Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Shannara II

Titel: Shannara II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
Vom Netzwerk:
betritt, sollte diese Sitte beachten, wenn er von ihnen willkommen geheißen werden will. Deshalb habe ich zuerst von dem Wasser getrunken. Deshalb habe ich dich allein aufräumen lassen, nachdem wir die Kranken behandelt hatten. Ich wollte sie davon überzeugen, daß ich ihre Sitten verstehe und achte. Ich dachte, dann bestünde eher die Chance, daß sie uns Artaq zurückgeben.«
    »Aber es scheint nicht geholfen zu haben«, bemerkte Amberle.
    »Nein, noch nicht«, bekannte er. »Aber immerhin haben sie uns gestattet, mit ihnen zu reisen. Normalerweise würden sie so etwas nicht einmal in Erwägung ziehen. Die Fahrensleute haben für Außenseiter nicht viel übrig.«
    »Sie haben uns gestattet, mit ihnen zu reisen, weil Cephelo neugierig ist und mehr über dich wissen möchte.« Sie hielt einen Augenblick inne. »Eretria interessiert sich auch für dich. Sie hat gar keinen Hehl daraus gemacht.«
    Er lachte unwillkürlich. »Und du glaubst wohl, daß ich das Trinkgelage und die Tanzerei gestern abend auch noch genossen habe?«
    »Wenn du es unbedingt wissen willst - ja, das glaube ich.«
    Sie sagte es ohne die Spur eines Lächelns. Wil lehnte sich zurück und hielt sich stöhnend den Kopf.
    »Gut, ich gebe zu, daß ich es übertrieben habe. Aber das hatte seinen Grund, ganz gleich, was du denkst. Ich mußte sie glauben machen, daß ich nicht gerissener bin als sie. Wenn sie nämlich den Eindruck bekommen hätten, daß ich sie überlisten will, wären wir jetzt beide tot. Deshalb habe ich getrunken und getanzt und mich genauso benommen, wie sich jeder Fremde unter den gleichen Umständen benommen hätte - um zu vermeiden, daß sie argwöhnisch werden.« Er zuckte die Schultern. »Für Eretrias Interesse an mir kann ich nichts.«
    »Das hab' ich ja auch gar nicht behauptet.« Sie wurde plötzlich ärgerlich. »Es ist mir völlig gleichgültig, ob Eretria sich für dich interessiert oder nicht. Mir ist nur wichtig, daß du uns nicht beide aus Torheit verrätst.«
    Sie sah den Ausdruck der Verwunderung, der über sein Gesicht flog, und errötete.
    »Bitte sei vorsichtig, ja?« fügte sie hastig hinzu, nahm ihm dann den leeren Becher aus der Hand und ging auf die andere Seite des Wagens. Wil blickte ihr neugierig nach.
    Einen Augenblick später kam sie zurück, wieder kühl und ruhig.
    »Noch etwas mußt du wissen. Heute am frühen Morgen begegnete der Wagenzug einem alten Fallensteller, der nach Osten reiste. Er war gerade durch den Tirfing gekommen - das Seengebiet unterhalb vom Mermidon, ehe man die Wälder von Westland erreicht. Er warnte Cephelo. Er sagte, dort triebe ein Teufel sein Unwesen.«
    Wil krauste die Stirn.
    »Ein Teufel?«
    »Er nannte es einen Teufel - das ist ein Name, den die Fahrensleute für ein Wesen gebrauchen, das nicht menschlich ist, ein böses Wesen.« Sie legte eine vielsagende Pause ein. »Es kann sein, daß dieser Teufel einer der Dämonen ist, die die Mauer der Verfemung eingerissen haben.«
    »Was sagte denn Cephelo zu diesem Teufel?«
    Amberle lächelte schwach. »Er kennt keine Angst vor Teufeln. Er beabsichtigt, dennoch durch den Tirfing zu reisen - er scheint fest entschlossen zu sein. Ich habe die Vermutung, daß er dort Geschäfte abwickeln will, die nicht zulassen, daß er den Tirfing meidet. Der Rest der Familie ist nicht allzu glücklich über seine Entscheidung.«
    Wil nickte. »Das kann ich verstehen.«
    In stetiger Fahrt rollten die Wagen westwärts bis zum Mittag. Dann machte man kurz Rast, um hastig ein Mittagsmahl zu verzehren. Wil fühlte sich inzwischen viel besser und konnte sogar etwas von dem Dörrfleisch und den Gemüsen essen, aus denen die Mahlzeit bestand. Cephelo erkundigte sich höflich nach seinem Befinden, ließ sich aber nicht auf ein längeres Gespräch ein, sondern entfernte sich bald wieder, in Gedanken offensichtlich bei anderen Dingen. Mit gesenkten Stimmen unterhielten sich die Fahrensleute über den Teufel, der angeblich in Tirfing sein Unwesen treiben sollte, und Wil sah deutlich, daß die Familie recht beunruhigt war über den Bericht des alten Fallenstellers. Fahrensleute waren von Natur aus abergläubisch, und Cephelos Entschluß, eine solche Warnung einfach zu mißachten, fand nicht viel Anklang.
    Der Nachmittag verflog rasch. Einmal setzte sich Wil eine Weile auf den Bock des Wagens und lenkte die Pferde, während die alte Frau ruhte. Amberle saß an seiner Seite, während er das Vierergespann im Zug der Wagen über die weite, grasbewachsene Ebene

Weitere Kostenlose Bücher