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Shannara I

Titel: Shannara I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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massive schwarze Gestalt mit erhobenem Knüppel. Sie stürzte sich auf die überrumpelten Gnomen und hieb sie mit ungeheurer Wut und Kraft nieder, als seien sie nur dürres Laub. Nach weniger als einer Minute lagen alle Gnomen regungslos am Boden. Shea schaute erstaunt zu, als die riesige Gestalt sich Sheas Retter in der Art eines treuen Hundes näherte, der das Lob seines Herrn erbettelt. Der Fremde sprach kurz auf den Riesen ein, dann schlenderte er zu Shea, während sein Begleiter sich mit den Gnomen befaßte.
    »Ich glaube, das wäre alles«, dröhnte die Stimme, als die scharlachrote Gestalt auf den Talbewohner zukam, den Lederbeutel mit der gesunden Hand schwingend.
    Shea betrachtete das Gesicht des Mannes. Art und Haltung des Scharlachroten ließen erkennen, daß er ein arroganter Bursche war, dessen unerschütterliches Selbstvertrauen vermutlich auf seiner unbestreitbaren Tüchtigkeit als Kämpfer beruhte. Das gebräunte, wettergegerbte Gesicht war glattrasiert bis auf einen schmalen Schnurrbart. Er hatte eines jener Gesichter, die dem Alter trotzen; er sah weder alt noch jung aus, aber seine Haltung war jugendlich, und nur die gegerbte Haut und die tiefliegenden Augen verrieten, daß er älter als vierzig Jahre sein mußte. Das schwarze Haar schien hier und dort angegraut zu sein, wenngleich das im Morgenlicht schwer zu erkennen war. Das Gesicht war breit, mit markanten Zügen und großem, fröhlichem Mund ein gutaussehendes, freundlich wirkendes Gesicht, aber Shea spürte instinktiv, daß es eine sorgfältig geformte Maske war, der eigentlichen Art des Mannes vorgebunden. Der Fremde stand lächelnd vor dem verlegenen Talbewohner.
    »Ich möchte Euch danken«, stieß Shea hastig hervor. »Es wäre aus mit mir gewesen, wenn Ihr nicht…«
    »Schon gut, schon gut. Eigentlich nicht unser Geschäft, Leute zu retten, aber diese Teufel machen sich einen Spaß daraus, dich in Stücke zu schneiden. Ich bin selbst aus dem Südland, weiß du. War schon geraume Zeit nicht mehr dort, aber es ist meine Heimat. Du kommst von dort, das sehe ich. Aus den Bergen? Natürlich hast du auch Elfenblut in dir…« Er verstummte plötzlich, und Shea war sich gewiß, daß der Mann nicht nur wußte, wer er war, sondern auch, was er darstellte, und daß er vom Regen in die Traufe gelangt sein mochte. Ein schneller Blick auf die riesige Gestalt bei den Gnomen war nötig, um zu bestätigen, dass es mit keinem Schädelträger zu tun hatte.
    »Wer bist du, Freund, und woher kommst du?« fragte der Fremde plötzlich.
    Shea nannte seinen Namen und berichtete, daß er aus Shady Vale stamme. Er sagte, er sei mit seinem Boot auf einem Fluß im Süden unterwegs gewesen, gekentert, fortgespült worden und bewußtlos am Ufer gelegen, wo ihn die Gnomen gefunden hätten. Shea war nicht bereit, einem Fremden die ganze Wahrheit anzuvertrauen, solange er nicht mehr über ihn und seinen Begleiter wußte. Der Mann sah ihn lange an und lächelte belustigt, während er mit dem Lederbeutel spielte.
    »Nun, ich bezweifle, daß du mir alles erzählt hast«, sagte er und lachte. »Aber ich kann es dir nicht verdenken. An deiner Stelle würde ich es nicht anders halten. Für die Wahrheit ist später noch Zeit genug. Mein Name ist Panamon Creel.« Er streckte die breite Hand aus, die Shea ergriff und kräftig drückte. Der Fremde hatte einen eisernen Griff, und der Talbewohner zuckte unwillkürlich zusammen. Der Mann lächelte schwach, ließ Sheas Hand los und wies auf den schwarzen Riesen hinter sich.
    »Keltset, mein Begleiter. Wir sind schon fast zwei Jahre zusammen, und ich habe nie einen besseren Freund gehabt, auch wenn er manchmal gesprächiger sein könnte. Keltset ist stumm.«
    »Was ist er für ein Wesen?« fragte Shea neugierig.
    »Du bist in dieser Gegend wahrlich fremd«, sagte der andere lachend. »Keltset ist ein Berg-Troll. Er war zu Hause im Charnal-Gebirge, bevor seine Leute ihn verstießen. Wir sind beide Außenseiter in dieser undankbaren Welt, aber das Leben teilt eben jedem etwas anderes zu. Wir haben nicht die Wahl dabei.«
    »Ein Berg-Troll«, wiederholte Shea verwundert. »Ich habe noch nie einen gesehen. Ich dachte, das seien alles Wilde, beinahe wie Tiere. Wie konntet Ihr…?«
    »Hüte deine Zunge, Freund«, sagte der Fremde scharf. »Keltset schätzt solches Gerede nicht, und er ist empfindlich genug, dir dafür auf die Zehen zu treten. Das Problem bei dir ist, dass du ein Ungeheuer in ihm siehst, eine mißgestaltete Kreatur ohne

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