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Shannara I

Titel: Shannara I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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verstummte.
    »Erzählt weiter, Balinor«, sagte Höndel scharf.
    »Mein mißtrauischer Freund glaubt, mein Bruder sei nicht mehr sein eigener Herr - er sage diese Dinge, ohne sie wirklich zu meinen. Er wird beraten von einem Mystiker namens Stenmin, den Allanon für einen Mann ohne Ehre hält. Er werde Palance in sein Verderben führen. Stenmin hat meinem Vater und dem Volk erklärt, herrschen solle mein Bruder, nicht ich. Er hat ihn gegen mich eingenommen. Als ich fortging, schien sogar Palance zu glauben, daß ich nicht geeignet sei, Callahorn zu regieren.«
    »Und die Narbe?« fragte Durin leise.
    »Ein Streit, bevor ich mit Allanon fortging«, erwiderte Balinor. »Ich weiß nicht einmal mehr, wie er anfing, aber schlagartig bekam Palance einen Wutanfall - in seinen Augen glühte echter Haß. Ich wollte gehen, und er riß eine Peitsche von der Wand und schlug zu. Das war auch ein Grund, weshalb ich beschloß, Tyrsis für eine Weile zu verlassen - damit Palance Gelegenheit fand, wieder zur Besinnung zu kommen. Wenn ich nach dem Zwischenfall geblieben wäre, hätten wir vielleicht - « Wieder verstummte er, und Höndel warf den Elfen-Brüdern einen Blick zu, der jeden Zweifel darüber ausräumte, was bei einer weiteren Auseinandersetzung zwischen den Brüdern geschehen wäre.
    »Ihr müßt mir glauben, wenn ich sage, daß mein Bruder nicht immer so gewesen ist, und ich halte ihn auch jetzt nicht für einen schlechten Menschen«, fuhr Balinor halblaut fort. »Stenmin hat Gewalt über Palance, und das treibt diesen in seine Wutanfälle, in denen er sich gegen mich und alles, wovon er weiß, daß es wichtig ist, wendet.«
    »Es steckt mehr dahinter«, unterbrach ihn Höndel. »Palance ist ein idealistischer Fanatiker - er begehrt den Thron und stellt sich unter dem Vorwand, die Interessen der Menschen zu vertreten, gegen Euch. Er erstickt an seiner eigenen Selbstgerechtigkeit.«
    »Vielleicht hast du recht, Höndel«, sagte Balinor. »Aber er ist mein Bruder, und ich liebe ihn.«
    »Das macht ihn so gefährlich«, erklärte der Zwerg. »Er liebt Dich nicht mehr.«
    Balinor starrte stumm vor sich hin. Die anderen schwiegen ebenfalls einige Minuten, bis er sich umdrehte und sie ruhig ansah, so, als sei nichts geschehen.
    »Es wird Zeit für uns. Wir müssen die Stadtmauern erreichen, bevor es dunkel wird.«
    »Ich gehe nicht weiter mit, Balinor«, warf Höndel hastig ein. »Ich muß in mein eigenes Land zurückkehren und mithelfen, die Zwergen-Armeen auf eine Invasion gegen sie vorzubereiten.«
    »Nun, Ihr könnt heute nacht in Tyrsis schlafen und morgen weitergehen«, sagte Dayel, weil er wußte, wie erschöpft sie alle waren.
    Höndel lächelte und schüttelte den Kopf.
    »Nein, ich muß in dieser Gegend nachts unterwegs sein. Wenn ich in Tyrsis übernachte, verliere ich einen ganzen Reisetag, und die Zeit ist kostbar für uns alle. Das ganze Südland steht und fällt damit, wie schnell wir unsere Armeen zu einer gemeinsamen Streitmacht vereinigen können, um gegen den Dämonen-Lord loszuschlagen. Wenn Shea und das Schwert von Shannara für uns verloren sind, bleiben uns nur die Armeen. Ich werde nach Varfleet gehen und dort rasten. Seid auf der Hut, Freunde. Ich wünsche Euch viel Glück.«
    »Und wir dir auch, tapferer Höndel.« Balinor streckte die Hand aus. Höndel drückte sie, schüttelte den Elfen-Brüdern die Hände und verschwand winkend im Wald.
    Balinor und die Elfen-Brüder warteten, bis sie ihn zwischen den Bäumen nicht mehr sehen konnten, dann marschierten sie über die Ebene auf Tyrsis zu. Die Sonne war hinter dem Horizont versunken, der Himmel dunkelgrau geworden. Sie waren auf halbem Wege, als der Himmel völlig dunkel wurde und die ersten Sterne auftauchten. Als sie sich der ruhmreichen Stadt näherten, beschrieb der Prinz von Callahorn den Elfen-Brüdern die Geschichte der Entstehung von Tyrsis.
    Die Stadt war erbaut auf einem Hochplateau, das zu einer Reihe von hohen, senkrechten Felswänden führte. Diese grenzten das Plateau im Süden ganz, im Westen und Osten teilweise ein. Sie waren zwar bei weitem nicht so hoch oder schroff wie die Drachenzähne oder das Charnal-Gebirge im fernen Norden, aber unfaßbar steil. Die Nordseite hinter der Stadt ragte nahezu senkrecht empor, und es war noch niemandem gelungen, sie zu ersteigen. Im Rücken war die Stadt also gut gesichert, und eine Abwehr im Süden hatte sich nie als nötig erwiesen. Das Plateau, auf dem die Stadt stand, war an der breitesten

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