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Shannara II

Titel: Shannara II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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selbst gestellt hatte, fiel ihm plötzlich Amberle ein. Der Gedanke an sie erschreckte ihn beinahe, und mit einem Ruck setzte er sich in seinem Bett auf. In den Verwirrungen der letzten Tage hatte er seine Enkelin vergessen, sie, die die letzte der Erwählten war, die, wie Allanon ihm gesagt hatte, die einzige Hoffnung seines Volkes war. Was, fragte er sich niedergeschlagen und voller Trauer, was war nur aus Amberle geworden?
    Er legte sich wieder nieder und starrte durch den Schatten der Vorhänge in die dichter werdende Dunkelheit hinaus. Allanon hatte gesagt, daß Amberle lebte. Und inzwischen tief drinnen im unteren Westland war; doch Eventine glaubte nicht, daß dieser Druide es wirklich wußte. Der Gedanke bedrückte ihn. Wenn sie tot war, dann wollte er es nicht wissen, sagte er sich plötzlich. Es war besser so, es nicht zu wissen. Und doch war es eine Lüge. Er mußte es wissen, unbedingt. Bitterkeit stieg in ihm auf. Alles entglitt ihm - seine Familie, sein Volk, sein Land, alles, was er liebte, alles, was seinem Leben Sinn und Bedeutung gegeben hatte. Er sah eine Ungerechtigkeit darin, die er nicht begreifen konnte. Nein, es war mehr als das. Es war eine Ungerechtigkeit, die er nicht akzeptieren konnte. Er wußte, wenn er es tat, würde es sein Ende sein.
    Er schloß die Augen, um das Licht nicht sehen zu müssen. Wo war Amberle? Man mußte es wissen, sagte er sich eigensinnig. Er mußte einen Weg finden, sie zu erreichen, ihr zu helfen, wenn seine Hilfe gebraucht wurde. Er mußte einen Weg finden, sie zu ihm zurückzuholen. Schwer atmend lag er da. Noch immer an Amberle denkend, übermannte ihn der Schlaf.
     
    Es war dunkel, als er wieder erwachte. Im ersten Moment war er nicht sicher, was ihn geweckt hatte. Sein Geist war noch umnebelt vom Schlaf, seine Gedanken wirr. Ein Geräusch, dachte er, ein Schrei. In seinen Kissen richtete er sich auf und blickte angestrengt in die Düsternis des Zimmers. Bleiches weißes Mondlicht sickerte durch den Stoff der zugezogenen Vorhänge und erhellte schwach die Linien der verriegelten zweiflügeligen Fenstertür. Ungewiß wartete er.
    Dann hörte er wieder ein Geräusch, ein gedämpftes Stöhnen, das beinahe augenblicklich wieder verstummte. Es war von draußen gekommen, aus dem Korridor, wo Dardan und Rhoe Wache standen. Langsam setzte er sich auf und lauschte angestrengt. Doch er hörte nichts mehr; nur Schweigen umgab ihn, tiefes, lastendes Schweigen. Eventine rutschte zum Rand des Bettes und schob vorsichtig ein Bein auf den Boden hinunter.
    Die Tür zu seinem Schlafgemach schwang langsam auf. Das Licht der Öllampen aus dem Korridor fiel ins Zimmer. Der Elfenkönig erstarrte. Durch die Öffnung kam Manx, den massigen Körper in Lauerstellung tief am Boden, den zottigen grauen Kopf zu seinem Herrn emporgestreckt, der auf dem Bettrand saß. Die Augen des Wolfshundes glitzerten wie die einer Katze, und seine dunkle Schnauze war feucht von Blut. Doch seine Beine und Pfoten erschreckten den König am meisten; im dämmrigen Licht schien es, als seien sie die knotigen, klauenbewehrten Glieder eines Dämons geworden.
    Aus dem Licht der Öllampen glitt Manx in den Schatten, und Eventine blinzelte erstaunt. In diesem Augenblick war er sicher, daß das, was er gesehen hatte, der letzte Fetzen eines Traums gewesen war, daß er sich nur eingebildet hatte, Manx sei nicht Manx, sondern etwas anderes. Der Wolfshund kam langsam auf ihn zu, und der König erkannte, daß er freundlich mit dem Schwanz wedelte. In tiefer Erleichterung seufzte er auf. Es war wirklich nur Manx, sagte er sich.
    »Manx, braver Alter…« sagte er und brach ab, als er die blutigen Spuren sah, die der Hund auf dem Fußboden hinterlassen hatte.
    Da sprang Manx schon nach seiner Kehle, schnell und lautlos, mit weitaufgerissenem Maul und krallenden Pfoten. Doch Eventine war schneller. Er riß die Decken vom Bett und warf sie dem Hund über. Nachdem er sie fest um das sich wehrende Tier gewickelt hatte, schleuderte er das Bündel mit Wucht auf das Bett und stürzte zur offenen Tür. Mit einem Satz war er draußen, schlug die Tür hinter sich zu, ließ den Riegel einschnappen.
    Schweiß strömte in kleinen Bächen an seinem Körper herab. Was ging hier vor? Wie betäubt taumelte er von der Tür zurück und wäre beinahe über den reglosen Körper Rhoes gefallen, der mit aufgeschlitztem Hals auf dem Boden lag. Eventines Gedanken rasten. Manx? Weshalb hätte Manx…? Aber nein, sagte er sich scharf, das war ja

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