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Shannara II

Titel: Shannara II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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dunkle Gestalt kauerte an seiner Seite. Seine kräftigen Hände hielten Wils Schultern umfaßt. Die Stimme des Druiden war ein heiseres Flüstern.
    »Schnell, Talbewohner. Sie haben uns gefunden.«
    Wil Ohmsford brauchte nicht zu fragen, wer die waren, die sie gefunden hatten. Sein Traum war Wirklichkeit geworden. Mit einem Sprung war er auf den Beinen, packte seine Decke und stürzte dem Druiden nach, der schon zu dem kleinen Haus eilte. Als hätte die Intuition sie geweckt, erschien Amberle auf der Veranda. Das weiße Nachtgewand flatterte gespenstisch um ihre zierliche Gestalt. Sie wirkte wie ein Geisterwesen.
    Sogleich eilte Allanon zu ihr.
    »Ich habe dir befohlen, dich anzuziehen«, flüsterte er zornig.
    Sie schien nicht überzeugt.
    »Solltet Ihr versuchen, mich mit List von hier fortzulocken, Druide? Sollte dies ein Spiel sein, das Ihr Euch ausgedacht habt, um mich zu bewegen, Euch nach Arborlon zu begleiten?«
    Allanons Miene verfinsterte sich.
    »Bleib ruhig noch einige Minuten hier stehen, dann wirst du deine Antwort schon bekommen! Kleide dich jetzt an!«
    Sie ließ sich nicht einschüchtern.
    »Gut. Aber ich kann die Kinder nicht einfach im Stich lassen. Sie müssen an einen Ort gebracht werden, wo sie in Sicherheit sind.«
    »Dazu bleibt keine Zeit«, entgegnete der Druide ungeduldig. »Außerdem sind sie hier sicherer, als wenn wir sie jetzt durch die Dunkelheit schleppen.«
    »Sie werden es nicht verstehen, daß sie einfach verlassen werden.«
    »Bleib, dann werden sie dein Schicksal teilen.« Allanon war mit seiner Geduld am Ende. »Wecke das älteste! Sag ihm, daß du fort mußt, daß du keine Wahl hast. Sag ihm, es soll die anderen zu einem Nachbarn bringen, sobald es draußen hell wird. Tu, was ich dir sage - spute dich!«
    Diesmal widersprach sie nicht. Sie machte kehrt und verschwand im Inneren des Häuschens. Wil zog seine Kleider zurecht und wickelte seine Decke zusammen. Gemeinsam mit Allanon sattelte er die Pferde. Sie führten sie vor das dunkle Haus, um dort das Elfenmädchen zu erwarten.
    Amberle ließ nicht lange auf sich warten. Ihre Füße steckten in Stiefeln, und über der langen Hose und dem gegürteten Kittel trug sie einen langen blauen Umhang.
    Allanon führte das Elfenmädchen und den Talbewohner dicht vor Artaq. Flüsternd sprach er mit dem Tier, während er seinen seidenweichen Hals streichelte. Dann drückte er Wil die Zügel in die Hand.
    »Steig auf!«
    Wil tat, wie ihm befohlen. Artaq warf den Kopf zurück und wieherte leise. Allanon sprach weiter flüsternd auf ihn ein. Dann faßte er Amberle um die Mitte und hob sie so schwungvoll, als besäße sie höchstens das Gewicht einer Feder, hinter Wil auf das Pferd. Er selbst schwang sich auf Spitter.
    »Leise«, mahnte er. »Kein Wort.«
    Sie bogen in die Straße ein, die vor dem kleinen Haus vorbeiführte, und folgten ihr in östlicher Richtung durch das schlafende Dorf. Nur das sachte Trappeln der Pferdehufe auf der festgetrampelten Erde durchbrach die tiefe Stille. Bald hatten sie die Häuser des Dorfes hinter sich gelassen und den Rand des Waldes erreicht. Vor ihnen dehnten sich Wiesen und Äcker, und in den Bewässerungsgräben glitzerte das Wasser im Mondlicht.
    Wortlos stieg Allanon vom Pferd. Eine Weile stand er unbewegt in der mondhellen Nacht und lauschte in die Stille hinein. Ängstliche Besorgnis spiegelte sich auf seinen Zügen. Schließlich trat er nahe an Artaq heran und bedeutete Wil und Amberle, sich zu ihm herunterzuneigen.
    »Sie sind überall.« Er sprach die Worte wie einen Hauch. Wil überlief es eiskalt. Der Druide blickte ihn an, als wolle er seinen Wert taxieren. »Bist du schon einmal zur Jagd geritten?« Wil nickte. »Gut. Du und Amberle behaltet Artaq. Wenn ihr in Bedrängnis geratet, laß ihm die Zügel schießen. Er wird euch sicher aus aller Gefahr herausführen. Wir reiten jetzt am Dorfrand entlang in nördlicher Richtung bis zur Öffnung des Tals. Dort durchbrechen wir ihre Umzingelung. Halte auf keinen Fall an, ganz gleich, was geschieht. Hast du mich verstanden? Wenn wir getrennt werden sollten, dann kehrt nicht um. Reitet weiter nach Norden, bis ihr den Silberfluß erreicht. Wenn ich nicht gleich nachkomme, dann durchquert den Fluß und reitet nach Westen in Richtung auf Arborlon.«
    »Was werdet ihr…?« fragte Wil hastig.
    »Kümmere dich nicht darum, was ich tun werde«, fiel ihm der Druide ins Wort. »Konzentriere dich darauf, das zu tun, was ich dir aufgetragen habe.«
    Wil nickte

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