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Shanghai Love Story

Shanghai Love Story

Titel: Shanghai Love Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Rippin
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dort?«
    Â»Nur Mutter«, sagte Chenxi. »Sie ziehen nach Shanghai wenn fertig mit Schule.«
    Â»Und was ist mit deinem Vater?«, wollte Anna wissen. »Was tut er? Ist er auch ein Künstler?«
    Â»Ich haben keinen Vater«, sagte Chenxi.
    Â»Oh, das tut mir leid. Ist er tot?«, fragte Anna, verlegen, aber neugierig.
    Â»Ich haben keinen Vater wie du haben keine Mutter.«
    Â»Aber ich habe eine Mutter. Sie ist in Melbourne, bei meinen Schwestern. Meine Eltern leben nicht mehr zusammen. Sie haben sich getrennt. Ist es bei deinen Eltern auch so? Sind sie geschieden?«
    Â»Scheidung ist für Ausländer«, sagte Chenxi. »Nicht für Chinesen.« Er stand auf und ging zum Fenster als Zeichen dafür, dass das Gespräch beendet war.
    Anna goss sich noch eine Tasse Tee ein. Sie suchte in ihrem Geist nach etwas, das Chenxi wieder für sie öffnen würde. Sie schien immer das Falsche zu sagen. Zu viele Fragen zu stellen. Sie würde lernen müssen, vorsichtiger zu sein.

Kapitel 13
    Auf dem Flug der China Airlines nach Xian standen die Flugbegleiter vorne im Flugzeug, schwätzten miteinander und warfen jedem Passagier, der es wagte, sich zu beschweren, eine Tüte mit Saft zu. Alles war improvisiert, und Anna hatte das Gefühl, dass das Flugzeug nur durch Klebeband zusammengehalten wurde. Als sie ihre Hand an das zerkratzte Plastikfenster legte, konnte sie den Luftzug spüren, der in die Kabine drang.
    Mit Hilfe von einigen verdrehten Tatsachen hatte Anna ihrem Vater die Erlaubnis für diese Reise abringen können. Sie hatte ihm nicht gesagt, dass sie mit Chenxi allein unterwegs sein würde. Er glaubte, sie befände sich auf einer Exkursion der Kunstakademie. Mr White hatte sie gehen lassen unter der Bedingung, dass sie das Flugzeug nahm und nicht den Zug. Nach einer Bahnreise von siebenundzwanzig Stunden würde sie sicherlich krank am Ziel ankommen, bei all dem ungenießbaren Essen und dem Zustand der Toiletten im Zug. Es war doch viel besser, so meinte er, die Klasse vorauszuschicken und am Wochenende zu folgen. Eine Woche war mehr als genug, versicherte er ihr. Und so war Chenxi am Dienstag mit dem Zug losgefahren und Anna folgte ihm am Samstag mit dem Flugzeug.
    Als sie zum Landeanflug auf Xian ansetzten, waren die Passagiere schon aufgestanden und schubsten und drängten sich zu den Türen, noch ehe das Flugzeug gelandet war. Die Flugbegleiter riefen erst etwas auf Chinesisch, dann auf Englisch. Alle Passagiere sollten zu ihren Plätzen zurückkehren. Nur einer oder zwei folgen dieser Anweisung.
    Als die Türen geöffnet wurden, drückten sich die Flugbegleiter flach gegen die Türrahmen, um zu vermeiden, von den herausstürzenden Menschen niedergetrampelt zu werden. Im Glauben, dass es für diese Panik einen Grund geben musste, warf sich Anna in die Menge hinein und ließ sich von ihnen mitreißen.
    Als sie wieder auftauchte, fand sie sich in einer staubigen Hütte aus Wellblech wieder. In der Mitte lag ein riesiger Haufen Koffer. Passagiere kletterten einfach darüber hinweg, um ihr Gepäck zu finden, und Anna war froh, dass sie nur ihren Rucksack als Handgepäck mitgenommen hatte.
    Sie schaute sich nach dem Ausgang um und sah, dass die gegenüberliegende Wand der Hütte aus Maschendraht bestand, hinter dem eine weitere Menschenmenge stand und auf ihre Lieben wartete. Anna war froh, als sie Chenxi entdeckte. Er rief sie zu sich und lachte, als er ihr besorgtes Gesicht sah. »Komm schon«, sagte er und schwang sich ihren Rucksack über die Schulter. »Wir müssen mit Bus fahren. Zwei Busse.«
    Chenxi schien sich zu freuen, sie zu sehen. Anna joggte hinterher, um mit ihm Schritt zu halten, während sie die Menschenmenge und die aufmunternd rufenden Taxifahrer hinter sich ließen und über den Parkplatz gingen. Ihre Schritte ließen kleine, kugelförmige Staubwolken aufstieben.
    Während des langen Marsches die Straße entlang, die vom Flugplatz wegführte, begegneten sie niemandem. Es war merkwürdig still und sonnig nach dem Lärm und dem grauen Smog von Shanghai. Anna hörte Vögel zwitschern. Es war so friedlich, hinter Chenxi herzutrotten, am liebsten hätte sie sich bei ihm untergehakt. Aber sie gab sich mit dem Gefühl seiner Nähe zufrieden.
    Ein Fahrradfahrer kam ihnen entgegen. Er schwankte unter einer unförmigen Last, als ob er betrunken wäre. Als er mit vor

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