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Shannara II

Titel: Shannara II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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erwähnt?
    Verwirrt starrte er in die wilde Einöde der Rauhen Platte hinaus. Die Sonne verschwand hinter dem Horizont, und ihre leuchtenden Farben verschmolzen langsam mit den Schatten der Nacht.
    »Am Eingang zum Paß sind Wachfeuer aufgeschichtet worden«, murmelte Eventine. »Ich muß den Befehl geben, sie zu entzünden.«
    Wieder schritt er in die Klamm hinunter, und Andor blieb mit Allanon allein zurück. Schweigend standen sie beide da, reglose Gestalten in der heranbrechenden Dunkelheit, und blickten dem alten König nach, der über Fels und Geröll abwärts wanderte. Die Minuten verrannen. Andor glaubte schon, Allanon hätte ihn vergessen, da schwebte plötzlich die Stimme des Druiden durch die Stille.
    »Möchtet Ihr mehr über Wil Ohmsford wissen, Elfenprinz?«
    Andor starrte den großen Alten verwundert an und nickte dann erstaunt.
    »Gut.« Allanon sah ihn nicht an. »So hört.«
    Leise erzählte er Andor von Wil Ohmsford - von seinem Erbe und seinem Auftrag. Erinnerungen kamen dem Elfenprinzen an Berichte seines Vaters von den beiden Talbewohnern Shea und Flick Ohmsford und von ihrer Suche nach dem legendären Schwert von Shannara. Und nun war Sheas Enkel, zauberischer Kräfte teilhaftig, die keinem Elf seit der Vernichtung der Alten Welt zugänglich gewesen waren, zu Amberles Beschützer berufen worden.
    Als der Druide zum Ende kam, schwieg Andor lange Zeit. Schweigsam blickte er in die Schatten, in die sein Vater eingetaucht war, und dachte über das Gehörte nach. Dann hob er den Kopf und blickte den Druiden wieder an.
    »Warum habt Ihr mir das erzählt, Allanon?«
    »Das ist etwas, was Ihr wissen solltet.«
    Andor schüttelte langsam den Kopf.
    »Nein - ich meine, warum gerade mir?«
    Da endlich wandte der Druide sich um und sah ihn an. Das Raubvogelgesicht war kaum zu erkennen im Schutz der Kapuze.
    »Aus vielen Gründen, Andor«, sagte er leise. »Vielleicht, weil Ihr Euch für Amberle entschiedet an jenem Abend, als kein anderer im Hohen Rat für sie Partei ergreifen wollte. Vielleicht deshalb.«
    Seine schwarzen Augen ruhten lange unverwandt auf Andor, dann wandte er sich wieder ab.
    »Ihr solltet jetzt ruhen. Auch Ihr solltet schlafen.«
    Andor nickte, in Gedanken weit fort. Hatte der Druide wirklich seine Frage beantwortet? Er streifte Allanon mit einem kurzen Blick. Das dunkle Gesicht verriet keine Regung. Und als Andor wenig später noch einmal den Kopf erhob, um den Druiden forschend zu betrachten, war dieser verschwunden.

Kapitel 30
    Der Tag brach an, und dichte graue Nebelschwaden überzogen das Gebiet der Rauhen Platte. Unbewegt und undurchdringlich hingen sie wie Totenschleier über der Erde. Die Nacht schlich davon, als das bleiche, silberne Licht des Sonnenaufgangs über dem Grimmzacken-Gebirge zu schimmern begann; und als die Nacht endgültig gewichen war, erwachten die Nebel. In trägen, schweren Wellen brandeten sie kreiselnd gegen die Bergkette. Schneller und schneller drehten sie sich, während sie an Hängen und Wänden emporstiegen, bis es schien, als müsse der Fels in ihren weißen Wogen untergehen.
    Hoch oben, in der von Berggipfeln überschatteten Abgeschlossenheit des Halys-Jochs, stand Andor Elessedil mit seinem Vater und Allanon, von den Soldaten der Leibwache umringt, und blickte in die Tiefe hinab. Dort richtete das Heer der Elfen sich darauf ein, den Paß gegen den Ansturm der Dämonen-Horden zu verteidigen. Reihen von Bogenschützen, Lanzern und Pikenieren versperrten die Klamm, die sich zur Rauhen Platte hinaus öffnete. Ihre Waffen kampfbereit in den Händen, spähten die Soldaten angespannt in den Nebel hinaus, der in dichten Schwaden vor der Öffnung des Passes brodelte. Aus diesem kochenden Nebel mußten die Dämonen auftauchen, aber noch war nichts von ihnen zu sehen. Die Zeit verstrich, und noch immer ließ der Angriff auf sich warten; die Soldaten begannen unruhig zu werden. Andor spürte, wie ihr Unbehagen sich wie das seine langsam in Furcht wandelte.
    »Seid unverzagt; habt keine Furcht!« erscholl plötzlich Allanons Stimme, und alle Augen wandten sich dem schwarzgekleideten Druiden zu. »Es sind nur Nebelschwaden, wenn auch von Dämonen gesandt. Habt Mut! Die Mauer der Verfemung wankt schon; die Dämonen werden jeden Augenblick hinter ihr hervorbrechen!«
    Noch immer drehten sich die Nebel vor dem Eingang des Passes, als hielte eine unsichtbare Sperre sie auf. Tiefe Stille hing über dem Land. Andors Hände zitterten, als er die Stange ergriff, von der

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