Shanghai Love Story
StraÃe, wich einer Horde Radfahrer aus und stellte sich auf die unterste Stufe der Einstiegstreppe.
»Los!«, schrie er Anna zu, die zögernd auf der anderen StraÃenseite stehen blieb. Zwischen ihnen bildeten die Fahrradfahrer eine schier undurchdringliche Wand.
Chenxi lehnte sich aus der Tür, wobei er sich mit einer Hand am Türrahmen festhielt. »Komm!«
Anna machte zwei Schritte vom Gehsteig auf die StraÃe, trat aber schnell wieder zurück, als ihr ein Radfahrer beinahe über die Zehen fuhr. Wieder schaute sie auf und sah, dass der Bus losfuhr. Mit Chenxi.
»Dieser Mistkerl!«, fluchte Anna. Sie merkte, wie ihr die Zornestränen in den Augen brannten. »Der kümmert sich wirklich einen Dreck um mich!« Zitternd stand sie da und sah, wie sich der Bus in den Verkehr einfädelte. Ihr Magen drehte sich vor lauter Panik um. »Ich weià nicht, wo ich bin. Ich weià nicht einmal, wie ich nach dem Heimweg fragen soll!« Sie war vollkommen von Chenxi abhängig, und dafür hasste sie ihn abgrundtief.
Tränen liefen ihr über die Wangen. Sie schob sich zwischen den Menschen hindurch in die Richtung, in die der Bus gefahren war. Um sie herum Gesichter mit weit aufgerissenen schwarzen Augen. In ihrem Kopf dröhnte der vertraute Singsang. » Wai guo ren! Wai guo ren! Ausländerin! Ausländerin!«
Verschreckt drängte sie sich blindlings vorwärts, versuchte zu rennen. Schweià und Tränen brannten ihr in den Augen. Sie überquerte eine StraÃe und dann eine zweite. Nichts kam ihr vertraut vor. Der Bus war verschwunden.
Sie kam an eine Stelle, wo die Menge förmlich brodelte. Die Mauer aus Leibern war fast undurchdringlich. Anna kniff die Augen zusammen und stürzte mit aller Kraft vorwärts.
Sie durchbrach den Ring und stolperte in den freien Raum in der Mitte, öffnete die Augen und sah, warum sich die Menge versammelt hatte.
Auf dem Boden kauerte Chenxi. Er hob das Gesicht zu ihr empor. Sie sah das Blut und schrie.
Kapitel 19
Im Taxi hielt Anna Chenxis Kopf in ihren Armen. Sie fühlte, wie das Blut ihr T-Shirt tränkte. Der Fahrer nahm die Hand nicht von der Hupe und schob sich zentimeterweise durch den Verkehr. Sie schaute zu Chenxi hinunter. Seine Augen waren geschlossen.
»Chenxi?«, flüsterte sie.
»Mmm?«
»Bist du sicher, dass du nicht ins Krankenhaus willst? Vielleicht hast du eine Gehirnerschütterung.«
Chenxi hob den Kopf und verzog vor Schmerzen das Gesicht. »Nein!«, rief er. »Ich dir sagen! Kein Krankenhaus!«
Anna starrte aus dem Fenster. Der Anblick seiner Verletzung drehte ihr den Magen um. Ein Radfahrer prallte gegen die Motorhaube des Taxis und schaute sie mit wütendem Blick an. Das Taxameter tickte.
Vor ihrem Apartmenthaus bezahlte Anna den Taxifahrer und half Chenxi aus dem Wagen. Er stützte sich mit seinem ganzen Gewicht auf sie. Der Torwächter starrte sie an, als sie und Chenxi an ihm vorbeihumpelten, schlurfte wieder in sein Häuschen und nahm den Telefonhörer ab. Im Fahrstuhl schien Chenxi wieder zu sich zu kommen. Voller Panik riss er die Augen auf. »Ich nicht dürfen hierherkommen. Wenn dein Vater da ist!«
»Na und?«, sagte Anna wegwerfend, aber trotzdem war sie froh, als sie auf dem Esstisch einen Zettel mit der Handschrift ihres Vaters vorfand.
Anna führte Chenxi ins Bad und half ihm, sich auf den Toilettendeckel zu setzen. Sie holte Watte und eine Tasse mit warmem Wasser. Tief einatmend wandte sie sich zu Chenxi und fing an, sein zerschlagenes Gesicht zu säubern. Zart tupfte sie das getrocknete Blut um Mund und Nase ab. Als sie über die Stirn strich, fand sie die Ursache für die starke Blutung. Chenxi zuckte zusammen, als Anna vorsichtig die offene Wunde säuberte.
Voller Mitgefühl verzog Anna das Gesicht; hin und wieder musste sie innehalten und tief durchatmen, ehe sie weitermachen konnte. Endlich war Chenxis Gesicht sauber. Sie legte eine Mullkompresse über die Stirnwunde und klebte sie mit Leukoplast fest. Sie erschauerte. Chenxi öffnete die Augen.
»Fertig«, flüsterte sie.
Chenxi schenkte ihr ein Lächeln. Sein linkes Auge war beinahe vollständig zugeschwollen.
Anna nahm Chenxis Hand. »Bitte Chenxi, sag mir, was geschehen ist.«
Sein Gesicht bewölkte sich und er schaute weg.
»Chenxi?«
Er seufzte. »Ich versuchen, aus Bus zu kommen, wegen dir. Der Fahrkartenmann ⦠wie
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