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Shannara I

Titel: Shannara I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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zu spät. Die vier Trolle und der Fremde trennten sich. Einer der Trolle ging zu dem rätselhaften Bündel und warf es mühelos über seine breite Schulter. Der Fremde kehrte zum Boot zurück, löste die Halteleine und stieg hinein, um die Ruder ins Wasser zu tauchen. Man wechselte Abschiedsworte, und Menion fing Satzfetzen auf, darunter die Bemerkung, man habe alles fest in der Hand. Als das Boot auf den Fluß hinausfuhr, rief der Fremde noch, man möge weitere Nachrichten von ihm über den Prinzen abwarten.
    Menion drückte sich tiefer in das feuchte Gras und sah den Mann mit seinem Boot in der nebligen Dunkelheit über dem Mermidon verschwinden. Der neue Tag kam endlich herauf, aber in Form von trübem, dunstig-grauem Licht, bei dem man nicht viel mehr sah als vorher im Dunkeln. Der Himmel war noch immer verhangen von großen, schwarzen Wolken, die jeden Augenblick die Erde zu streifen drohten. Bald würde es heftig regnen, und die Luft war bereits erfüllt von einem feuchten, ins Mark dringenden Nebel, der die Kleidung Menions durchfeuchtete und sich eiskalt auf seine Haut legte. Die riesige Nordland-Armee würde in kurzer Zeit auf dem Marsch zur Inselstadt Kern sein und sie vermutlich gegen Mittag erreichen. Es blieb ihm wenig Zeit, die Bürger vor dem bevorstehenden Angriff zu warnen - einem Sturm von Soldaten und Waffen, gegen den die Stadt sich nicht lange würde halten können. Die Bevölkerung mußte auf der Stelle evakuiert und zu ihrem Schutz nach Tyrsis oder noch weiter südlich gebracht werden. Balinor mußte erfahren, daß die Zeit abgelaufen war, daß die Grenzlegion antreten und den Feind aufhalten mußte, bis sie von den Zwerg- und Elfen-Armeen verstärkt wurde.
    Der Prinz von Leah wußte, daß keine Zeit mehr blieb, weiter über das geheimnisvolle Treffen am Flußufer nachzudenken, aber er zögerte noch einen Augenblick, als die vier Trolle mit dem sich aufbäumenden Bündel das Ufer verließen und zur Anhöhe auf seiner Rechten hinaufstiegen. Für Menion stand fest, daß der Fremde im Boot einen Gefangenen gemacht und ihn den Soldaten der Nordland-Armee übergeben hatte. Die nächtliche Begegnung war von beiden Seiten vorher vereinbart worden, die Übergabe hatte aus Gründen stattgefunden, die Menion nicht zu erahnen vermochte. Wenn sie sich diese Mühe gemacht hatten, mußte der Gefangene für sie - und damit für den Dämonen-Lord - sehr wichtig sein.
    Menion sah die Trolle in den dichten Morgennebel hineingehen und war immer noch unentschlossen, ob er eingreifen sollte. Allanon hatte ihm eine Aufgabe übertragen - eine lebenswichtige, die Tausende von Menschenleben retten mochte. Es blieb keine Zeit für Husarenritte im feindlichen Gebiet zur Befriedigung persönlicher Neugier, selbst wenn das hieß… Shea! Angenommen, es war Shea, den man eingefangen hatte? Der Gedanke durchzuckte Menion wie ein Blitz, und die Entscheidung war gefallen. Shea war zu allem der Schlüssel - Menion mußte versuchen, ihn zu befreien, wenn er wirklich der Gefangene war.
    Er sprang auf und lief schnell nach Norden, dorthin zurück, von wo er gekommen war, bemüht, auf einem Weg parallel zu dem der Trolle zu bleiben. Im dichten Nebel fiel es schwer, die Richtung zu halten, aber Menion dachte nicht lange über dieses Problem nach. Es würde außerordentlich schwer werden, vier bewaffneten Trollen ihren Gefangenen zu entreißen, da schon ein einziger von ihnen dem Hochländer körperlich weit überlegen war. Dazu kam die Gefahr, daß sie wieder durch die Postenkette der Nordland-Armee gelangen würden. Wenn er nicht vorher zupackte, hatte er keine Chance. Eine Rettung hing vor allem davon ab, ob der Fluchtweg zum Mermidon frei war. Menion spürte die ersten klatschenden Regentropfen, als er weiterhastete, und der Donner grollte drohend, während der Wind an Stärke zunahm. Verzweifelt suchte Menion in dem Gemisch von Wolken und Nebel nach einer Spur seiner Gegner, konnte aber nichts erkennen. Überzeugt, daß er zu langsam gewesen war und sie verfehlt hatte, hetzte er über das Grasland, wie ein wilder, schwarzer Schatten durch den Nebel huschend. Er schlug Haken um kleine Bäume und Büsche. Der Regen peitschte sein Gesicht, das Wasser lief ihm in die Augen, so daß er kurz stehen bleiben und sich das Gesicht abwischen mußte. Er schüttelte erbost den Kopf. Sie mußten irgendwo in der Nähe sein.
    Schlagartig tauchten die vier Trolle links hinter ihm aus dem Nebel auf. Menion hatte sich verschätzt und sie

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