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Shannara I

Titel: Shannara I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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zerschrammt und aufgerissen, die Arme verkratzt und blutig, aber der stumme Druide verlangsamte seine Schritte nicht. Nach Ablauf der Stunde blieb er stehen, drehte sich nach ihnen um und legte warnend den Finger an die Lippen. Vorsichtig führte er sie dann in ein Gewirr riesiger Felsbrocken. Die drei kletterten minutenlang aufwärts, ohne ein Geräusch zu machen, plötzlich sahen sie vor sich Lichter - trübe, flackernde Lichter, die von brennenden Lagerfeuern stammten. Sie krochen auf Händen und Knien zum Rand der Felsblöcke. An einem schräg hängenden Felsen hoben sie langsam die Köpfe und starrten atemlos hinunter.
    Was sie sahen, war unheimlich und erschreckend. So weit das Auge reichte, meilenweit in alle Richtungen, loderten die Feuer der Nordland-Armee in die Nacht, wie Tausende gelber, gleißender Punkte in der Schwärze der Ebenen, und in ihrem hellen Licht eilten die undeutlichen Gestalten drahtiger, knorriger Gnomen und massiger, schwerer Trolle umher. Es waren Tausende, alle bewaffnet, alle bereit, auf das Königreich Callahorn hinabzustoßen. Flick und Menion konnten sich nicht vorstellen, daß selbst die legendäre Grenzlegion Aussicht haben mochte, einer solch gewaltigen Streitmacht standzuhalten. Es war, als sei die gesamte Gnomen- und Troll-Bevölkerung dort unten auf der Ebene versammelt. Allanon hatte jede Begegnung mit Spähern und Wachen vermieden, indem er am Westrand der Drachenzähne entlanggegangen war, und nun hockten die drei Männer in einem Krähennest von Felsblöcken hoch über dem feindlichen Lager. Aus dieser Höhe konnten die entsetzten Südländer die Gesamtheit der riesigen Streitmacht überblicken, die sich gesammelt hatte, um in die schlecht verteidigte Heimat der Südländer einzudringen. Die Trommeln der Gnome klangen immer lauter, während die Männer hinunterstarrten und ihre Augen ungläubig von einem Ende des Lagers zum anderen schweiften. Zum ersten Mal begriffen sie ganz, womit sie es zu tun hatten. Zuvor waren es nur Allanons Worte gewesen, die versucht hatten, die Invasion zu beschreiben; nun konnten sie den Feind sehen und selbst ein Urteil fällen. Jetzt spürten sie das dringende Bedürfnis nach dem geheimnisvollen Schwert von Shannara, nach der einzigen Macht, die das böse Wesen, welches diese Armee gegen sie aufgestellt hatte, vernichten konnte. Aber nun war es schon zu spät.
    Minutenlang blieben sie stumm, dann berührte Menion Allanon an der Schulter und wollte etwas sagen, aber der Druide preßte seine Hand schnell auf den Mund des erstaunten Hochländers und deutete den Hang hinunter. Menion und Flick reckten die Köpfe ein wenig vor und sahen erschrocken, daß unter ihrem Versteck Gnomenwachen auf- und abgingen. Sie hatten beide nicht geglaubt, daß der Feind sich die Mühe machen würde, so weit vom eigentlichen Lager entfernt Wachen aufzustellen, aber offenbar ließ man sich auf kein Risiko ein. Allanon bedeutete den beiden durch eine Handbewegung, sich zurückzuziehen, und sie gehorchten schnell und folgten ihm hinab über die hohen Steinquadern. Unten angekommen, sicher vor allen neugierigen Augen, setzten sie sich zur Beratung zusammen.
    »Wir müssen ganz leise sein«, warnte Allanon flüsternd. »Eure Stimmen wären von den Felsen hinabgedrungen zur Ebene. Die Gnomenwachen hätten uns gehört!«
    Menion und Flick nickten.
    »Die Lage ist ernster, als ich dachte«, fuhr Allanon mit rauher Stimme fort. »Die gesamte Nordland-Armee scheint sich an dieser einen Stelle zusammenzudrängen, um den Schlag gegen Callahorn zu führen. Brona beabsichtigt, dem Südland sofort jeden Widerstandsgedanken auszutreiben. Er fährt zwischen die besser ausgerüsteten Armeen im Osten und Westen hinein, damit er sie sich einzeln vornehmen kann. Der Böse hält bereits das ganze Gebiet nördlich von Callahorn. Balinor und die anderen müssen gewarnt werden.« Er verstummte und sah Menion Leah an.
    »Ich kann jetzt nicht fort«, stieß Menion hervor. »Ich muß euch helfen, Shea zu finden.«
    »Wir haben keine Zeit, über die Dringlichkeit der einzelnen Probleme zu streiten«, sagte Allanon beinahe drohend und zielte mit dem Finger auf das Gesicht des Hochländers. »Wenn Balinor nicht gewarnt wird, fällt Callahorn, und das ganze Südland folgt ihm, einschließlich Leah. Es wird Zeit, daß Ihr an Euer eigenes Volk denkt. Shea ist nur ein einzelner Mensch, und im Augenblick könnt Ihr nichts für ihn tun. Aber Ihr könnt etwas tun für die vielen tausend Südländer,

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