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Shannara II

Titel: Shannara II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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wiederzufinden.«
    Ihre Stimme zitterte. »Ist es ein Teufel?«
    »Eine besondere Art von Teufel.« Er blickte zurück zu den Toten auf dem Pfad. »Man nennt ihn den Raffer.« Er überlegte kurz. »Er muß geglaubt haben, wir reisen mit Cephelo. Vielleicht hat er sich durch den Regen verwirren lassen. Er folgte Cephelos Wagen und überfiel hier die Leute…«
    »Armer Cephelo«, murmelte sie. »Man gewinnt eben nicht jedes Spiel.« Sie schwieg und warf ihm einen scharfen Blick zu. »Heiler, dieses Ungeheuer weiß jetzt, daß du nicht mit Cephelo nach Osten gereist bist. Wohin wird es sich nun wenden?«
    Wil und Eretria starrten einander wortlos an. Beide wußten die Antwort.
     
    Amberle kauerte im Schutz der Büsche am Rand der Senke und lauschte den feinen Geräuschen der Nacht. Wie ein schwerer, undurchdringlicher Schleier lag die Dunkelheit über dem Wildewald, und das Elfenmädchen saß dicht eingehüllt darin, vermochte nicht, über die schützenden Büsche hinaus zu sehen. Da sie wußte, daß Wil kaum vor Tagesanbruch zu ihr zurückkehren würde, versuchte sie zu schlafen. Doch der Schlaf wollte nicht kommen; ihr Knöchel schmerzte, und ein jagendes Heer von Gedanken an Wil und sein Unterfangen, an ihren Großvater, an die Gefahren, die sie allenthalben umgaben, verfolgte sie gnadenlos. Schließlich gab sie alle Bemühungen zu schlafen auf. Die Knie zum Körper hochgezogen, kauerte sie sich zusammen und versuchte, mit dem Wald, der sie umgab, zu verschmelzen - still, reglos, unsichtbar zu sein.
    Eine Weile gelang ihr das. Keines der Waldtiere wagte sich in ihre Nähe; alle blieben sie in der Tiefe des Waldes verborgen, der Senke fern. Die Senke selbst lag eingehüllt in ein Schweigen, so tief, daß das Elfenmädchen es so deutlich hören konnte wie die Geräusche der Nacht. Ein-, zweimal flatterte etwas an ihrem Versteck vorüber, sie hörte den raschen Flügelschlag, der die Stille durchbrach und dann wieder verklang. Die Zeit verrann, und die Lider wurden ihr schwer.
    Da beschlich sie plötzlich eine eisige Kälte; es war, als sei alle Wärme aus der Luft um sie herum abgesogen worden. Sie wurde wach und rieb sich fest die Arme. Das Kältegefühl verging, und die Wärme der Sommernacht wurde wieder fühlbar. Unsicher jetzt, blickte sie sich um. Alles war wie zuvor; nichts regte sich in der Dunkelheit, nichts war zu hören. Sie holte tief Atem und schloß die Augen wieder. Da durchfuhr sie von neuem diese eisige Kälte. Diesmal wartete sie, bis sie etwas tat. Sie hielt die Augen fest geschlossen und versuchte, den Ursprung der Kälte ausfindig zu machen. Sie entdeckte, daß sie aus ihrem eigenen Inneren kam. Das verstand sie nicht. Kälte, bittere Kälte in ihrem Inneren, die sie erstarren ließ wie die Berührung des - Todes.
    Mit einem Ruck schlug sie die Augen auf. Augenblicklich begriff sie. Es war eine Warnung - eine Warnung, daß etwas sie töten wollte. Wäre sie nicht die gewesen, die sie war, dann hätte sie das Gefühl vielleicht einfach als ein Hirngespinst abgetan. Doch sie war von hoher Sensibilität; solche Gefühle hatten sie schon früher überkommen, und sie wußte, daß sie sie nicht einfach abtun konnte. Die Warnung war real. Nur der Quell, dem sie entsprang, verwirrte sie.
    In flüchtiger Unschlüssigkeit neigte sie sich lauschend vor. Sie war in Gefahr, in tödlicher Gefahr. Sie konnte sich vor dieser Gefahr nicht verstecken; sie konnte nicht gegen sie kämpfen; sie konnte nur fliehen.
    Ohne ihren schmerzenden Knöchel zu beachten, glitt sie aus dem Schutz der Büsche hervor und spähte in die Finsternis des Waldes. Das Wesen, das ihr nach dem Leben trachtete, war nahe; sie konnte seine Anwesenheit jetzt deutlich spüren. Lautlos schlich es durch die Nacht. Sie dachte plötzlich an Wil und wünschte verzweifelt, er wäre bei ihr. Aber Wil war nicht da. Sie mußte sich selbst retten, und schnell.
    Es gab nur einen Weg für sie - hinunter in die Senke. Denn dorthin würde ihr der lauernde Tod vielleicht nicht folgen. Hinkend rannte sie bis zum Rand der tiefen Mulde und blickte hinunter in die bodenlose Schwärze. Angst packte sie. Die Senke war so beängstigend wie das Wesen, das sie verfolgte. Sie zwang sich zur Ruhe und ließ den Blick über die Schwärze hinweg zum Felsturm der Hochwarte schweifen. Dorthin mußte sie fliehen. Dort würde Wil sie suchen.
    Sie fand den Weg, der in die Tiefe führte, und begann den langen Abstieg. Innerhalb von Augenblicken war sie von undurchdringlicher

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