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Shannara II

Titel: Shannara II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Aus tränenden Augen spähte Wil in die Finsternis, während der Wind ihm ins Gesicht peitschte, und hielt Ausschau nach den Dämonen, die er hier erwartet hatte. Zu seiner Verwunderung entdeckte er nichts. Sie waren allein in dem kleinen Tal. Eine Aufwallung erleichterten Überschwangs überwältigte ihn. Sie würden entkommen! Die Verfolger lagen zu weit zurück, um sie einzuholen, bevor sie die Wälder des Westlands erreichten, das Land der Elfen. Dort wartete Hilfe…
    Unvollendet blieb der Gedanke in seinem Hirn haften, wiederholte sich in endloser Monotonie mit dem Klang von Artaqs donnernden Hufen. Wil wurde eiskalt. Welchen Gedanken gab er sich da hin? Es gab keine Hilfe für sie. Niemand wußte ja, daß sie kamen - niemand außer Allanon, und der Druide war vernichtet. Hilfe? Welche Art Hilfe erwartete er denn? Schon waren die Dämonen bis ins Herz der Stadt Arborlon eingedrungen, um die Erwählten zu töten. Was könnte sie davon abhalten, einen unglaublich törichten Talbewohner und ein unbewaffnetes Elfenmädchen bis in die einsamen Wälder des Festlandes zu verfolgen? Sie hatten das Rhenn-Tal erreicht, doch was war damit gewonnen? Nichts. Im Gegenteil - draußen, im offenen Land, hatte Artaq ungehindert galoppieren können; und hier, im behindernden Gewirr der Wälder, konnte er es nicht. Nichts konnte hier die Dämonen-Wölfe daran hindern, sie zu verfolgen; diese Geschöpfe waren schneller und wendiger als sie, besser in der Lage, das Geschlinge von Ästen und Büschen zu durchdringen. Den Bösen würde die Verfolgung leichter fallen, als ihnen die Flucht. Am liebsten hätte er alles hinausgeschrieen, was er empfand. Dummheit! Durch seine Kurzsichtigkeit hatte er sie ihrer einzigen Chance auf ein Entkommen beraubt. Sie würden nie entkommen. Sie würden eingeholt und getötet werden. Und das war seine Schuld. Er hatte ihnen das angetan.
    Er mußte etwas unternehmen.
    Seine Gedanken überstürzten sich, während er voller Verzweiflung überlegte. Nur eine Waffe blieb ihm. Die Elfensteine.
    Da schrie Amberle plötzlich auf. Wil fuhr herum. Sein Blick folgte dem Arm des Elfenmädchens, das himmelwärts wies.
    Durch die Talöffnung segelte ein gewaltiges schwarzes Geschöpf auf ledrigen Schwingen, die weit ausgespannt waren. Auf seinen Schultern saß ein Kopf, so schief und verdreht wie ein verkrüppeltes Glied. Kreischend flog das Ungeheuer aus der Streleheim-Ebene in die Talspalte hinein und setzte ihnen nach. Nie zuvor hatte Wil ein so gigantisches Wesen gesehen. Außer sich vor Angst und Entsetzen schrie er auf Artaq ein, doch der Rappe hatte nichts mehr zuzugeben - nur die Willenskraft trieb ihn noch vorwärts. Dreihundert Schritte entfernt ragte schwarz der Gebirgszug in die Dunkelheit, durch den ein zweiter Paß aus dem Tal hinausführte in die Wälder auf der anderen Seite. Dort konnten sie sich vor dieser Ausgeburt eines Alptraums verstecken, dorthin konnte ihnen ein Ungeheuer von solcher Größe nicht folgen. Nur ein paar Sekunden brauchten sie.
    Das geflügelte Ungeheuer stieß aus der Luft herab. Wie ein riesiger Felsbrocken schien es auf sie hinunterzufallen, wie es da taumelnd durch die Nacht stürzte. Wil Ohmsford sah es kommen und erblickte flüchtig den Reiter, den es trug, ein menschenähnliches Wesen, doch bucklig und mißgestaltet, mit roten Augen, die im Schwarz des Gesichtes glühten. Die Augen schienen ihn zu durchbohren, und er spürte, wie sein Mut dahinschmolz.
    Einen Moment lang dachte er, es sei aus mit ihnen. Doch da hatte Artaq mit einem letzten verzweifelten Sprung den Paß erreicht, jagte zwischen den hohen Felsgipfeln hindurch und tauchte in die Dunkelheit der Bäume.
    Einen schmalen, von tiefen Furchen durchzogenen Pfad donnerte der große Rappe hinunter, wurde kaum langsamer, während sein mächtiger Körper sich geschmeidig durch das Gewirr von Bäumen und Büschen schlängelte. Wil und Amberle hielten sich mit der Kraft der Verzweiflung auf dem Rücken des Pferdes. Zweige und stachlige Ranken schlugen ihnen ins Gesicht, und bei jeder Wendung des Rappen drohten sie abgeworfen zu werden. Wil versuchte Artaq zu zügeln, doch der war nicht zu bändigen. Der Talbewohner hatte völlig die Kontrolle über ihn verloren. Der Rappe lief jetzt sein eigenes Rennen.
    Verwirrt durch die Finsternis des Waldes, die sie jetzt einhüllte, und durch den gewundenen Pfad, verloren die Reiter innerhalb von Sekunden völlig die Orientierung. Obwohl Wil das Heulen der Dämonen-Wölfe und das

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