Shanera (German Edition)
ehrlich gesagt gern tun. Aber es ist schwierig mit ihnen.“
Kessy warf ihr einen wissenden Blick zu. „Offenbar hat Shanera das auch schon gemerkt. Sonst würde sie hier nicht heimlich herumschleichen.“
„Hey, Du hast meinen Namen richtig ausgesprochen!“, freute sich diese. „Obwohl, eigentlich warst das ja gar nicht Du, sondern nur diese übersetzende Stimme …“
Kessy lachte, als sie die Übersetzung hörte. Inzwischen hatte sich auch der dritte Mann zu ihnen gesellt und offenbar Shaneras Bedenken mitbekommen.
„Du willst wissen, ob Du uns trauen kannst? Ich fürchte, wir können Dir keine Sicherheit geben. Aber ich kann Dir erzählen, warum wir hier sind.“ Er suchte den Blickkontakt seiner Begleiter, aber die schienen keine Einwände zu haben. „Wir sind eine Delegation, die zu Unterhandlungen mit dem Flussvolk gekommen ist. Wir wollen Handel treiben und einen Austausch unserer Kulturen erreichen.“
„Und warum lauft Ihr hier allein durch die Gänge?“
„Man kennt uns hier schon einige Zeit und so haben wir die Freiheit, uns in bestimmten Bereichen auch ohne Begleitung bewegen zu dürfen. Dieser hier gehört zwar nicht dazu, aber man wird uns kaum finden. Hier ist alles verlassen.“
„Und warum seid Ihr dann hier?“
„Ganz einfach, wir haben Dein Signal geortet und mussten feststellen, wer Du bist.“
„Mein Signal?“
„Ja, Signal. Deine Kennung.“
Kessy fügte hinzu: „Außerdem hast Du einen treuen Begleiter.“ Sie zeigte zur Decke. Windbote!
Shanera verstand das zwar nicht, aber ansonsten klang die Geschichte plausibel. Auch machten die drei einen entspannten Eindruck und erweckten nicht den Eindruck, ihr etwas vorzuspielen. Sie beschloss, etwas mehr preiszugeben.
„Ich bin nicht von der Wand hergekommen, um jemanden zu suchen. Wir waren zu dritt unterwegs, um dieses Land und seine Bewohner zu erkunden. Aber meine Freunde sind vor zwei Tagen von den Flussleuten gefangen genommen worden.“
„Ihr wolltet das Land erkunden?“, fragte der erste Mann ungläubig. „Das ist sehr ungewöhnlich. Hattet Ihr einen Auftrag dazu?“
Diese Leute schienen einiges über die Kintari zu wissen. „Nein.“, gab sie zu. „Es war allein meine Idee. Die anderen beiden … Na ja, sie sind da mehr oder weniger mit hinein gezogen worden.“
Die drei Fremden sahen sich an. Sie schienen zu überlegen, was sie mit Shanera nun anfangen sollten. Die hoffte, dass sie nicht auf dumme Gedanken kamen.
„Kessy?“, sprach sie die bleiche Frau an und grinste verlegen. „Ich kann Dir etwas geben, das Deiner Nase hilft, glaube ich.“
„Tatsächlich?“, fragte diese und schaute sich kurz zu ihren Begleitern um, ohne aber offenbar Ratschläge von diesen zu erwarten. „Also bitte. Wir haben noch etwas Zeit. Was ist es denn?“ Sie setzte sich auf eine an der Wand stehende größere Kiste und betrachtete neugierig ihre vormalige Gegnerin. Die anderen beiden folgten ihrem Beispiel.
Shanera antwortete nicht gleich, sondern kramte in ihren Sachen herum. Einen kleinen Vorrat an Rotgarbe hatte sie zum Glück noch, sie trug ihn immer in einem Beutelchen direkt bei sich.
„Eine Salbe.“, äußerte sie zu Kessy, während sie ein Blättchen mit den Fingern zerrieb und mit ein paar Tropfen aus dem Wasserschlauch zu einer schmierigen Paste vermengte. „Die kühlt und sorgt dafür, dass die Wunde schneller verheilt.“
Sie nahm etwas auf die Fingerspitze und näherte sich ihrem Opfer. „Halt bitte den Kopf hoch.“ Bevor sie Kessy berühren konnte, hatte die sie jedoch an ihrem Handgelenk gepackt und hielt sie fest, während sie die Paste misstrauisch beäugte.
„Und Du bist ganz sicher, dass das funktioniert. Sehr appetitlich sieht es ja nicht gerade aus.“
„Du sollst es ja auch nicht essen.“, entgegnete Shanera. „Ich habe es schon oft verwendet und es hat immer gut geholfen. Jetzt halt still.“
Kessy sah ihr streng in die Augen, bevor sie die Hand losließ und den kurz geschorenen Kopf in den Nacken legte. Ihre Begleiter, die alles genau verfolgten, machten einen etwas angespannten Eindruck.
Shanera trug die Paste vorsichtig auf. Als sie fertig war, trat sie einen Schritt zurück.
Kessy schniefte ein wenig und meinte dann: „Das scheint gar nicht so schlecht zu sein. Warten wir mal ab, wie es sich entwickelt.“
Der Mann, der vorher auf der Brücke gewartet hatte – er hatte fast weiße Haare – fragte sie: „Was ist das für eine Pflanze, die Du dafür verwendest?“
Sie
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