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Shannara II

Titel: Shannara II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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loser Bretter, die mitten in der Gasse lagen. Er schwankte, stürzte, flog krachend gegen die Hauswand. Wilder Schmerz durchzuckte seinen Kopf; einen Moment lang verlor er das Bewußtsein. Dann stand er irgendwie schon wieder auf den Füßen und torkelte benommen vorwärts, während Amberles Stimme dumpf in seinen Ohren schallte. Er griff sich an die Stirn, und als er die Hand wieder senkte, sah er, daß sie voller Blut war.
    Plötzlich war Amberle wieder an seiner Seite, und ihre Arme umschlossen ihn fest um die Hüfte. Seine Knie schlotterten, und er mußte sich auf sie stützen, während er sich zwang vorwärts zu taumeln, dem fernen Licht der Straße entgegen. Er spürte, daß er gleich wieder bewußtlos werden würde, und kämpfte dagegen an. Er mußte in Bewegung bleiben; er mußte wach bleiben. Amberle redete auf ihn ein. Ihre Stimme war drängend, aber er konnte die Worte nicht verstehen. Er kam sich vor wie ein Narr. Wie hatte ihm etwas so Dummes ausgerechnet jetzt passieren können?
    Torkelnd erreichten sie das Ende der Gasse und glitten in den Schatten einer Veranda. Amberle keuchte unter der Anstrengung, Wil auf den Beinen zu halten. Blut rann Wil in die Augen, so daß er bald überhaupt nichts mehr sah, und er brummte zornig vor sich hin.
    Plötzlich hörte er, wie Amberle überrascht nach Luft schnappte. Durch die Schleier, die seine Augen verdunkelten, sah er ein Gewirr von Schatten aus der Dunkelheit auftauchen. Leise Stimmen waren zu vernehmen, ein warnendes Zischen. Dann war Amberle plötzlich fort, und er spürte, wie er hochgehoben wurde. Kräftige Hände trugen ihn rasch durch die Dunkelheit. Farbige Spiralen wirbelten vor seinen umwölkten Augen und mischten sich mit tanzendem Fackelschein. Wieder wurde er hochgehoben, durch eine schmale Öffnung geschoben wie in ein Zelt. Eine Öllampe flackerte neben ihm. Er hörte flüsternde Stimmen und spürte ein feuchtes Tuch auf seinem erhitzten Gesicht. Flinke Hände hüllten ihn in Decken ein und schoben ihm ein Kissen unter den Kopf.
    Langsam schlug er die Augen auf. Er lag in einem bunten Wagen, dessen Wände mit gestickten Teppichen, Perlenschnüren und leuchtenden Seidenvorhängen geschmückt waren. Entgeistert riß er die Augen auf. Er kannte diesen Wagen.
    Dann beugte sich ein dunkelhäutiges, sinnliches Gesicht über ihn, das von dichten schwarzen Locken umrahmt war. Das Lächeln, das ihn begrüßte, strahlte blendend.
    »Ich habe dir vorausgesagt, daß wir einander wieder begegnen würden, Wil Ohmsford.«
    Es war Eretria.

Kapitel 35
    Fünf Tage lang lieferten sich das Heer der Elfen und die Freitruppe der Grenzlegion immer wieder erbitterte Kämpfe mit den Dämonen, während sie quer durch das Westland nach Arborlon zurückwichen. Durch das weite Sarandanon-Tal, durch dichte, verwilderte Wälder, durch Waldschneisen und ausgefahrene Ziehwege wichen sie langsam zurück, immer weiter nach Osten, auf Schritt und Tritt verfolgt von den Dämonen-Horden. Sie marschierten bei Tag und Nacht ohne Rast, häufig ohne sich eine Mahlzeit zu gönnen, denn die Ungeheuer, die sie verfolgten, schienen weder Schlaf noch Nahrung zu entbehren. Unbelastet von menschlichen Bedürfnissen, nicht eingeschränkt von menschlichen Grenzen, jagten die Dämonen ihnen erbarmungslos nach, getrieben von zielgerichteter Raserei. Wie Hunde auf der Jagd hetzten sie das zurückflutende Heer, traktierten es immer wieder mit Störangriffen an den Flügeln, fielen hin und wieder in wütender Attacke darüber her, bemühten sich, es von seinem Kurs abzubringen, es kampfunfähig zu schlagen und zu vernichten. Beinahe unablässig folgten die Angriffe aufeinander, und die Elfen und ihre Verbündeten, die vom Kampf am Baen Draw schon ermattet waren, fielen schnell der Erschöpfung anheim. Und mit der Erschöpfung kamen Verzweiflung und Furcht.
    Auch Andor Elessedil wurde ein Opfer dieser Furcht. Bei ihm fing es mit dem Gefühl seines Versagens an. Die Toten, die Niederlagen der letzten Tage, die Gedanken an das, was die Elfen hatten erreichen wollen und was sie nicht erreicht hatten, quälten ihn. Doch selbst das war nicht das schlimmste Unheil. Denn während sein geschlagenes Heer nach Osten marschierte und rund um ihn herum seine Landsleute starben, wurde Andor langsam klar, daß vielleicht keiner von ihnen diesen langen Rückmarsch überleben würde - daß sie womöglich alle sterben würden. Und aus dieser schrecklichen Erkenntnis wurde die Furcht geboren, die ihm zum ständigen

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