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Shanera (German Edition)

Shanera (German Edition)

Titel: Shanera (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Schön
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hinter ihr schloss und mit einem leisen Klick verriegelt wurde.
    Der dahinter liegende Raum war nicht gerade groß, höchstens drei auf drei Schritte, mit einer Bettstatt als beinahe einziger Einrichtung. Neben der Tür stand auf einem fest mit der Wand verbundenen Podest ein Gefäß mit Wasser und in einer Ecke befanden sich minimale, aber immerhin saubere sanitäre Einrichtungen. Die im Dunkeln liegende Decke schien übertrieben hoch und ließ den Raum wie einen Schacht wirken. Licht kam trübe aus einem weißen Panel in der Wand, erleuchtete aber nur den unteren Teil des Raumes spärlich. Die Wände schienen ansonsten wie überall hier aus Metall zu sein.
    Zela hatte jedoch keinen Blick mehr dafür. Sie ließ sich auf die Liege sinken, zog die Arme vor das Gesicht und begann leise zu weinen.
    Was sollte sie nur machen? Noch nie hatte sie sich so allein gefühlt.
    Es kam ihr wie eine lange Zeit vor, bevor ihre Tränen versiegten.
    Sie fröstelte, obwohl es in ihrem Gefängnis kaum kühler war als draußen im heißen, stickigen Urwald. Sie schlang die Arme um ihren Körper und wiegte sich hin und her.
    Ohne große Hoffnung raffte sie sich schließlich auf – es schien ihr wie viele Sandläufe später – und begutachtete die Wände ihrer Zelle. Sie tastete alles ab, drückte und zog an der Tür, am Bett und am Lichtpanel, doch vergebens.
    Schließlich erinnerte sie sich an ihre Ausbildung. Sie betastete ihre Brosche, die man ihr gelassen hatte, und versuchte, sich zu beruhigen. Vorsichtig setzte sie sich auf den Boden, atmete tief durch und nahm die Meditationshaltung ein. Sie wählte ein einfaches Mantra, vertraut wie ihr eigener Körper, und begann zu meditieren.
    +
    Noch viel später schien es ihr, als würde das ohnehin spärliche Licht langsam dunkler. Sie kauerte sich vor das Lichtpanel und versuchte, irgend etwas zu erkennen, aber vergeblich. Sie konnte ihren Durst nicht länger ignorieren. Zuerst vorsichtig, dann zügiger, trank sie Wasser aus dem Gefäß neben der Tür.
    Behutsam stellte sie das Behältnis wieder ab. Sie legte ein Ohr an die Tür und horchte, doch außer einigen undefinierbaren Hintergrundgeräuschen war nichts zu hören. Das Licht war jetzt beinahe ganz erloschen und es waren nur noch schemenhafte Umrisse zu erkennen. Sie musste versuchen, etwas zu schlafen.
    Zela sandte ihre Gebete an die Götter, rollte sich dann auf der Schlafstatt zusammen und zwang sich, die Augen zu schließen. Es schien ihr wie eine Ewigkeit, seit sie zuletzt in der sicheren Umgebung des Tempels geschlafen hatte. Ihre aufkommenden Zweifel, ob die Götter, an die sie glaubte, in diesem seltsamen Land überhaupt Macht hatten, versuchte sie zu verdrängen. Vielleicht weil, halb im Unterbewusstsein, dahinter die Frage lauerte, ob ihre ganze Religion möglicherweise nicht nur eine mächtige, aber irreale geistige Ausgeburt des abgeschiedenen Lebens der Kintari in der Großen Wand sein konnte.
    Wie es Koras erging, war ihre andere Sorge. Sie waren schon bald nach ihrer Ankunft getrennt worden. Wahrscheinlich war er ähnlich wie sie irgendwo eingesperrt. Sie hoffte, dass ihm nichts noch schlimmeres passiert war.
    Als ihre Gedanken gerade in den Schlaf drifteten, begann plötzlich ein tiefes Brummen die Stille zu durchdringen. Sie konnte die Vibrationen förmlich spüren, es war wie ein lang anhaltendes, entferntes Donnergrollen. Für ein solches dauerte es jedoch entschieden zu lange. Zela horchte beunruhigt in die Dunkelheit, doch es passierte nichts weiter. Nach einer langen Weile hörte das Grollen auf und sie fiel endlich in einen unruhigen Schlaf.
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    „Djaneera!“
    Shanera öffnete blinzelnd die Augen. Über ihr stand Gira’ba’sam, die Arme verschränkt und ein sehr feines Lächeln auf dem Gesicht. Sie setzte sich hastig auf und versuchte, ihr wirres Haar etwas zu ordnen.
    „Äh, hallo Gira’ba’sam. Habe ich verschlafen?“
    Ihre Führerin mit der dunklen Haut sagte nichts, machte aber auch nicht den Eindruck besonderer Eile. Sie hob ein Bündel vom Boden auf und reichte es Shanera.
    „An … ziehen. Du.“, äußerte sie dann mit einem schrecklichen Akzent und deutete auf die Sachen. Offenbar war sie ihrer Sprache doch nicht ganz unkundig, oder sie hatte sich inzwischen ein paar Worte erklären lassen.
    „Oh. In Ordnung.“ Shanera versuchte das Bündel zu entwirren, wurde aber nicht recht schlau daraus. Es handelte sich offenbar um ein einziges Kleidungsstück aus langen Stoffstreifen und farbigen

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