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Shannara II

Titel: Shannara II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Korporal. Niemand wußte viel über ihn. Wie die meisten, erzählte auch er kaum etwas über seine Vergangenheit.«
    Der Hauptmann beugte sich ein Stück vor.
    »Nach den ersten zwei Stunden war der Junge der einzige Offizier, der noch am Leben war. Er verschanzte sich mit dem halben Dutzend Soldaten, das noch geblieben war, in einem Steinhaus. Weigerte sich zu kapitulieren, wollte von Gnade nichts wissen. Als die Verstärkungstruppen schließlich eintrafen, war das ganze Gelände von toten Gnomen übersät.« Die Hand des Mannes ballte sich zur Faust. »Mehr als hundert tote Gnomen! Unsere Männer waren alle gefallen bis auf zwei, und einer von ihnen starb noch im Laufe desselben Tages. Nur einer überlebte das Gemetzel. Der junge Korporal.«
    Er machte eine kleine Pause und lachte leise.
    »Der Junge war Stee Jans. Deshalb nennen sie ihn den Eisenmann. Und Rybeck?« Er schüttelte feierlich den Kopf. »Rybeck zeigt, wie ein Soldat der Freitruppe kämpfen, und wenn es sein muß, sterben sollte.«
    Die Soldaten, die sich um ihn gedrängt hatten, bekundeten murmelnd ihre Zustimmung. Andor blieb noch einen Augenblick, dann stand er auf. Der Hauptmann tat es ihm nach, nahm Haltung an, als ihm plötzlich einzufallen schien, mit wem er da gesprochen hatte.
    »Jedenfalls ist der Befehlshaber im Augenblick nicht hier, Herr.« Er sah den Elfenprinzen fragend an. »Kann ich etwas für Euch tun?«
    Andor schüttelte den Kopf.
    »Ich wollte Euch fragen, ob Ihr irgend etwas braucht.«
    »Einen guten Tropfen«, rief jemand, doch der Hauptmann brachte ihn mit einem Fluch zum Schweigen.
    »Uns fehlt es an nichts, Herr«, erwiderte er. »Wir haben alles, was wir brauchen.«
    Andor nickte. Harte Männer, diese Soldaten der Freitruppe.
    »Dann wünsch´ ich Euch eine gute Nacht, Hauptmann«, sagte er.
    Damit machte er kehrt und wanderte zum Lager der Elfen zurück, während er über die Geschichte nachdachte, die der Hauptmann ihm erzählt hatte, und über den Befehlshaber, den alle den Eisenmann nannten.

Kapitel 29
    Am folgenden Morgen marschierten die Elfen und ihre Verbündeten aus dem Sarandanon hinaus in Richtung Norden. Der neue Tag hatte noch nicht mehr als ein schwaches silbernes Leuchten über den östlichen Wäldern erkämpft, als der lange Zug sich durch den Engpaß des Baen Draw drängte und sich in das Hügelland hineinschob, das jenseits davon lag. Rüstungen und Harnische klirrten und knarrten, Stiefel und Hufe schlugen in dröhnendem Rhythmus auf die Erde, Männer wie Pferde pafften weiße Dampfwölkchen in die frostigklare Morgenluft. Niemand sprach, pfiff oder sang gar. Gespannte Erwartung hielt alle in Atem. Elfen-Jäger und Grenzländer wußten, daß die Schlacht bevorstand.
    In Windungen schlängelte sich der Zug kahle, schroffe Hügel hinauf, die von Wind und Regen zerfressen und ausgehöhlt waren. Weit entfernt noch hob sich die massige dunkle Silhouette des Grimmzacken-Gebirges vom langsam heller werdenden Nachthimmel ab, während die Sonne allmählich den Himmel heraufzog, ein gewaltiges Massiv aus nadelspitzen Gipfeln und messerscharfen Graten, steilen Wänden und gähnenden Schluchten. Der Tag erwärmte sich langsam. Die Morgenstunden zerrannen, und das Heer schwenkte nach Westen, marschierte in langen Kolonnen durch das unfreundliche, hügelige Land. Im Süden funkelten blau die Wogen des Innisbore-Sees, und über dem bewegten Wasserspiegel kreisten weiße Möwen, deren Schreie schrill und gespenstisch durch die Stille hallten.
    Am Mittag erreichte das Heer die Grimmzacken-Berge, und Eventine gab das Zeichen zum Anhalten. Als eine dunkle, abweisende Mauer aus grauem Fels erhob sich die Bergkette vor dem Horizont. Tausende von Fuß ragten die nackten Felsspitzen in den Himmel hinein, stumm, schroff und kalt. Nichts wartete dort als Leere, Finsternis und Tod.
    Zwei Pässe führten über das Grimmzacken-Gebirge, schmale Durchlässe, die das Land der Elfen mit der Rauhen Platte verbanden. Im Süden lag das Halys-Joch, im Norden der Spindelpaß. Wenn die Dämonen, wie Allanon vorhergesagt hatte, innerhalb der Rauhen Platte die Mauer der Verfemung durchbrechen würden, dann mußten sie, wollten sie Arborlon erreichen, über einen dieser Pässe nach Osten ziehen. Und dort wollten die Elfen sie erwarten und aufhalten.
    »Hier trennen wir uns«, verkündete Eventine, nachdem er seine Offiziere um sich versammelt hatte.
    Andor ritt näher an den kleinen Kreis der Männer heran, um genau zu hören, was besprochen

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