Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Shannara II

Titel: Shannara II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
Vom Netzwerk:
wurde.
    »Das Heer teilt sich hier. Die eine Hälfte marschiert mit Prinz Arion und Oberbefehlshaber Pindanon nach Norden, um den Spindelpaß zu sichern. Die andere zieht mit mir nach Süden zum Halys-Joch. Befehlshaber Jans?« Das von Wind und Wetter gegerbte Gesicht des Führers der Freitruppe tauchte im Kreis der Offiziere auf. »Ich möchte, daß die Freitruppe mit mir nach Süden marschiert. Pindanon, gebt den Befehl.«
    Der Ring der Reiter löste sich auf. Andor blickte zu Arion hinüber, der ihn mit kalten Augen fixierte und sich dann abwandte.
    »Andor, ich möchte, daß du mit mir reitest«, rief sein Vater ihm zu.
    Kael Pindanon kam zum König zurückgaloppiert. Es war alles bereit. Mit festem Händedruck sagten die beiden alten Kameraden einander Lebewohl. Noch einmal hielt Andor nach seinem Bruder Ausschau, doch Arion war schon auf dem Weg zur Spitze seiner Kolonne.
    Allanon tauchte an Andors Seite auf. Sein dunkles Gesicht war unbewegt.
    »Sein Zorn ist unbegründet und fehl am Platz«, sagte der Druide leise und ritt weiter.
    Laut dröhnten Pindanons Befehle über das Heer hinweg. Banner und Lanzen wurden grüßend geschwenkt, als das Heer der Elfen sich teilte. Laute Rufe der Zuversicht und des Übermuts zerrissen die morgendliche Stille und hallten von den Hängen der Berge wider. Eine Zeitlang war der Tag erfüllt von sorglosen Stimmen und unbekümmertem Gelächter. Dann setzte sich Pindanons Zug in nördlicher Richtung in Bewegung, wälzte sich unter einer gewaltigen Staubwolke in das Hügelland hinein und verschwand aus dem Blickfeld.
    Die Soldaten des Königs wandten sich nach Süden. Viele Stunden marschierten sie am Fuß der Grimmzacken-Berge entlang, folgten dem stetigen Auf und Ab des vorgelagerten Hügellandes. Die Sonne schwand langsam über die Bergrücken nach Westen, und die Schatten wurden länger, dunkle Muster bildend. Die unbewegte, schwüle Luft des Mittags kühlte sich in einem leichten Südwind ab, der aus den fernen Wäldern herüberwehte. Allmählich weiteten sich die Hügel zu einer grasbewachsenen Ebene. An ihrem Rand öffnete sich im Schatten schroffer Felsspitzen das dunkel gähnende Maul des Halys-Joch-Passes.
    Eventine ließ sein Heer halten, um kurz mit seinen Offizieren zu beratschlagen. Unterhalb des Ostzugangs zum Paß dehnten sich mehrere Meilen offenen Landes, das sich südlich am Waldrand hinzog. Wenn es den Dämonen gelingen sollte, einen Weg zu finden, um das Grimmzacken-Gebirge unterhalb des Halys-Jochs zu überqueren, konnten sie durch die Waldgebiete nordwärts ziehen und das Elfenheer im Paß einschließen. Eine Nachhut mußte ein solches Manöver verhindern. Am besten konnte eine Kavallerie-Einheit diese Aufgabe übernehmen; die Kavallerie würde innerhalb des engen Passes ohnehin nicht von großem Nutzen sein.
    Andor sah, wie der Blick seines Vaters flüchtig zu Stee Jans wanderte, sich dann wieder entfernte. Kavallerie-Einheiten des Elfenheers würden die Nachhut bilden, verkündete der König.
    Nachdem der Befehl dazu erteilt war, löste sich die Kavallerie vom Gros des Heeres und verteilte sich über die Ebene. Auf ein Signal von Eventine hin nahm das übrige Heer den Marsch zum Halys-Joch in Angriff.
    Schroffe Felswände blickten düster auf die Elfen herab, während diese durch den breiten, schattigen Einschnitt zwischen den Bergen marschierten. Beinahe augenblicklich begann das Gelände anzusteigen, und der Weg führte die Soldaten im kahlen Fels immer höher hinauf. Rasch kühlte die Luft ab, und der Klang von Hufeisen und Stiefeln, die auf nackten Stein schlugen, brach sich in gespenstischem Echo. Das Gelände stieg weiter an, und der Weg wurde immer beschwerlicher. Der Boden war von Geröll übersät, und Spalten und Risse klafften auf Schritt und Tritt. Männer und Pferde stolperten und rutschten immer wieder, und das Tempo verlangsamte sich.
    Dann kam der Zug jäh zum Halten. Vor dem Heer gähnte plötzlich eine schier bodenlose Kluft, ein gewaltiger Spalt, der sich, den Paß auf Hunderten von Schritten der Länge nach sprengend, in schwarzem Nichts verlor. Zur Linken schwang sich der Weg breit und eben an der Bergflanke entlang abwärts, um am Ende der Kluft in einen Hohlweg zu münden. Auf der rechten Seite zog sich ein schmaler Sims am Rand des Abgrunds entlang, ein unsicherer, bröckeliger Pfad, der mit Müh und Not einem einzelnen Reiter Platz bot. Blickte man aufwärts, so hatte man den Eindruck, daß die kahlen Felswände sich emporstrebend

Weitere Kostenlose Bücher