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Shanera (German Edition)

Shanera (German Edition)

Titel: Shanera (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Schön
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nicht zu sehen. Sie musste schnell aus diesem Raum heraus, falls ihre Verfolger zurück kamen. Sie wandte sich kurz entschlossen nach links, hatte aber kaum drei Schritte gemacht, als hektisches Flattern sie aufschrecken ließ.
    Der kleine Vogel war erneut vertrieben worden und in seinem Bestreben, möglichst schnell das Weite zu suchen, zuerst in den Garten hinein geflogen, bevor ihm einfiel, dass ihm die dortige Gesellschaft auch nicht behagte. Hastig mit den Flügeln schlagend leitete er die Kehrtwende ein und floh durch die nächste Lücke im Gitterdach, sicher mit dem Vorsatz, hier so schnell nicht mehr herzukommen.
    Der Grund seiner Aufregung zeichnete sich als dunkle Silhouette vor dem Himmel ab. Ein größeres Flugtier, wohl ein Raubvogel, der jetzt den Sitzplatz auf dem Dach eingenommen hatte. Shanera sah genauer hin. Das Tier äugte zu ihr hinunter. Es war ein Gerokjäger. Konnte das …? Windbote!
    „Was willst Du hier?“, flüsterte Shanera. „Wie hast Du mich gefunden?“ Das letzte Mal, als sie Windbote gesehen hatte, war, als sie die Karte gefunden hatte. Sie hätte nicht geglaubt, dass er ihr im Urwald folgen konnte. Das Blätterdach war hoch und dicht und der Wald voller Leben.
    Wie wollte ein Vogel da ein einzelnes Wesen ausmachen, das mühsam am Grund entlang schlich? Noch dazu bis hinein in diesen riesigen, überdachten Gebäudekomplex!
    Es stand für Shanera jetzt außer Frage, dass mit dem Vogel etwas nicht stimmte. Er verfolgte sie, und zwar mit einer Ausdauer und mit Fähigkeiten, die einem gewöhnlichen Tier nicht gegeben waren. Zu den Wegen der Göttlichen wollte die Sache aber auch nicht passen. Wenn diese sie beobachten wollten, brauchten sie keine sterblichen Wesen dafür einspannen. Dass Windbote ein Zeichen sein sollte, schien ihr nicht mehr plausibel. Wofür? Er zeigt ihnen weder den Weg noch hatte er sie vor Gefahren gewarnt.
    Etwas verspätet fiel ihr wieder ein, dass sie eigentlich möglichst rasch verschwinden wollte. Sie hastete an der Wand entlang, aber bevor sie einen Ausgang gefunden hatte, hörte sie, was sie befürchtet hatte. Die Schritte kamen zurück.
    Dummerweise gab es nahe der Wand keine Bäume. Die Gejagte presste sich so eng wie möglich in eine kleine Einbuchtung der Wand und hielt den Atem an.
    Aus dem Augenwinkel sah sie die drei Fremden langsam über die Brücke zurück gehen. Einer studierte etwas, das er in der Hand hielt, während die beiden anderen links und rechts Ausschau hielten. Ihre Hoffnung sank, dass man sie vielleicht übersehen würde. Tatsächlich blieben die drei in der Mitte des Raumes stehen, warfen alle einen Blick auf das Ding – möglicherweise eine Art Plan – und spähten nochmals in den Garten.
    Ein lauter Ruf bestätigte ihre Entdeckung. Während der Mann mit dem Plan auf der Brücke blieb, hasteten die anderen beiden zu den abwärts führenden Treppen und machten sich daran, Shanera von zwei Richtungen aus in die Enge zu treiben. Sie versuchte, nach einer Seite auszubrechen, in der Hoffnung, doch noch einen Ausgang zu finden. Doch die drahtige, bleiche Frau, die ihre erste Verfolgerin war, sprintete schneller als erwartet und brachte sie mit einem gekonnten Griff zum Stehen. Shanera wollte sich losreißen, stolperte dabei und kam zu Fall.
    Die Kintari stöhnte auf, als sie unsanft den Boden berührte. Die Frau versuchte sie festzuhalten und redete gleichzeitig auf sie ein, leider in einer unverständlichen Sprache. Shanera wollte sich nicht damit befassen und versuchte stattdessen, sich loszureißen.
    Es gelang ihr, eine Hand freizubekommen und mit einem Fausthieb die Verständigungsversuche der Frau unsanft zu beenden. Diese schrie überrascht auf und sprang zurück, beide Hände vor die blutende Nase haltend. Shanera war fast ebenso verblüfft über ihren Treffer. Hatte die Frau denn nicht mit Gegenwehr gerechnet?
    Shanera rollte sich zur Seite und wollte sich mit einem Sprint außer Reichweite bringen. Ihr zweiter Verfolger, ein dunkelhaariger Mann, hatte jedoch den möglichen Fluchtweg schon versperrt und schien nicht gerade glücklich darüber, dass sie seiner Begleiterin eine blutige Nase verpasst hatte.
    Er setzte ein grimmiges Gesicht auf und zeigt drohend mit dem Finger auf die mindestens einen Kopf kleinere Kintari. Was er sagte, konnte Shanera auch ohne Sprachkenntnisse als ernste Warnung einordnen. Die Frau hatte sich inzwischen wieder aufgerappelt und, ihre Verletzung vorerst ignorierend, auf der anderen Seite

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