sie morgen weiterziehen durfte. Und dann war da noch dieses seltsame Fest, zu dem sie eingeladen war.
    Woher sollte sie wissen, was es damit auf sich hatte, und was alles passieren würde? Der alte Mann hatte von einer Verpflichtung gesprochen. Wollte sie sich darauf einlassen, ohne zu wissen, worum es ging? Es erschien nicht sehr vernünftig, ob man die Einladung nun als Geschenk bezeichnete oder nicht. Vielleicht war es aber auch eine Beleidigung, abzulehnen.
    Was für eine Rolle spielte ihre Führerin bei dieser Sache? Warum hatte sie das Gefühl, dass mehr dahinter steckte? Und warum musste sie immer an ihr Zwinkern denken? Unruhig wälzte sie ihre Gedanken hin und her, doch sie waren zu müde und drehten sich im Kreis, bis sie schließlich einschlief.
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    Zela konnte sich nicht erinnern, schon einmal solche Angst verspürt zu haben. Sie war noch nie eine Gefangene oder gar gefesselt gewesen. Tief im Inneren dieser unheimlichen Ansiedlung, war sie den Fremden, die nicht einmal von ihrem Volk waren oder ihre Sprache sprachen, hilflos ausgeliefert. Was hatten sie mit ihr vor?
    Auch wenn sie nur eine vage Vorstellung von den schrecklichen Dingen hatte, die intelligente Wesen einander antun konnten, so genügte es, um sie in Schrecken zu versetzen. Als sie mit gefesselten Händen von zwei Bewachern einen dunklen Gang hinunter geführt wurde, schlug ihr das Herz bis zum Hals und sie musste alle Kraft zusammennehmen, damit ihr die Beine nicht versagten.
    Endlich erreichten sie ihr Ziel, eine schmale Tür in einer Reihe von vielen. Während einer ihrer Bewacher sie am Arm festhielt, öffnete der andere den Eingang und nahm ihr die Handfesseln ab. Sie wurde durch die Tür geschoben, die sich

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