Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Shannara I

Titel: Shannara I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
Vom Netzwerk:
Posten verlassen, um in das erwachende Lager der Nordland-Armee zurückzukehren. Allanon saß ruhig im Schutz der Felsblöcke, in dem schwarzen, langen Umhang kaum geschützt gegen die Kälte oder den Nieselregen, aus dem bald ein Guß wurde. Er hatte die ganze Nacht hier gesessen und auf Flick gewartet, aber als der Himmel im Osten hell wurde und der Feind erwachte, verblaßten seine Hoffnungen. Trotzdem wartete er weiter, wider alle Aussichten hoffend, daß es dem kleinen Talbewohner auf irgendeine Weise gelungen sein mochte, sich zu verbergen, unbemerkt durch das Lager zu schleichen und seinen vermißten Bruder, den Elfen-König und das Schwert zu finden, um dann durch die feindlichen Linien zu gelangen, bevor der Tag anbrach.
    Das Lager wurde abgebrochen, die Zelte sanken in sich zusammen und wurden verpackt, während die riesige Armee Marschsäulen bildete. Schließlich begann die Kampfmaschine des Dämonen-Lords nach Süden zu marschieren, Richtung Kern, und der riesenhafte Druide trat hinter den Felsen hervor, damit ihn Flick sehen konnte, wenn er in der Nähe war. Nichts rührte sich, nichts war zu hören als der über das Grasland fauchende Wind, und die schwarze Gestalt stand regungslos. Nur die Augen verrieten die tiefe Bitterkeit, die der Druide empfand.
    Endlich wandte er sich nach Süden, einen Weg parallel zu der vorausmarschierenden Armee wählend. Riesenschritte bezwangen die Entfernung zwischen ihnen, als der Regen herabzurauschen begann und die gewaltige Leere der Ebenen zurückblieb.
    Menion Leah erreichte den mäandernden Mermidon-Fluß unmittelbar nördlich der Inselstadt Kern nur Minuten, bevor es hell wurde. Allanon hatte den Prinzen zu Recht darauf hingewiesen, daß er es schwer haben würde, unentdeckt durch die feindlichen Linien zu schlüpfen. Die Vorposten reichten weit über die Ebene hinaus, nach Westen über dem Mermidon vom Südrand der Drachenzähne. Alles nördlich dieser Linie gehörte dem Dämonen-Lord. Feindliche Streifen huschten ungehindert am Südrand des hochragenden Gebirges entlang und bewachten die wenigen Übergänge. Balinor, Höndel und die Elfen-Brüder hatten am hohen Kennon-Paß einen dieser Trupps überrumpeln können, aber Menion genoß nicht den Schutz der Berge vor den Nordländern. Er hatte direkt durch das flache, offene Grasland südlich des Mermidon gehen müssen, das sich nach Süden zum Mermidon erstreckte. Zwei Dinge kamen dem Hochländer jedoch zu Hilfe. Die Nacht blieb bewölkt und dunkel, so daß man nur wenige Meter weit sehen konnte. Außerdem war Menion ein Jäger und Spurensucher wie kein anderer im Südland. Er vermochte schnell und sicher durch die Schwärze zu eilen, unentdeckt von allen, außer den allerschärfsten Ohren.
    Er hatte sich nicht ohne Groll von Allanon und Flick verabschiedet. Er traute dem riesigen Druiden nicht so ganz und bereute es, Flick mit ihm allein gelassen zu haben. Sie hatten alles getan, was Allanon verlangte, und ihm in jeder Krise blind vertraut, obwohl sie ahnten, daß er ihnen vieles verschwieg. Er hatte zwar immer recht gehabt, aber das Schwert hatten sie nun doch nicht bekommen, dazu auch noch Shea verloren. Und jetzt sah es so aus, als sollte die Armee aus dem Nordland erfolgreich im Süden eindringen. Nur das Grenzreich von Callahorn stand dazwischen bereit, den Angriff abzuwehren. Menion, der die ungeheure Streitmacht gesehen hatte, wagte nicht daran zu glauben, daß selbst die legendäre Grenzlegion sie würde aufhalten können. Sein Verstand sagte ihm, die einzige Hoffnung bestünde darin, die Gegner so lange hinzuhalten, bis die Elfen- und Zwergen-Armeen sich mit der Grenzlegion vereinigen konnten, um dann zurückzuschlagen. Er war überzeugt davon, daß das Schwert für sie verloren war, und selbst wenn sie Shea wieder finden sollten, würde es keine Gelegenheit mehr geben, nach der rätselhaften Waffe zu suchen.
    Er fluchte leise, als sein Knie an die scharfe Kante eines Felsblocks stieß, und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf seine Umgebung. Wie eine schwarze Eidechse wand er sich an den unteren Hängen der Drachenzähne hinunter, durch das Labyrinth von Blöcken und Brocken, das Schwert von Leah und den langen Eschenbogen auf den Rücken geschnallt. Er gelangte nach unten, ohne auf jemand zu stoßen, und starrte in die Dunkelheit. Nichts regte sich. Er trat vorsichtig hinaus auf die grasbewachsene Ebene und blieb immer wieder stehen, um zu lauschen. Er wußte, daß die Wachtposten in der Nähe sein

Weitere Kostenlose Bücher