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Shannara II

Titel: Shannara II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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sich um.
    »Bleibt dicht bei mir«, empfahl der Elf und ging schon auf die große Stalltür zu.
    Wil und Amberle folgten ihm. An der Tür blieb er stehen und stieß einen schrillen Pfiff aus, um den anderen Jägern das Signal zu geben. Beinahe augenblicklich erscholl die Antwort. Crispin glitt durch die Tür in den Regen hinaus. Wil und Amberle zogen ihre Umhänge fester um sich und eilten ihm nach.
    Schnell liefen sie den Hang hinunter zum Ziehweg, gingen ein kurzes Stück in der Richtung, aus der sie gekommen waren, und bogen dann in einen anderen Pfad ein, der nach Osten führte. Drei Elfen-Jäger, die wie Schatten aus dem Wald auftauchten, schlossen sich ihnen an. Wil warf noch einen Blick zurück zu dem einsamen Schuppen, doch er war schon in Dunst und Regen verschleiert.
    Der Pfad wurde jetzt sehr schmal, und die Bäume des Waldes rückten immer näher heran. Zwischen dunklen, regenfeuchten Stämmen hindurch und unter durchhängenden, wasserschweren Zweigen hinweg folgten die sechs Wanderer dem von Furchen durchzogenen Pfad hügelabwärts. Er mündete schließlich in einer langen Holztreppe, die sich den Hang hinunter durch den Wald wand. Weit unten, kaum erkennbar durch die Schwaden allmählich lichter werdenden Nebels, lag das graue Band des Singenden Flusses. Im Osten dehnten sich Weiden und Wälder aus.
    Crispin winkte sie vorwärts. Es war ein langer und recht beschwerlicher Abstieg. Die Stufen waren schmal und glitschig vom Regen, so daß man bei jedem Schritt darauf achten mußte, nicht abzurutschen. Ein rauhes, teilweise zerfranstes Seil, das lose von Pfosten zu Pfosten hing, diente als Führung, und Wil und Amberle hielten sich vorsichtig daran fest, während sie Stufe um Stufe abwärts stiegen. Hunderte von Stufen tiefer erreichten sie wiederum einen Pfad, der in ein Föhrenwäldchen mündete. Irgendwo vor sich konnten sie das träge Glucksen des vom Regen angeschwollenen Flusses hören. Sein Rauschen vermischte sich mit dem tiefen Heulen des Windes, der von den Höhen des Carolan herunterwehte.
    Als sich mehrere hundert Schritte weiter der Wald lichtete, sahen sie, daß sie sich am Ufer einer kleinen Bucht befanden, die im Schutz mächtiger alter Trauerweiden und Zedern lag. Hier schaukelte, an einem morschen, langsam verrottenden Steg festgemacht, ein kleines Schiff auf den Wellen. Auf seinem Deck stapelten sich Kisten und Säcke, die mit Ölzeug überdeckt waren.
    Crispin gab ein Zeichen zum Anhalten. Die Jäger hinter ihm verschwanden unter den Bäumen wie Gespensterwesen. Er blickte sich aufmerksam um und ließ dann wiederum einen schrillen Pfiff hören. Vom Schiff kam sogleich Antwort, und wenig später ertönte auch von der anderen Seite der Bucht ein Erwiderungspfiff. Crispin nickte Wil und Amberle zu und trat aus dem Schutz des Waldes heraus. Die Köpfe eingezogen, um der Gewalt des Windes zu trotzen, hasteten die drei den Steg entlang. Dumpf klang das Poltern ihrer Stiefel auf dem nassen Holz. Dann sprangen sie an Bord des wartenden Schiffes. Ein Jäger tauchte plötzlich unter dem Ölzeug hervor, zog eilig ein Stück des Tuches zurück, um eine Öffnung zwischen den aufgetürmten Kisten freizugeben. Crispin bedeutete Wil und Amberle einzutreten. Beinahe geräuschlos fiel das Ölzeug hinter ihnen wieder herab.
    Drinnen war es warm und trocken. Die Finsternis verwirrte sie anfangs, und sie blieben unsicher stehen, während sie das Schwanken des Schiffes unter ihren Füßen spürten. Doch durch einen Spalt an jener Stelle, wo das Öltuch zum Deck herabfiel, sickerte etwas Licht, und langsam gewöhnten sich ihre Augen an die Dunkelheit. Sie entdeckten, daß man hier inmitten der gestapelten Kisten eine Art Kabine für sie eingerichtet hatte. Nahrungsmittel und Decken lagen an einer Wand bereit, und in einer Ecke warteten Waffen in Lederhüllen. Sie streiften ihre Umhänge ab und breiteten sie auf dem Boden zum Trocknen aus. Dann setzten sie sich nieder und harrten der Dinge, die da kommen sollten.
    Wenig später spürten sie, wie das Schiff von dem alten Steg abstieß und sacht auf der Strömung davonglitt. Ihre Reise in den Wildewald hatte begonnen.
     
    Diesen und den folgenden Tag verbrachten sie im Versteck ihrer kleinen Kabine, da Crispin ihnen untersagt hatte, auch nur einen Schritt an Deck zu tun. Es regnete ohne Unterlaß, und Land und Himmel blieben grau und dunstig. Ein gelegentlicher Blick nach draußen zeigte ihnen die Landschaft, durch die diese erste Etappe ihrer Reise sie führte

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