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Shanera (German Edition)

Shanera (German Edition)

Titel: Shanera (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Schön
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Gira’ba’sam an der Hand zum Fest führen. Die ganze Zeit konnte sie ihren Blick nicht von der schlanken, eleganten Gestalt und dem verführerischen Gewand ihrer Führerin wenden.
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    Dieses Fest war anders als alles, was Shanera in ihrem Dorf bisher erlebt hatte. Es fand auf einem großen Platz statt, dessen Boden man weitgehend eingeebnet hatte. Oder war es eine riesige Höhlung? Eine Vielzahl kleinerer, angrenzender Räume und Plätze waren ebenfalls mit einbezogen.
    Raum und Zeit waren angefüllt mit Tanzenden. Sie waren überall, drängten sich dicht an dicht, Körper neben Körper. Obwohl sich jeder auf seine eigene Weise zu bewegen schien, gab es einen gemeinsamen, hypnotisierenden Rhythmus.
    Alle, Männer und Frauen, trugen ähnliche Kleidungsstücke wie die von Shanera und Gira’ba’sam, jeder schien aber seine eigenen Farben, sein eigenes Muster zu haben. Kinder waren keine zu sehen. Auf einem erhöhten Bereich spielte die Musik. Eine größere Gruppe von Wanesh bearbeitete aus Leibeskräften Schlaginstrumente aller Art in einem komplizierten Rhythmus, begleitet von diversen Bläsern und einigen exotisch anmutenden Instrumenten, die Shanera nicht kannte.
    Gelegentlich legte einer der Musiker sein Instrument nieder und mischte sich in die Menge, um kurz darauf von einem anderen Feiernden abgelöst zu werden. Offenbar gab es viele Wanesh mit musikalischen Talenten, denn die endlose Musik behielt, obwohl nie so etwas wie ein einzelnes Lied zu erkennen war, immer ihre Form und ihren Rhythmus.
    Shanera war verloren. Es war unglaublich laut, verwirrend und chaotisch, mitreißend und überwältigend, berauschend, unfassbar.
    Sie ließ sich von Gira’ba’sam zwischen die Tänzer ziehen und vom Rhythmus einfangen. Nach kurzer Zeit hatte sie alles andere vergessen.
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    Es war um einiges später, als die Musik etwas ruhiger wurde und der Kreis der Tanzenden sich auszudünnen begann. In den angrenzenden Bereichen gab es Essbares und Getränke. Auch Shanera und ihre Begleiterin gesellten sich zu den Essenden und erhaschten einige Früchte, dazu etwas, das wie Teigtaschen aussah und einige Becher eines leicht süßlichen, recht gut schmeckenden Safts. Wasser konnte man aus einem kleinen Brunnen schöpfen. Shanera war in Schweiß gebadet und auch Gira’ba’sams dunkle Haut glänzte und schimmerte im sanften, bläulichen Licht.
    Viel Zeit zur Erholung blieb ihnen nicht. Bald näherte sich ihnen eine kleine Gruppe von Wanesh, Arab an der Spitze.
    Sie begrüßten sich und Arab fragte: „Nun … wie geht es Dir, Djaneera. Hat Gira’ba’sam Dir erklärt … über den heutigen Abend?“
    „Es geht mir gut, danke.“ Sie zögerte. „Ich bin nicht ganz sicher, ob ich es richtig verstanden habe. Sie sagte, ich solle eine Wanesh werden – und sie meine Begleiterin … Ich weiß nicht genau, was das bedeutet.“
    „Ich verstehe. Du wirst … so etwas wie … ein Mitglied der Ehre bei den Wanesh. Gira’ba’sam, sie hat sich bereit erklärt, für Dich zu bürgen. Sie ist Deine Verbindung zu den Wanesh. Wenn Du etwas tust, was sich gegen uns richtet, wird sie dafür mit zur … Verantwortung gebracht.“
    „Oh. Aber … Ihr wisst doch, dass ich nicht bleiben kann.“
    „Ja, wir wissen. Du musst nicht hier bleiben. Ich verstehe, dass Du Deine Freunde suchen willst. Doch das Flussvolk – es sind schwierige Leute. Viele von Ihnen sind … uns nicht wohlgesonnen.“ Er seufzte. „Du bist durch unser Gebiet gegangen … Du kennst unsere Siedlung. Wir können Dich nicht zu ihnen ziehen lassen ohne Sicherheit … Aber Gira’ba’sam glaubt, dass Du ein reines Herz hast und uns nicht verraten wirst. Da sie die Verantwortung übernehmen will, kannst Du weiterziehen … sobald Du den Bund mit den Wanesh geschlossen hast.“
    Gira’ba’sam hatte ihren Wortwechsel, von dem sie vermutlich wenig verstand, mit etwas besorgtem Blick verfolgt.
    „Hast Du weitere Fragen?“, erkundigte sich Arab. Shanera schüttelte den Kopf. „Nein.“ Sie schielte zu Gira’ba’sam hinüber.
    „Möchtest Du dann jetzt das Ritual vollziehen und diese Verbindung eingehen?“
    Gira’ba’sam sah ein klein wenig nervös aus, es konnte aber auch Einbildung sein. Sie zeigte Shanera ihr sanftes Lächeln. Diese atmete noch einmal tief durch. Ihre Führerin hatte etwas mehr im Sinn, als ihr zu helfen oder ein neues Stammesmitglied zu gewinnen, das war ihr klar.
    Doch hatte sie einerseits wenig Alternativen und andererseits – sie wollte gar nicht

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