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Shannara I

Titel: Shannara I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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mußten, vermochte aber nichts zu erkennen.
    Er hastete lautlos weiter, das Messer locker in der Hand. Er ging lange Minuten ohne Zwischenfall und glaubte schon aufatmen zu können, als ein schwaches Geräusch an sein Ohr drang. Er erstarrte sofort, versuchte auszumachen, woher es gekommen war, und hörte es wieder - ein leises Husten aus der Dunkelheit unmittelbar vor ihm. Ein Posten hatte sich gerade noch rechtzeitig verraten, um den Hochländer davor zu bewahren, daß er mit ihm zusammenprallte. Ein Aufschrei hätte alle anderen sofort herbeigelockt.
    Menion ließ sich auf Hände und Knie nieder und umklammerte das Messer fester. Er kroch lautlos weiter. Endlich vermochten seine Augen die Umrisse einer Gestalt zu erkennen. Der Größe nach war der Posten ein Gnom. Menion wartete noch einige Minuten, um ganz sicher zu sein, daß der Gnom ihm den Rücken zukehrte, dann schlich er sich an. Mit einer blitzschnellen Bewegung fuhr er hoch, packte den ahnungslosen Gnom an der Kehle und ließ das Messer niedersausen. Der Gnom sank bewußtlos auf den Boden. Menion zögerte nicht, sondern huschte weiter; er wußte, daß andere Wachen in der Nähe waren. Der Wind blies unablässig, und die Minuten verrannen zäh.
    Schließlich und endlich erreichte er den Mermidon vor der Inselstadt Kern, deren Lichter fern im Süden glommen. Er blieb auf einer kleinen Anhöhe stehen, die langsam abfiel und das Nordufer des schnellströmenden Flusses bildete. Er blieb halb geduckt, den Umhang eng um sich gewickelt, um vor der nächtlichen Kälte geschützt zu sein. Er war verwundert und erleichtert darüber, daß er den Fluß erreicht hatte, ohne auf eine weitere Postenkette zu stoßen. Vermutlich hatte er mit seiner ursprünglichen Annahme recht gehabt und war durch eine der Ketten geschlüpft, ohne es zu bemerken.
    Der Prinz von Leah sicherte nach allen Seiten, dann richtete er sich auf und streckte sich. Er wußte, daß er den Mermidon weiter unten durchqueren mußte, wenn er nicht eine längere Strecke im eisigen Wasser schwimmen wollte. Sobald er eine Stelle unmittelbar der Insel gegenüber erreichte, war er sicher, ein Boot oder eine Fähre zur Stadt zu finden. Er schob die Waffen auf seinem Rücken höher, lächelte grimmig vor sich hin und begann über den Fluß nach Süden zu gehen.
    Er war noch nicht sehr weit gekommen, vielleicht tausend Meter, als der Wind für einen Augenblick erstarb; in der plötzlichen Stille hörte er vor sich ein Murmeln. Augenblicklich warf er sich auf den Boden. Der Wind fegte wieder an seinen Ohren vorbei, als er in die Dunkelheit hineinlauschte. Das Fauchen erstarb ein zweitesmal, und wieder hörte er das leise Murmeln, aber diesmal war ihm klar, was es bedeutete. Stimmen, die aus der Schwärze am Flußufer zu ihm heraufgetragen wurden. Er kroch hastig zurück über die Böschung, wo er vor den funkelnden Lichtern der fernen Stadt wieder verborgen war. Dann stand er auf und lief geduckt parallel zum Strom weiter. Die Stimmen wurden lauter und deutlicher und schienen endlich unmittelbar über die Böschung heraufzukommen. Er lauschte angestrengt, schien aber nicht verstehen zu können, was gesprochen wurde. Er robbte vorsichtig bis zur Böschungskante, von wo aus er eine Gruppe dunkler Gestalten am Mermidon erkennen konnte.
    Als erstes sah er das an einem Strauch festgebundene Boot. Sein Transportmittel, wenn er es erreichen konnte - aber er verwarf den Gedanken fast augenblicklich. In einem Kreis neben dem verankerten Boot standen vier große, bewaffnete Trolle, unverwechselbar sogar in dieser Düsternis. Sie sprachen mit einer fünften Gestalt, die kleiner und schmächtiger war, der Kleidung nach zweifellos ein Bewohner des Südlandes.
    Menion betrachtete sie kurze Zeit aufmerksam und versuchte ihre Gesichter zu erkennen, aber in der trüben Beleuchtung war das nahezu unmöglich. Er konnte nur sehen, daß der Fremde einen kleinen, schwarzen Bart trug, den er beim Reden auf merkwürdige Weise mit kurzen, ruckhaften Bewegungen strich.
    Dann sah der Prinz von Leah plötzlich noch etwas. Neben den Männern lag ein großes, wohlverschnürtes Bündel. Menion starrte es zweifelnd an, im Dunkel ungewiß, was es sein mochte. Zu seiner Verblüffung bewegte sich das Bündel ein wenig - genug, um den Hochländer davon zu überzeugen, daß unter der dicken Hülle etwas Lebendiges steckte. Fieberhaft versuchte er sich eine Möglichkeit auszudenken, wie er an die kleine Gruppe herankommen konnte, aber es war bereits

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