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Shanera (German Edition)

Shanera (German Edition)

Titel: Shanera (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Schön
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zumindest an dieser Stelle. Aber wie sollte sie Zela und Koras finden? Sie musste auf gut Glück einen möglichst großen Teil des Komplexes durchsuchen und hoffen, dass man Gefangene nicht gerade an den belebtesten Stellen unterbrachte, was allerdings eine vernünftige Annahme zu sein schien.
    An jeder Tür horchend, bevor sie sie vorsichtig öffnete, bewegte sich Shanera langsam von Raum zu Raum, dem Gefühl nach und den gelegentlich hoch oben auftauchenden Luken zufolge meist an der Außenseite des Gebäudes entlang.
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    Koras machte sich Vorwürfe. Immer wieder ging er die Szene durch, in der sie von den Flussleuten entdeckt und gefangen genommen wurden. Warum waren sie nicht irgendwie geflohen oder hatten etwas anderes unternommen? Hätte er zumindest Zela die Flucht ermöglichen können?
    Die Grübelei war natürlich fruchtlos, denn jetzt war es sowieso zu spät und er glaubte auch nicht, dass sie wirklich andere Optionen gehabt hatten. Die Fremden waren zu schnell und zu zahlreich gekommen. Es war ein Glück für Shanera, dass sie gerade nicht auf dem Boot gewesen war. Aber würde sie versuchen, sie zu befreien und hatte sie dabei überhaupt eine Chance?
    Jedenfalls saß er schon viel zu lange in diesem trüben Verlies. Was wollten diese Leute von ihnen? War es ein Verbrechen, auf dem Fluss zu fahren? Man hatte nicht einmal versucht, sie zu befragen, sondern sie direkt in ihre Zellen gebracht. Jedenfalls hoffte er, dass Zela nichts noch Schlimmeres passiert war. Er mochte gar nicht daran denken, dass ihr etwas zugestoßen sein könnte.
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    Zela schreckte hoch. Ein neues Geräusch hatte sie aus ihrem unruhigen Schlummer gerissen, das mit dem gelegentlich auftauchenden Brummen nichts zu tun hatte. Sie setzte sich vorsichtig auf und horchte. Sie musste ziemlich lange geschlafen haben. Das Lichtpanel war wieder heller geworden und in einer Öffnung des Podests mit dem Wassergefäß, die vorher nicht da gewesen war, stand etwas zu essen.
    Warum war sie nicht im Dorf geblieben? Oder dahin zurückgekehrt, als sie noch die Chance hatte? Dieser verrückte Ausflug hatte ihr nichts als Probleme eingebracht. So wie es aussah, hatte sie ihre Freiheit oder sogar ihr Leben leichtsinnig aufs Spiel gesetzt, für nicht viel mehr als ein Abenteuer. Oder?
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    Hinter Shanera lag ein langer Gang, vor ihr eine geschlossene Tür, die einzige Tür an diesem Ende. Der Durchgang zu dem verdreckten Lagerraum, aus dem sie gekommen war, war nur noch ein schwacher heller Fleck weit hinter ihr.
    Vielleicht war es keine so gute Idee, sich so weit vorzuwagen. Wenn jemand durch die Tür kam, hatte sie keine Deckung. Nervös sah sie sich um, drauf und dran, den Rückzug anzutreten.
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    Die Tür öffnete sich.
    Zela zuckte zusammen. Am liebsten hätte sie sich am hintersten Ende ihrer Pritsche zusammengekauert, aber das half wohl kaum. Außerdem, was würde das für einen Eindruck machen?
    Ängstlich fragend sah sie die vor dem Eingang stehenden, dunkelhäutigen Flussleute an, zwei Frauen und dahinter zwei Männer. Die mürrisch dreinblickenden Männer hatten Waffen in der Hand, zumindest vermutete Zela, dass es Waffen waren.
    Die ältere der beiden Frauen trat ein und sagte etwas zu Zela, vermutlich war es eine Frage.
    „Ich verstehe Euch nicht, tut mir leid.“, entgegnete sie leise. Die Frau starrte sie an. Stockend setzte Zela hinzu „Sprecht Ihr … die Sprache der Kintari?“
    Dem Stirnrunzeln und der ausbleibenden Antwort zufolge war das nicht der Fall. Die Frau wiederholte ihre Frage und fügte noch einige Sätze hinzu, aber alles blieb so unverständlich wie zuvor. Zela konnte nur hilflos mit den Schultern zucken. Sie wollte nicht widerspenstig erscheinen, aber was sollte sie machen? Wie hatte es sich eigentlich Shanera vorgestellt, mit Fremden zu kommunizieren?
    Die beiden Frauen berieten sich jetzt untereinander in gedämpften Tonfall, während sie misstrauische Blicke auf die Gefangene warfen. Schließlich verließen sie die Zelle und gaben den draußen wartenden Wächtern einen Wink. Diese packten Zela ohne viel Aufhebens links und rechts am Arm und führten sie aus der Zelle, den beiden Frauen hinterher. Zela konnte nur beten, dass sie am Ziel keine schlimme Überraschung erwartete.
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    Die Tür öffnete sich.
    Koras stand langsam auf und versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Von diesen Leuten würde er sich nicht beeindruckt zeigen. Auf dem Wasser hatten sie ihn überrascht und er hatte sich der Überzahl beugen müssen. Das

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