Shannara II
die, durch die schmale Pforte des Draw vorzudringen - wo das Elfenheer wartet.«
Allanons dunkle Augen blickten den König ernst an.
»Sie werden den Draw wählen.«
»Es sollte uns eigentlich möglich sein, diesen Engpaß mehrere Tage lang zu halten«, meinte der König. »Vielleicht sogar länger, wenn sie nicht auf den Gedanken kommen, uns von den Flanken anzugreifen.«
»Zwei Tage, nicht mehr.« Der Ton des Druiden war sachlich und entschieden.
Eventine konnte seine Bestürzung kaum verbergen.
»Gut, dann also zwei Tage. Doch wenn der Draw genommen wird, ist das Sarandanon verloren. Arborlon ist dann unsere letzte Bastion.«
»So sei es.« Allanon beugte sich vor, die langgliedrigen Hände ineinander verschränkt. »Es ist jetzt an der Zeit, daß wir über etwas anderes sprechen, was ich dir bisher verschwiegen habe.« Seine Stimme war leise, nur ein Flüstern beinahe. »Die Dämonen sind nicht mehr in unserer Nähe - die, die die Mauer der Verfemung schon durchbrochen haben, der Dagda Mor und jene, die ihm folgen. Sie beobachten uns nicht mehr, und sie verfolgen uns nicht mehr. Wenn sie es täten, würde ich das spüren, und ich habe nichts verspürt - seit dem Tag, an dem wir Arborlon verlassen haben.«
Der Elfenkönig sah ihn in stummer Frage an.
»Ich fand es seltsam, daß ihr Interesse an uns so gering sein sollte.« Der Druide lächelte schwach. »Heute nachmittag habe ich mich in die Berge begeben, um allein zu sein und herauszufinden, wohin die Dämonen sich zurückgezogen haben. Ich besitze die Macht, jene aufzuspüren, die meinen Augen verborgen sind. Doch ich muß vorsichtig mit ihr umgehen, denn wenn ich sie gebrauche, offenbare ich anderen, die über ähnliche Kräfte wie ich verfügen - wie zum Beispiel der Dagda Mor - sowohl meinen eigenen Aufenthaltsort als auch den Aufenthaltsort jener, die ich suche. Ich konnte es nicht wagen, diese Kraft einzusetzen, um Wil Ohmsford und Eurer Enkelin auf ihrem Weg nach Süden zu folgen; hätte ich es getan, so hätte ich womöglich den Dämonen verraten, wo sie zu finden sind. Doch um den Dagda Mor selbst aufzuspüren… Dies, fand ich, war es wert, die Gefahr auf mich zu nehmen.
Ich suchte ihn also, durchforschte das umliegende Land, um zu entdecken, wo er sich verborgen hielt. Doch er gab sich keine Mühe, sich verborgen zu halten. Ich fand ihn und die, die ihm folgen, jenseits des Grimmzacken-Gebirges, in der Einöde der Rauhen Platte. Doch wenig konnte ich erspüren von dem, was sie im Schilde führen; ihre Gedanken blieben mir verschlossen. Nur ihre Gegenwart konnte ich fühlen. Das Böse, das sie durchdringt, ist so stark, daß mir selbst eine flüchtige Berührung mit ihm großen Schmerz verursacht, deshalb war ich gezwungen, mich sogleich wieder zurückzuziehen.«
Der Druide richtete sich auf.
»Es ist sicher, daß die Dämonen sich auf der Rauhen Platte in Erwartung des völligen Zusammenbruchs der Bannmauer versammelt haben. Es ist sicher, daß sie alles tun, um diesen Einsturz zu beschleunigen. Sie tun es ganz offen und ohne sich über die möglichen Pläne der Elfen Kopfzerbrechen zu machen. Das beweist mir, daß sie diese Pläne bereits kennen müssen.«
Eventine wurde bleich. »Der Spion in meinem Hause - der Spion, der die Dämonen von Eurer Reise in Paranor in Kenntnis setzte.«
»Ja, das wäre eine Erklärung für das offenkundig fehlende Interesse der Dämonen an Eurem Tun und Lassen«, stimmte Allanon zu. »Wenn sie bereits wissen, daß wir die Absicht haben, ihnen im Grimmzacken-Gebirge entgegenzutreten, dann besteht für sie keine Notwendigkeit, uns zu folgen und zu beobachten. Sie brauchen dann nur unser Eintreffen abzuwarten.«
Eventine erkannte, was das bedeuten konnte.
»Dann kann das Grimmzacken-Gebirge zu einer Falle für uns werden.«
Der Druide nickte. »Die Frage ist, was für eine Falle wollen die Dämonen uns stellen. Noch sind ihrer nicht genug, um einem Heer unserer Stärke standzuhalten. Sie brauchen jene, die noch hinter der Mauer der Verfemung gefangen sind. Wenn wir schnell genug sind…«
Er ließ den Satz unvollendet und stand auf.
»Eines noch, Eventine. Seid vorsichtig. Der Spion ist noch unter uns. Es kann sein, daß er sich in diesem Lager befindet, unter denen, die Euer Vertrauen besitzen. Es kann sein, daß er versuchen wird, Euch zu töten, wenn die Gelegenheit sich bietet.«
Allanon machte kehrt und schritt zum Ausgang. Riesenhaft zuckte sein Schatten im flackernden Licht der Öllampen an der
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