Shannara I
warme seit fünf Tagen - und verschlangen sie binnen Minuten. Der Waldboden war weich und glatt, ein bequemes Bett, verglichen mit der feuchten Erde des Tieflands. Als sie stumm auf dem Rücken lagen und hinauf zu den sanft schwankenden Baumwipfeln blickten, schien das helle Licht des Feuers in schwachen, orangeroten Streifen emporzuschießen, so, als brenne in einem Heiligtum ein Altar. Das Licht tanzte und glitzerte auf der rauen Rinde und dem weichen, grünen Moos, das in dunklen Klumpen an den massiven Bäumen klebte. Die Waldinsekten summten zufrieden. Ab und zu flog eines in die Flammen und verlor mit kurzem Aufleuchten sein Leben. Ein-, zweimal hörten sie das Rascheln eines kleinen Tiers außerhalb des Lichtscheins.
Nach einer Weile drehte Menion sich auf die Seite und blickte Shea an.
»Was ist die Quelle der Kraft dieser Steine, Shea? Können sie jeden Wunsch erfüllen? Ich bin mir immer noch nicht gewiß…« Er schüttelte den Kopf.
Shea blieb regungslos liegen und starrte nach oben, während er über die Ereignisse des Nachmittags nachdachte. Dann blickte er zu Flick hinüber.
»Ich glaube nicht, daß ich soviel Einfluß auf sie habe«, sagte er. »Es war beinahe so, als hätten sie die Entscheidung getroffen…« Nach einer Pause fügte er hinzu: »Ich glaube nicht, daß ich sie beeinflussen kann.«
Menion nickte nachdenklich und ließ sich wieder zurücksinken. Flick räusperte sich.
»Was macht das? Sie haben uns aus dem scheußlichen Moor geführt, nicht?«
Menion warf Flick einen Blick zu und zuckte die Achseln. »Es könnte nützlich sein, zu wissen, wann wir uns auf diese Unterstützung verlassen können, meint ihr nicht?« Er atmete tief ein und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Nun, wenigstens sind wir schon so weit gekommen. Und jetzt das nächste Stück…« Er setzte sich auf und zeichnete eine Skizze der Umgebung in die trockene Erde. Shea und Flick richteten sich ebenfalls auf und schauten ihm zu.
»Hier sind wir.« Menion deutete auf einen Punkt der Zeichnung. »Jedenfalls nehme ich das an«, ergänzte er hastig. »Im Norden liegt der Nebelsumpf, und noch weiter nördlich davon der Regenbogen-See, aus dem der Silberfluß zu den Anar-Wäldern fließt. Am besten marschieren wir morgen nach Norden, bis wir den Rand des Nebelsumpfs erreicht haben. Wir gehen dann an ihm entlang und kommen auf der anderen Seite der Schwarzen Eichen heraus. Von dort könnten wir schnurgerade nach Norden gehen, bis wir auf den Silberfluß stoßen, der uns sicher zum Anar bringen müßte.« Er sah die beiden anderen an, die nicht gerade glücklich zu sein schienen. »Was ist los?« fragte er verwirrt. »Mit dem Plan kommen wir an den Schwarzen Eichen vorbei, ohne direkt hindurch zu müssen wie beim letztenmal. Vergeßt nicht, daß die Wölfe immer noch da sind.«
Shea nickte und runzelte die Stirn.
»Es liegt nicht am Plan allgemein«, begann er zögernd, »aber wir haben Geschichten vom Nebelsumpf gehört…«
Menion schlug sich verblüfft an die Stirn.
»Ach, nein! Doch nicht die Altweibergeschichte von einem Nebelgespenst, das am Rand des Sumpfes lauert und verirrte Reisende verschlingt? Erzählt mir nicht, daß ihr das glaubt!«
»So etwas mußt ausgerechnet du sagen«, regte sich Flick auf. »Du hast wohl vergessen, wer uns beim letztenmal versichert hat, wie ungefährlich die Schwarzen Eichen sind!«
»Na gut«, sagte Menion. »Ich behaupte nicht, daß das hier eine gefahrlose Gegend ist, in der sich keine seltsamen Wesen herumtreiben. Aber noch niemand hat dieses angebliche Sumpfungeheuer gesehen - die Wölfe aber schon! Was ist euch lieber?«
»Ich finde, dein Plan ist gut«, warf Shea hastig ein. »Doch ich würde es vorziehen, so weit wie möglich nach Osten auszuholen, wenn wir durch den Wald gehen, um den Nebelsumpf zu meiden.«
»Einverstanden!« sagte Menion. »Aber es mag ein bißchen schwierig werden, wenn wir drei Tage lang die Sonne nicht gesehen haben und nicht genau wissen, wo Osten ist.«
»Steig auf einen Baum.« sagte Flick leichthin.
»Auf einen…«, stammelte Menion. »Aber natürlich! Warum ist mir das nicht eingefallen? Ich klettere einfach sechzig Meter an glatter, feuchter, bemooster Baumrinde hinauf, lediglich mit Händen und Füßen.« Er schüttelte verächtlich den Kopf. »Sag mal, bist du verrückt?« Er sah zu Shea hinüber, um sich Bestätigung zu holen, aber dieser war schon bei seinem Bruder.
»Flick, hast du die Kletterausrüstung mitgebracht?«
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